Grünen-Politikerin aus Bubenreuth: "Sprache darf nicht ausgrenzen"
11.7.2020, 16:38 UhrFrau Beifuß, wenn Sie einen Satz lesen, der nicht gendergerecht ist, fühlen Sie sich dann diskriminiert?
Es kommt vor, dass ich mich nicht mitgemeint fühle. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ich damit nicht alleine bin. Ein Beispiel: Wenn in einer Stellenanzeige ein Abteilungsleiter gesucht wird, schrecken viele Frauen vor einer Bewerbung zurück, obwohl die Annonce sich eigentlich an alle Geschlechter richtet.
Und wenn eine Uni eine Professur vergibt anstelle eine Professorin oder einen Professor zu suchen?
Das halte ich für eine gute Lösung. Denn Menschen, die sich nicht (allein) dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen, werden bei dieser Formulierung miteinbezogen. Und ich habe auch kein Problem, wenn zum Gemeinderat eingeladen wird, wie kürzlich in den EN behauptet wurde, das Gremium ist nämlich weder männlich noch weiblich.
Müssen Sie sich im Freundeskreis häufig rechtfertigen für Ihren Einsatz für gendergerechte Sprache?
Es führt manchmal zu Diskussionen. Ich versuche dann schon für die geschlechtergerechte Sprache zu werben. Es sind tatsächlich meist Männer, welche ja in der Regel sprachlich nicht ausgeschlossen werden, die dies für übertrieben halten. Zu sagen, es seien alle mitgemeint, reicht aber oft nicht aus. Sich in die Menschen hineinzuversetzen, die sich ausgegrenzt fühlen, ist entscheidend, um zu verstehen: Gegenderte Sprache ist wichtig für die Gleichberechtigung.
Ist es das wirklich: Wichtig, ob wir in der Sprache gendern? Ist nicht gelebte Akzeptanz, Toleranz und Gleichberechtigung wichtiger?
Wie geht denn all dies ohne faire Sprache? Sprache beeinflusst, wie wir die Dinge wahrnehmen. Unser Leben ist ein dauerhaftes Kommunizieren – da ist es unbedingt notwendig, dass wir auch hier niemanden ausgrenzen und alle Menschen gleich behandeln.
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