Kick gegen Rassismus
22.3.2013, 00:00 Uhr„Bloßes Ignorieren ist noch keine Toleranz“, zitierte Schulsprecherin Meike Fuchs den Dichter Theodor Fontane und umschrieb damit die auf die Schülerinnen und Schüler zukommenden Aufgaben. Der Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ sei keine Auszeichnung für bereits Geleistetes, sondern eine Selbstverpflichtung für Gegenwart und Zukunft.
Einige Anti-Diskriminierungsbeauftragte aus den verschiedenen Klassen berichteten zudem aus ihren Erfahrungen während der Vorbereitung zur Erlangung des Titels. Sie meinten unisono: „Toll, dass so viele junge Menschen den Mut haben, sich gegen Rassismus zu wenden“. Mehr als 70 Prozent der Ohm-Pennäler haben sich in einer Selbstverpflichtung zu den Zielen des Projekts bekannt.
Schulleiterin Ilselore Fuchs sagte, es sei in der Geschichte Erlangens und des Ohm-Gymnasiums nicht immer selbstverständlich gewesen, gegen Rassismus zu sein. Man wolle an die positiven Traditionen der Hugenottenstadt und an das Motto „Offen aus Tradition“ anknüpfen. Schließlich würden am Ohm Kinder aus mehr als 100 Nationen unterrichtet, schon darum sei dort kein Platz für Rassismus. Dass Anti-Diskriminierung nicht nur das Streichen von diskriminierenden Begriffen in Kinderbüchern sei, sondern viel Einsatz erfordere, mahnte zudem der Vorsitzende des Ausländer- und Integrationsbeirats, Khalil Bardag, an.
Von Jungs umringt
Den Anstoß zur Bewerbung um den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ hatte die Lehrerin Pierrette Herzberger-Fofana gegeben, die selbst aus dem Senegal stammt. Sie hatte sich auch um den ehemaligen Deutschen Fußball-Nationalspieler und jetzigen Kicker bei Greuther Fürth, Gerald Asamoah, als Paten für das Projekt bemüht. Der war sogar zur Überreichung der Plakette durch den Regionalkoordinator Betram Höfer in das Ohm-Gymnasium gekommen.
Schon als Asamoah durch den proppenvollen Raum kam, wurde er mit großem Beifall begrüßt. Sofort war er umringt vor allem von den Jungs, die Fotos mit ihren Handys machen wollten. Der prominente Fußballer erzählte auch aus seiner Jugend, wie er als Zwölfjähriger aus Ghana in das „Traum- und Wunderland Deutschland“ gekommen war.
Diskriminierung habe er als Jugendlicher in der Schule nicht wirklich verspürt, sagte er. Aber auf dem Fußballplatz später sei es teilweise schlimm gewesen. „Wenn man von Tausenden bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wird, wie nach der WM 2006 bei einem Spiel in Rostock, dann tut das sehr weh“.
Er habe damals von Nationalmannschaftskameraden wie Michael Ballack, Bastian Schweinsteiger oder Philipp Lahm eigentlich deutliche Worte erwartet, doch niemand habe ihn unterstützt. Darüber sei er enttäuscht.
„Als Pate bin ich Teil dieser Schule“, sagte er schließlich, und versprach: „Ich bin immer da, wenn ich euch helfen kann“. Wenn im Sommer Lehrer und Schüler bei einem Fußballspiel gegen Rassismus gegeneinander antreten, will er ebenfalls kommen.
Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Bigband der Schule, eine Eigenproduktion mit Szenen aus einem türkischen Café spielte die Theatergruppe.
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