Manager eines zukunftsträchtigen Erlangen

4.8.2018, 11:00 Uhr
Manager eines zukunftsträchtigen Erlangen

© Foto: Greiner

Der gebürtige Nürnberger, in Zirndorf aufgewachsen, nach einer acht-jährigen Phase als Wirtschaftsreferent von 1996 bis 2014 an der Spitze der Stadt, hat nie sein Ziel darin gesehen, bei Vereinsfestivitäten tausend Hände zu schütteln, sondern hat oft im Stillen gewirkt – dafür höchst effizient zum Wohle der Stadt. Er knüpfte auf Unternehmens- und Universitätsebene wichtige Kontakte, schmiedete Allianzen, begünstigte die Entwicklung von Start-ups, initiierte und förderte den Anspruch als innovatives "Medical Valley", und nutzte sein Netzwerk, das bis in die Staatskanzlei reichte. So hat Edmund Stoiber den damaligen Erlanger OB als "kongenialen Partner der Staatsregierung" erkannt, der Erlangen zu einer "perfekten Blaupause eines modernen Bayerns" gestaltet habe.

Wer die Auszeichnung Erlangens als Zukunftsstadt Nr. 1 in Deutschland oder den Spitzenplatz der Dekabank-Studie als eine der beiden attraktivsten deutschen Städte mit dem Namen Balleis verbindet, liegt sicherlich nicht falsch. In keiner Stadt Deutschlands ist seit 1996 das Wachstum an Arbeitsplätzen so stark ausgefallen wie in Erlangen, nämlich um zirka 30 Prozent von damals 78 000 auf 104 000 im Jahr 2013. Der "Spiegel" entdeckte eine "erstaunliche Stadt" mit einem "CSUler neuen Schlags": "Er ist nicht Lederhose, sondern vor allem Laptop, ein Stadtmanager, der einst selbst bei Siemens war, jung, schnell, sportlich." Die Bereiche Wirtschaft, Unternehmen sowie Universität und die Politik und die Erfolge, die sich daraus entwickeln lassen – in diesem Hefeteig hat sich der promovierte Diplom-Kaufmann wohlgefühlt. Die Kultur und das Soziale waren dagegen nicht sein Ding – diese Bereiche wusste er in der Stadtverwaltung in besseren Händen.

Kinder- und Familienfreundlichkeit und lebensbegleitende Bildung waren Schwerpunkte, die Balleis unter seine zweite und dritte Amtsperiode stellte. Aber auch der Verwaltungsreform schenkte er sein Augenmerk. Er wurde Mitglied der Henzler-Kommission zur Bürokratie-Vermeidung und Vorsitzender des Verwaltungsrats des Verbandes für kommunales Management – eine Art Denkfabrik für Städte und Gemeinden. Das im Rathaus entstandene Bürgeramt wurde 2009 als "Ausgewählter Ort" der Initiative "Land der Ideen" ausgezeichnet.

Eine typische Balleis-Wortschöpfung war jene von der "Politik by Känguruh" – mit leerem Beutel große Sprünge machen. Es gelang, die Verschuldung der Stadt nachhaltig abzubauen – verbunden mit manchen, durchaus unpopulären Sparmaßnahmen. Auch das – und die mangelnde Qualifikation zum Volkstribun – mag zur Niederlage beim vierten Antreten als OB geführt haben, ebenso wie die vom Städtetag, und keinesfalls von Balleis selbst ausgelöste und später gescheiterte Bewerbung um den Posten des bayerischen Sparkassenpräsidenten. Balleis meinte in einem Zeitzeugen-Interview, er sei zu dieser Kandidatur gekommen "wie die Jungfrau zum Kind".

In seine 18-jährige Amtszeit fiel die Entwicklung des neuen Stadtteils Röthelheimpark, dessen Fläche er dem damaligen Finanzminister Theo Waigel zu günstigsten Konditionen abhandeln konnte, ebenso die Sanierung des Rathauses. Er war Ratsvorsitzender der Europäischen Metropolregion Nürnberg und ist heute noch Vorsitzender des Universitätsbundes.

Und seine nach wie vor nicht erlahmte Professionalität hat sich inzwischen auch die Bundesregierung zunutze gemacht: als deren Sonderbeauftragter für das "Sofortprogramm Saubere Luft". Balleis bringt seine kommunalpolitische Erfahrung dazu ein, dass ein Milliarden-Budget für die deutschen Städte in die richtigen Kanäle kommt und zielgerecht verwendet wird.

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