In der jüdischen „Bürgschaft“ steckt Verantwortung im doppelten Sinn

16.03.2012, 00:00 Uhr

Unter Berufung auf die Thora und den Talmud leitete der Religionslehrer der jüdischen Gemeinde den Begriff der Verantwortung aus dem eigenen Kontext ab: „Alle Kinder Israel – alle Menschen – sind füreinander verantwortlich“ berief sich Danieli auf die Schrifttradition, die dafür den Begriff „Bürgschaft“ gefunden habe.

 Diese Bürgschaft für den Anderen müsse so verstanden werden, dass auch derjenige sich schuldig mache, der den erkennbaren Fehler des Anderen toleriere, statt dagegen zu protestieren. Diese Verantwortung in Form der Bürgschaft sei bereits als verpflichtend in den ältesten Schriften des Judentums zu finden, so Danieli. Der Rabbiner ist aber überzeugt, dass der Mensch „offen“ geboren wird – seine spätere Bereitschaft, „Bürge“ zu sein, also auch erworben werden müsse. Für den lutherischen Dekan Peter Huschke ist dies auch ein Nachweis dafür, dass die moderne Zivilgesellschaft in ihren Werten erkennbar jüdische Wurzeln habe.

Dass diese Werte-Aneignung auch über die Bildung geschieht machten Schülerinnen und Schüler des Emmy-Noether-Gymnasiums deutlich, die in einem Seminar mit ihrem Lehrer Rüdiger Leppert einen Audio-Guide zum jüdischen Leben in Erlangen entwickelt haben. Dieses „Hörspiel“, das in Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Stadtarchiv entstand, führt in die Zeit der Niederlassung der ersten jüdischen Familien in Büchenbach und Bruck zurück, enthält originale und nachgespielte Tondokumente aus der Zeit der Judenverfolgung und -vernichtung im Nationalsozialismus und reicht bis in die Zeit der Neugründung in den 90er Jahren den letzten Jahrhunderts.

Oberbürgermeister Siegfried Balleis hatte als Schirmherr der Veranstaltung an die letzte Generation mit eigenen historischen Erfahrungen der Judenverfolgung appelliert, die heutigen Jungen gegen Vorurteile, Intoleranz und Hass zu immunisieren. Hans Markus Horst von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Franken nahm „jeden Einzelnen“ in die Pflicht, sich gegen Antisemiten und Rechtsradikale zu stellen und erinnerte daran, dass auch die christlich-jüdische Versöhnung von Einzelpersonen ausgegangen sei.

Beeindruckend auch die musikalische Umrahmung durch Schülerinnen des Christian-Ernst-Gymnasiums.

 

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