In Spardorf wird weiter erbittert um die Pläne für den Sportplatz gestritten
24.4.2021, 12:05 UhrAn die 50 Bürger hatten sich eingefunden und nutzten ausgiebig das von Bürgermeister Andreas Wasielewski eingeräumte Rederecht. Auch wenn das "Miteinander" mehrfach beschworen wurde, spiegelte sich der deutliche Riss, der den Gemeinderat durchzieht, auch in der Bürgerschaft wider.
Der Bürgermeister hatte den Tagesordnungspunkt zusätzlich eingefügt und damit sowohl auf die Eingabe einer Reihe von Bürgern als auch den Antrag von sieben Ratsmitgliedern um seine Amtsvorgängerin Birgit Herbst (Neue Liste) reagiert. Wasielewski nutzte die Gelegenheit, herauszustellen, dass bereits eine Woche zuvor ein "Online-Gespräch" mit Bürgern zu dem Thema stattgefunden habe. "Diesen Dialog fortzusetzen ist auch mein Wunsch", unterstrich Wasielewski und appellierte, "gemeinsam" Lösungen zu suchen und "nicht zu streiten".
Bürgermeister bietet spezielle "Wald"-Sprechstunde
Er stehe ab sofort "jeden Mittwoch" für eine "spezielle Wald-Sprechstunde" zur Verfügung, leitete der Bürgermeister zu einer "Erläuterung der Vorgeschichte und Alternativen" über. "Die einfachste Lösung" des Sportplatz-Problems, nämlich in einem gegenseitigen Tauschgeschäft mit dem Landratsamt die Mitbenutzung des Sportplatzes des Gymnasiums für die Grundschule zu erreichen, sei vom Landrat leider mehrfach abgelehnt worden.
Bei allen Alternativen gehe es stets um die Abwägung von realer Machbarkeit, "Kosteneffizienz" und Umwelteingriffen. Dies habe der Rat schon im Sommer letzten Jahres bei seinem Beschluss getan, bei der seit etlichen Jahren ins Auge gefassten Erweiterung der Grundschule nicht Sanierung und Anbau vorzunehmen, sondern einen kompletten Neubau. Und diesen rasch voranzubringen.
Schule in Containern platzt aus den Nähten
Damit sollte auch eine weitere Auslagerung des laut Schulleiterin "aus allen Nähten platzenden" Schulbetriebs in Container vermieden und ein auf die zukünftigen Anforderungen einer Ganztagsbetreuung – die zwingend auch entsprechende Freiflächen erfordere – ausgerichtetes Gesamtkonzept realisiert werden.
Das gelte auch für den vor vier Wochen in öffentlicher Sitzung mehrheitlich gefassten Grundsatzbeschluss, den bestehenden Sportplatz teilweise zu überbauen und als Ersatz dafür etwa 1500 Quadratmeter eines nebenliegenden Mischwalds mit teils auch alten Eichen zu roden.
Das sei nach Wasielewskis Ansicht "auch in Bezug auf die Umwelt vertretbar". Werde die Waldfläche doch nicht nur durch Neuanpflanzungen "voll ausgeglichen", sondern sogar "überkompensiert" dadurch, dass man "auch größere Bäume" einbringe und die verbleibenden zwei Drittel des Waldstücks durch Pflanzungen und Waldumbau "ökologisch aufwertet" und zukünftig "rein ökologisch, nicht ökonomisch" bewirtschafte.
Wasielewski: Schul-Problem duldet keinen Aufschub
Sogar ein "Waldlehrpfad" im Rahmen eines Konzepts der Umweltbildung für die Schulkinder sei im Bereich des Möglichen. Wasielewski unterstrich zudem – unter Beifall aus dem Publikum –, dass die Lösung des jahrelang schwelenden Schul-Problems keinen weiteren Aufschub mehr dulde und "jeder Monat rund 10.000 Euro Kosten für die Container bedeutet".
Die Bedenken von Waldfreunden versuchte der Bürgermeister zu zerstreuen: "An der Stelle gibt es hinterher mehr Bäume als vorher!".
"Der Wald ist nicht verhandelbar!"
Das gelang freilich nur zum Teil. "Der Wald ist nicht verhandelbar!", betonte mehrfach NL-Rätin Birgit Herbst, die mit der Hälfte des Rates im Rücken schon zu Beginn der Sitzung gegen ein aus ihrer Sicht unrichtig notiertes Abstimmungsergbnis beim Grundsatzbeschluss vom März vehement protestiert hatte. "Die Eichen sind unwiederbringlich" und seien deshalb unbedingt erhaltenswert, so Herbst. Sie bestritt nachdrücklich, dass der Gemeinderat bislang eine ausreichende Abwägung getroffen habe. Man sei zudem "noch nie so umfassend informiert" worden wie an diesem Abend, und von einigen Alternativen und Verhandlungen des Bürgermeisters habe man "überhaupt noch nie gehört" – was Wasielewski mit seinerseits sehr deutlichen Worten zurückwies.
"Kein Standort ist ideal"
Namens der CSU räumte Henning Altmeppen ein, dass "kein Standort ideal" sei. Doch monierte er, "nicht genügend Informationen" zu haben. Insbesondere die Kosten des mehr als einem halben Dutzend Alternativen seien zu grob kalkuliert und "nicht durchschaubar".
Möglicherweise könne auch auf so manchen Eigentümer von weiteren Flächen eingewirkt werden, und Landrat Alexander Tritthart (CSU) sei durch "mehr politischen Druck" eventuell doch noch umzustimmen. Stehe der Gymnasiumsplatz doch insbesondere an den Wochenenden "komplett leer". Der Beifall der Zuhörer veranlasste den SPD-Bürgermeister, seine CSU-Kollegen ihrerseits zu entsprechenden Aktivitäten im Landratsamt zu ermuntern.
Bürger sind gespalten
Gespalten zeigte sich auch die zahlreich anwesende Bürgerschaft. Hieß es einerseits, "der Klimaschutz ist das Wichtigste", wurden andererseits die prekäre Lage der Schulkinder und die unbedingt nötigen Flächen für Pausenhof und Sport angesprochen. Forderte der eine, alle Alternativen nochmals und "gründlicher" zu prüfen und Verhandlungen "intensiver" zu führen, mahnte die andere, den Schulbau "nicht noch weiter zu verzögern" und auch die Kosten im Rahmen zu halten.
Selbst der unter Beifall an den gesamten Rat gerichtete Appell, "die Grabenkämpfe und Anfeindungen seit der Bürgermeisterwahl sein lassen" zu wollen, erregte Unmut: Henning Altmeppen sah darin "fast schon eine Unverschämtheit". Sei es doch Aufgabe des Gremiums, über die besten Lösungen zu streiten.
Bürgermeister: Der Architekt steht Gewehr bei Fuß
Dazu freilich wird in Spardorf weiter reichlich Gelegenheit bestehen: wie Bürgermeister Wasielewski ankündigte, stehe der Architekt "Gewehr bei Fuß", wenn endgültig feststehe, wo nun gebaut werde. Er sei in dieser Frage aber weiter "dialogbereit". "Aber was ist eine wirklich umsetzbare Alternative?", fragte er.
Der "nächste Schritt" sei dann eine "ausgefeilte Kostenschätzung", die dann wiederum der Gemeinderat zu besprechen habe. Es bleibt spannend in Spardorf.
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