„Ich kann mich auf meine Lieder verlassen“
31.5.2011, 00:00 UhrMusik als Momentaufnahme. Der Zauber des Augenblicks hat für den Künstler „Point“ an Wert gewonnen, seit er dreifacher Familienvater ist. Da sind die schmalen Zeitfenster zwischen Job und Familie naturgemäß eng. Wenn denn mal eines aufklappt, gilt es, die Gunst der Stunde zu nutzen. Dann schnappt sich Peter Gruner seine Gitarre und legt los wie die Feuerwehr. Kreativität auf Knopfdruck – „das geht“, nickt der umtriebige Liedermacher und scheint einen Augenblick lang selbst überrascht.
Auch das aktuelle Demo „Point.“ entstand quasi aus der Hüfte. „Ich hatte einen Vormittag frei, hab’ mir meine Gitarre geschnappt und bin zu Markus Mayer geradelt. Bei ihm zu Hause im Wohnzimmer haben wir das Ding in einem Ruck eingespielt: in exakt drei Stunden.“
Kein Perfektionist zu sein, ist bei einer derartigen Arbeitsweise definitiv von Vorteil, aber Peter Gruners Helden sind ohnehin nicht die Axl Roses dieser Welt, die jahrelang im Studio an einem Album schrauben, sondern eher Tom Waits und Bob Dylan (um zwei von zweihundert zu nennen). Natürlich muss das Material sitzen, wenn man so arbeitet. Satte 40 Songs umfasst das Live-Repertoire von Point – alles eigene Sachen, keine Coverversionen. 90 Prozent von dem, was er schreibt, verwirft er wieder, schätzt der Sänger und Gitarrist. Was überlebt, ist jedoch gesetzt und vor allem bühnenerprobt.
Erfahrung und Wissen über Musik sind weitere Bausteine. Beides bringt Peter Gruner mit. Nach seiner Zeit bei der 90er-Jahre-Indierock-Kapelle „!KAAK!“, dem vielköpfigen Bandprojekt „Swamp Hogs“ und einem kurzen Gastspiel bei der Erlanger Institution „The Magictones“ war Point zuletzt unter dem Banner „Zimt“ unterwegs. Doch mit dem Namen wurde er nie so recht warm, findet ihn „verwirrend“. Da es seinen Mitstreitern – Bernie Sauer am Bass, Tilmann Uhl hinterm Schlagzeug – egal war, heißt die Truppe nun so wie der Frontmann, den ohnehin nur jeder als „Point“ kennt. Ansonsten hat sich nichts geändert. Neben der von ihm geschätzten Bandbesetzung im Trio-Format hat man Point zuletzt öfters solo erlebt, wie vergangenen Sommer beim Nürnberger Bardentreffen.
„Die Auftritte allein haben mir gezeigt, dass ich mich auf meine Lieder verlassen kann“, sagt Peter stolz, der sich trotzdem als Teamplayer sieht. „Ich bin Ideengeber, lege die Rohversion eines Songs vor. Dann bringen die anderen sich ein – worüber ich mich wahlweise freue oder ärgere.“
Wichtig waren und sind „Point“ immer die Texte. Anfangs wie üblich auf Englisch, schreibt der Erlanger seit 2004 ausschließlich auf Deutsch – was ein großer Schritt war: „Das läuft alles viel bewusster ab: Die Leute verstehen dich, du kannst dir kein G’schmarri leisten.“ So singt der 40-Jährige über Freigeister und Sesselpupser, über Sehnsüchte und Ausharren, ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen: „Aber Liebling, deine Tränen sind zu schade für diese Welt.“
„Ich bin nach wie vor daran interessiert, Alben zu machen und nicht nur einzelne Lieder, die ich ins Netz stelle. Am wichtigsten sind jedoch nach wie vor Auftritte: Egal wo und wie viele Menschen da sind – wenn nur einer ergriffen ist, habe ich meinen Lebenszweck als Musiker erfüllt.“
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