„Ich versuche der Jury zu zeigen, dass ich der Richtige bin“

10.8.2012, 00:00 Uhr
„Ich versuche der Jury zu zeigen, dass ich der Richtige bin“

© Astrid Löffler

Wenn Adrian Krämer das Mundstück seiner Klarinette zu seinen Lippen führt, scheint er in einer anderen Welt zu sein. Ganz geht der Abiturient dann in der Musik auf, mit der er vor allem seine Zuhörer unterhalten will. „Bei Konzerten habe ich immer das Publikum im Kopf“, erklärt Krämer. Bei Wettbewerben wie „Jugend musiziert“ achte er dagegen mehr auf stilistische Feinheiten und ein perfektes Vorspiel, was auf so manchen normalen Konzertbesucher eher langweilig wirke.

„Ich versuche der Jury zu zeigen, dass ich der Richtige bin, der weitergeleitet wird“, resümiert der 18-Jährige. Mit dieser Philosophie setzte er sich heuer im Fach Klarinette zunächst gegen 111 Konkurrenten im Regionalwettbewerb in Nürnberg durch, dann gegen 38 Mitbewerber im bayerischen Landesentscheid. Beim Bundeswettbewerb in Stuttgart wurde Krämer mit 24 Punkten einer von fünf ersten Preisträgern. Malte Meyn, der ihn am Klavier begleitete, kam auf einen der zweiten Plätze.

„Wir sind ein eingespieltes Team und schon oft zusammen aufgetreten“, bilanziert Krämer. „Kennengelernt haben wir uns bei den ,Fürther Streichhölzern‘.“ Nach der allwöchentlichen Probe des 80 Mitglieder zählenden Jugendsinfonieorchesters setze man sich oft noch in einen nahe gelegenen Biergarten und spiele Schafkopf. „Es gibt dort überhaupt keine Rivalität unter den Musikern“, schwärmt der Absolvent des Gymnasiums Fridericianum.

In der Auszeichnung sehen die beiden Freunde eine schöne Bestätigung für ihr musikalisches Engagement und Können. Andererseits gebe es jedes Jahr zahlreiche Preisträger bei „Jugend musiziert“, deshalb sollte man den Erfolg auch nicht überbewerten, findet Krämer. Ob jemand einen ersten oder zweiten Preis bekomme, hänge letztlich auch von der Tagesform der Jury ab.

Informatikstudent aus Erlangen

„Mir macht es vor allem Spaß, bei dem Wettbewerb zusammen mit anderen zu musizieren“, ergänzt Meyn, der auch viel Kammermusik spielt. Frühere Überlegungen, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, hat der 20-Jährige aber aufgegeben. „Ich wollte finanziell unabhängig sein und nicht von der Musik leben müssen“, erläutert der Informatikstudent aus Erlangen.

Anders sieht es bei Adrian Krämer aus: „Klarinette ist inzwischen schon festes Berufsziel.“ Als ob in den vergangenen Monaten die Doppelbelastung mit „Jugend musiziert“ und Abiturvorbereitung nicht genug gewesen wäre, hat sich der junge Mann aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt in der Zeit auch noch auf die Aufnahmeprüfungen an verschiedenen Musikhochschulen vorbereitet. Am liebsten würde er in Weimar studieren, erklärt Krämer. Denn dort gebe es einen renommierten Professor, den er bereits in einigen Einzelstunden schätzen gelernt habe.

Wenngleich der 18-Jährige von seinen professionellen Lehrern, zu denen ein Mitglied der Bamberger Symphoniker und ein Dozent der Nürnberger Hochschule für Musik gehören, enorm profitiert, so übt er doch die meiste Zeit für sich alleine im elterlichen Wohnzimmer. „Ich trainiere dann vor allem grundsätzliche Sachen: Dass die Finger rund laufen, dass der Klang passt, dass man alle Tonlagen spielen kann“, erklärt Krämer, der seit zwei Jahren zirka zwei Stunden täglich übt. „Zuvor habe ich meist nur eine halbe Stunde am Tag gespielt, dafür aber regelmäßig.“

Da Krämer aus einer enorm musikalischen Familie stammt – der Vater ist Soloflötist bei der Staatsoper Nürnberg, die Mutter spielt Bratsche und Klavier auf beachtlichem Niveau –, sei für ihn immer klar gewesen, dass er außer Klavier noch ein weiteres Instrument lernen wolle. Und zwar eines, das weder seine Eltern noch seine beiden Geschwister beherrschten. So habe er als Neunjähriger zur Klarinette gefunden, illustriert der angehende Student.

Auch Flötistin Friederike Klek kann sich gut vorstellen, die Musik einmal zu ihrem Beruf zu machen. Wie das genau aussehen soll, weiß die Gewinnerin eines zweiten Bundespreises in der Wertung Blockflöte solo derzeit aber noch nicht. Nächstes Jahr wolle sie sich erst mal auf ihr Abitur konzentrieren, sagt die 16-jährige Erlangerin, die seit ihrem fünften Geburtstag Flöte spielt.

Christoph Holter, der beim diesjährigen Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ einen dritten Platz holte, hat sich indes schon für ein Chemiestudium entschieden. Als Sechsjähriger hat der heute 19-Jährige angefangen, Klavier zu lernen, zwei Jahre später kam Cello-Unterricht dazu. „Ich mag beide Instrumente, komme mit dem Klavier aber besser zurecht“, resümiert der Student, der zum Wintersemester Erlangen den Rücken kehrt und an die Universität in Wien wechselt.

 

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