«Phantastischer» Kandidat

12.1.2010, 00:00 Uhr

Passiert war folgendes: Der geschäftsführende Präsident des bayerischen Sparkassenverbandes, der ehemalige Kitzinger Landrat Siegfried Naser, war wegen der ihm mit angelasteten teuren Übernahme der östereichischen Bank Hypo Alpe Adria durch die bayerische Landesbank (an der eben die bayerischen Sparkassen über ihren Verband beteiligt sind) zurückgetreten, hatte somit Verantwortung für seinen offenkundigen Mangel an Misstrauen gegen das Geschäft übernommen,

Nun aber stand die Nachfolgefrage offen - und da geriet Erlangens OB Siegfried Balleis auf bis dato nicht erklärbare Weise auf eine fiktive Nachfolgerliste. Das heißt, so ganz fiktiv war (und ist) diese Nachfolgerliste deswegen nicht, weil nämlich sehr schnell der Chef des bayerischen Landkreisverbandes, der Chamer Landrat Theo Zellner, seinen Hut in den Ring warf, obgleich die Landräte nur eine Gruppe in der Sparkassenvertretung sind.

Dass das von Naser verlassene Amt eine Herausforderung gewesen sein muss, kann man schon an seiner Ausstattung sehen: Mit rund 600 000 Euro jährlich war der Posten dotiert - da muss man, wie Naser, auch nicht unbedingt ein Mann vom Fach sein, um schwach zu werden.

Balleis, der «keine Ahnung» hat, wie er überhaupt in den Kreis potentieller Bewerber («Mich hat niemand gefragt») geraten ist, will sich folglich auch nicht dazu äußern, ob er sich für einen geeigneten Kandidaten halten würde - auch wenn man ihm als Betriebswirt die gleiche Eignung zusprechen müsste wie dem Betriebswirt Theo Zellner.

Sicher ist derzeit nur soviel: Der Landkreistag hat mit Theo Zellner einen möglichen Kandidaten genannt, und der bayerische Städtetag tritt erstmals wieder am 9. Februar zusammen. Es ist aber wenig wahrscheinlich, dass bis dahin hinter den Kulissen nicht bereits informelle Gespräche laufen, zumal «der Städtetag sicher ein Interesse daran haben wird, einen eigenen Kandidaten zu benennen», wie Balleis prophezeit.

Interessant wird aber auch sein, wie die künftige Funktion des Sparkassen-Verbandspräsidenten formuliert (und dotiert!) sein wird, haben doch die Sparkassen ihre Landesbank-Beteiligung fast ganz heruntergefahren. Und benötigten somit auch keinen eigenen, fürstlich bezahlten «Landesbänker» mehr.

So gesehen spricht erst einmal wenig dafür, dass sich Erlangen demnächst einen neuen Oberbürgermeister suchen muss. PETER MILLIAN