Packender Zugriff

12.02.2010, 00:00 Uhr

Schade, dass selbst ein derart abwechslungsreiches und populäres Programm nicht mehr Schüler und Lehrer in die Ladeshalle lockt! Die festliche Eröffnung bildete Wagners «Meistersingervorspiel», manchmal sehr bläserlastig und kontrapunktisch mehr vertikal statt horizontal geführt. Der feierliche Grundduktus wurde jedoch durch das gestenreiche Dirigat von Dietmar Kohl, der auf Intonationsqualität und Themengliederung achtete, überzeugend vermittelt.

Viel Erfahrung haben die ambitionierten Erlanger Laienphilharmoniker als orchestraler Begleitpartner von Solisten. Das bewiesen sie im vergangenen Sommer bei Beethovens Violinkonzert, und nun im heiter-unbeschwerten ersten Hornkonzert von Richard Strauss: Spritzig und einfühlsam, dynamisch und temporär auf Spannungssteigerungen eingehend, assistierten sie dem souveränen Solo von Hans-Jürgen Krumstroh. Dessen Virtuosität und sangliche Leichtigkeit machten Laune!

Galt der erste Teil deutscher Romantik, so ging es im zweiten Teil mit russischem Temperament zur Sache: Schmissig und orientalisch koloriert heizten die Philharmoniker mit Borodins «Polowetzer Tänzen» ein.

Präzise Ausführung

Zu filmischer Epik mit treibender Intensität ließen sie sich in Chatschaturjans berühmtem «Adagio»-Thema aus «Spartakus» hinreißen. Wie gut, dass dieses Orchester und seine wechselnden Leiter wissen, was gelingt – Mussorgskys «Nacht auf dem kahlen Berge» geriet zum spektakulären, aber dennoch ästhetisierenden Hexensabbat: Verständlich abgesetzt, in den Instrumentalgruppen austariert, dynamisch kalkuliert und präzise in der Ausführung hüteten sich die engagierten Laien klugerweise vor grotesken Überzeichnungen.

Das Publikum zeigte sich durchgehend begeistert, applaudierte dem fleißigen und ambitionierten Orchester anhaltend. Tschaikowskys kraftvolle «Polonaise» aus «Eugen Onegin» subsummierte den packenden Zugriff, die Frische dieses gelungenen Konzerts. SABINE KREIMENDAHL