Amtszimmer
"Gespräche, Gespräche und Gespräche": Zu Besuch im Büro von Landrat Alexander Tritthart
15.08.2021, 18:28 UhrSchon bevor man einen Blick in das Büro von Landrat Alexander Tritthart wirft, ist beim Betreten des Gebäudes klar: Auf die klischeebehaftete Amtszimmer-Vorstellung vom dunklen Raum mit wuchtigem Eichenholz-Schreibtisch und schwarzbraunem Leder-Sessel wird man hier nicht treffen. Das helle, großzügige und moderne Gebäude in der Nägelsbachstraße hat das alte Landratsamt am Schlossplatz erst vor drei Jahren abgelöst und in vielerlei Hinsicht eine "enorme Verbesserung", findet der Landrat.
"Am meisten schätze ich hier das Klima", sagt er, während er im kurzärmeligen weißen Hemd und dunkler Krawatte hinter dem Bürostuhl in seinem Zimmer direkt über dem Sitzungssaal steht. "Das war im Sommer im alten Amt manchmal kaum auszuhalten". Kühldecken, dreifachverglaste Fenster und Lärmschutzwände sorgen in dem geräumigen Zimmer mit ovaler Rundung neben einer angenehmen Temperatur auch für eine beinah geräuschlose Kulisse. Und das obwohl sich unterhalb des Landrats-Büros die vielbefahrene Straße zwischen dem Amtsgebäude und den Erlanger Arcaden befindet.
Mischung aus Digital und Papierform
Neben Ruhe und passenden klimatischen Bedingungen sind Tritthart vor allem Übersichtlichkeit und Stimmigkeit wichtig: "Überladene Zimmer mag ich überhaupt nicht", sagt er und blickt auf seinen Schreibtisch. "Ich mag die Ordnung, nur auf dem Schreibtisch schaffe ich es nicht immer, alles wegzuräumen. Man braucht manche Dinge ja griffbereit." Auf dem graubraunen, schlichten Schreibtisch türmt sich ein Papierstapel – wichtige Mails druckt sich der 52-Jährige "doch gern noch aus".
Sonst ist er, passend zu seiner Einrichtung, sehr modern unterwegs: Der Schreibtisch wirkt auch deswegen so groß, weil ein breiter Bildschirm und dazugehöriger Rechner fehlen. Stattdessen steht da ein schmales iPad mit abnehmbarer Tastatur, ein weißer Apple-Pencil ist seitlich magnetisch befestigt: "Obwohl ich den Stift dazu eigentlich gar nicht verwende. Der ist nur dabei, weil er cool aussieht." Der gebürtige Erlanger schätzt die Mobilität des Geräts, denn auch im Taxi und unterwegs müssen manchmal Mails beantwortet werden.
"Absoluter Familienmensch"
Neben seinem Tablet, einem Telefon, Papierstapeln, zwei Vorratsboxen Einwegmasken – nach wie vor ein essentielles Gut in der aktuellen Zeit – einem Stiftebehälter und einigen Zeitungen, beherbergt Trittharts Schreibtisch auch Persönliches: Seine Familie hat der Kommunalpolitiker in Form von Fotos seiner Frau, seinen beiden Söhnen und der 12 Jahre alte Familienhündin "Chili" auch bei der Arbeit immer in seiner Nähe. "Ich bin ein absoluter Familienmensch", sagt Tritthart, während er die drei Rahmen zurechtrückt. "Ohne Familie könnte man diesen Job auch gar nicht machen." Ein Bild steckt in einem von seinem Sohn im Grundschulalter selbstgebastelten Bilderrahmen aus hellem Holz, verziert mit Goldfarbe und einzelnen Glassteinen, von denen einer bereits fehlt.
Dahinter zwei Geschenke seiner Frau: Ein elektronischer Bilderrahmen mit privaten Familienfotos, "den mache ich immer dann an, wenn ich mal länger im Büro bin" und ein kleiner Bildkalender aus dem Jahr 2019, der trotzdem immer auf den richtigen Monat geblättert wird. "Da waren wir mal ein bisschen weiter weg", erinnert sich Tritthart mit Blick auf ein Foto vor karibischer Strand-Kulisse.
Drei Arten von Unterhaltungen
Mehr Bilder oder persönlich ausgesuchte Kunst gibt es nicht in Trittharts Büro. Stattdessen hängen farblich abgestimmte Lärmschutzpaneelen in Grau- und Blautönen an der Wand, "die wie ich finde, auch was von Kunst haben". Sie ergänzen das Farbkonzepts des Landratsamtes: Die einzelnen Flügel nämlich haben unterschiedliche Farben – Landrat Trittharts Büro liegt im Blauen. "Obwohl meine Lieblingsfarbe ja eigentlich rot ist." Besonderen Wert hat er auf die kleine Sitzgruppe rechts neben dem Besprechungstisch gelegt, an dem coronabedingt nur vier statt sechs Stühle stehen.
"Es gibt Gespräche, Gespräche und Gespräche", sagt der ehemalige Weisendorfer Bügermeister und zeigt dabei nacheinander auf Schreibtisch, Besprechungstisch und die drei ledernen, schwarzen Sessel, die um einen schwarzen Couchtisch gruppiert sind. "Ich wollte gern was haben, was ein bissl locker ist, und zu vertraulicheren Gesprächen sitze ich dann dort." Ein gewisses Mitsprachrecht hatte der Landrat bei der Auswahl der Möbel. "Mein Schreibtisch zum Beispiel ist als einziger im gesamten Landratsamt nicht höhenverstellbar". Das hätte irgendwie einfach nicht zum Rest gepasst, sagt er und ergänzt: "Ich habe es zum Glück auch noch nicht mit dem Kreuz."
Ein Sideboard voller Andenken
Rechts hinter dem Tisch geht es nicht ganz so strukturiert zu, wie im überwiegenden Rest des Raumes. Auf einem Sideboard hat Tritthart seine kleine Landkreis-Ecke eingerichtet: Dort stehen die unterschiedlichsten Andenken, die er bei Besuchen verschiedener Firmen und Unternehmen im Landkreis überreicht bekommen hat. Hinter einem Modell einer Kugelschleifmaschine von Schaeffler – "die finde ich einfach total schön" – lehnt ein handbemalter Teller mit dem Wappen des Landkreises, daneben ein Feuerwehrauto und ein Modellwagen, den ihm ein Freund zur Bürgermeisterwahl geschenkt hat. Inmitten der Sammlung liegt ein großer, symbolischer Schlüssel: "Der ist etwas ganz Besonderes. Den habe ich zur Einweihung dieses Gebäudes vor ziemlich genau drei Jahren bekommen."
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Geschlafen wird zuhause
Tritthart fühlt sich sehr wohl in dem neuen Gebäude und in seinem Bürozimmer, nach einem langen Tag freut er sich aber auf zu Hause. "Ich möchte jeden Abend heimkommen, egal wie spät es dann mal ist." Übernachten musste er in seinem Büro deswegen auch noch nie. Dennoch – er verbringt viel Zeit hier. Auch wenn nun "endlich" wieder mehr Termine stattfinden und die Tage wieder abwechslungsreicher werden. "Das Einzige", sagt der Landkreis "was ich manchmal vermisse, ist der Charme im alten Amt. Der Blick auf den Schlossplatz, die Uni und die rot-weißen Schirme. Aber das ist jetzt Jammern auf ganz hohem Niveau."
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