Jedes Mittel ist recht
11.10.2011, 00:00 Uhr
Der Anteil jener vorübergehend Arbeitslosen, die auf einem leergefegten Stellenmarkt schnell wieder vermittelt werden können, liegt derzeit bei knapp über einem Prozent. „Diese Form der Arbeitslosigkeit macht uns derzeit überhaupt keine Sorge“, sagt Axel Lindner, Vorstandsvorsitzender der GGFA AöR, Anstalt des öffentlichen Rechts der Stadt Erlangen, wie die „Arbeitsagentur“ in der Optionskommune Erlangen offiziell heißt. Und Optionskommune meint: In der Stadt Erlangen kümmert sich die GGFA sozusagen als langer Arm der Stadt um (Langzeit-)Arbeitslose Bei den Menschen, die aus einer Arbeit vorübergehend ausscheiden, aber in den Arbeitsmarkt integriert sind, geht es meist sehr schnell, dass sie wieder vermittelt sind.“
Zwar hat sich angesichts der Erholung des Arbeitsmarktes auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen und schwer Vermittelbaren geringfügig auf unter 1800 Personen reduziert, trotzdem bleibt dieser Personenkreis besonders arbeitsintensiv für die GGFA. Unter ihnen sind beispielsweise viele Alleinerziehende, die auf Grund ihrer speziellen Lebensssituation auch überproportional von Armut bedroht sind. Mehr als 40 Prozent der Alleinerziehenden-Haushalte beziehen derzeit Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende.
Lindner und seine Stellvertreterin Ina Thum haben aber auch hier die Erfahrung gemacht, dass die intensive Betreuung durch die GGFA und ihre Mitarbeiter Früchte trägt: „Der Kräftebedarf in der Wirtschaft ist immer noch sehr groß. Wenn es uns gelingt, bedarfsgerechte Angebote zu machen, sind auch dort Vermittlungserfolge zu erzielen, wo es aus sozialen Gründen als sehr schwer erscheint.“ Mit einer Vermittlungszahl von rund 1000 „schweren Fällen“ pro Jahr sind Lindner und Thum aber sehr zufrieden, zumal „diese Zahl über Jahre stabil bleibt“.
Lob für heimische Wirtschaft
Nicht besonders hilfreich waren natürlich die staatlichen „Reformen“ in der Arbeits(losigkeits)verwaltung: Mittelkürzungen und eine Strukturreform haben dazu geführt, dass die Arbeit sowohl der Arbeitsagenturen als auch der Optionskommunen schwieriger geworden ist, für viele bislang bewährte Maßnahmen künftig das Geld fehlt. Trotzdem: Lindner und Thum wollen nicht jammern, wie sie sagen, „wir wollen vielmehr zeigen, dass die Bemühungen, Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu integrieren oder ihnen zumindest eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, ein Beitrag zum sozialen Frieden sind.“ Deshalb lässt die GGFA auch nichts unversucht, einerseits mit der heimischen Wirtschaft immer neue maßgeschneiderte Beschäftigungsmodelle für ein schwieriges Klientel auszutüfteln, andererseits aber auch alle nur denkbaren Fördergelder an Land zu ziehen, um die eigenen Programme finanzieren zu können. Als sehr hilfreich erwiesen sich derzeit Gelder aus dem europäischen Sozialfonds, die örtlichen Beschäftigungsmaßnahmen zugute kommen.
Bereits im Sommer dieses Jahres hat auch die GGFA Erlangen in eigenen Stellungnahmen zu den Kürzungen der Bundesmittel Stellung bezogen und — wie andere Kritiker des Bundesarbeitsministeriums auch – vor den langfristigen Folgen gewarnt, wenn Integrations- und Teilhabemöglichkeiten bei Langzeitarbeitslosen eingeschränkt werden. Und wenn Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen durch eine Reform der Instrumente, die der GGFA an die Hand gegeben sind, die Gewichte wieder zu sehr auf den ersten Arbeitsmarkt verschiebt. Für Lindner und Thum wird es deshalb auch darauf ankommen, wie stark sich der Erlanger Stadtrat dort engagiert, wo sich der Bund aus Kostengründen herausmogelt. Lindner: „Wir haben gute Argumente auf unserer Seite.“
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen