Reichlich Verdienste um Staat und bayerisches Volk
21.7.2011, 10:00 UhrIn der Laudatio heißt es unter anderem: „Bereits als Wirtschaftsreferent und später in seiner Funktion als Oberbürgermeister der Stadt Erlangen hat Herr Balleis wichtige Impulse für das Wirtschaftswachstum und die Weiterentwicklung Erlangens und der gesamten Region gesetzt. Darüber hinaus ist es ihm in seiner bisher 15-jährigen Amtszeit eindrucksvoll gelungen, den Haushalt der Stadt Erlangen zu konsolidieren und die Stadt zu einer der familienfreundlichsten Großstädte Deutschlands zu entwickeln. Außerdem wurde Erlangen unter seiner Ägide u.a. für Fahrradfreundlichkeit, ausländerfreundliches Handeln und familienfreundliche Arbeitsorganisation ausgezeichnet. Herr Dr. Balleis hat durch seinen vorbildlichen Einsatz in vielfältiger Weise nicht nur die kommunale Selbstverwaltung gestärkt und gefördert, sondern die Stadt Erlangen im Verbund der Metropolregion erheblich stärken und in vielen Bereichen qualitativ verbessern können. Er hat sich dabei einen hervorragenden Namen gemacht, der weit über die Grenzen der Region hinaus Geltung hat.“
Es war der bayerische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner, ein Sozialdemokrat, der den Bayerischen Verdienstorden im letzten Jahr seiner (zweiten) dreijährigen Amtszeit per Gesetz am 11. Juni 1957 als „Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk“ stiftete. Er gilt als höchster Verdienstorden des Freistaates Bayern.
1861 Ordensträger
Seit seiner Stiftung wurde der Bayerische Verdienstorden mit der jüngsten Auszeichnung von über 60 Personen und Persönlichkeiten an über 5200 Personen verliehen. Laut Gesetz ist die Zahl der lebenden Ordensträger auf 2000 Personen begrenzt. Nach der jüngsten Verleihung sind es 1861.
Der bayerische Ministerpräsident ist die einzige Person, die den Orden automatisch erhält.
Zwar hat die Bayerische Staatskanzlei – eigentlich – die Übung weiter führen wollen, die Verleihung ohne Begründungen und Laudationes vornehmen zu wollen — schließlich war es ein vom Ministerpräsidenten persönlich gestifteter Preis, der keiner konkreten Begründung bedurfte. Mittlerweile werden Begründungen mitgereicht.
Keine Auszeichnung ohne zumindest symbolischen „Lohn“: So dürfen Ordensträger lebenslang zusammen mit einer Begleitperson unentgeltlich alle Einrichtungen der Bayerischen Schlösser-, Garten- und Seenverwaltung sowie die staatlichen Museen, Sammlungen und Sonderausstellungen nutzen, soweit diese auch der Öffentlichkeit zugänglich sind. Eingeschlossen ist auch die kostenlose Nutzung der Bayerischen Schifffahrt auf dem Ammersee, Königssee, Starnberger See und Tegernsee.
Zu den Ausgezeichneten gehörten auch schon immer Politiker. Einer der ersten (und zweifellos pointiertesten) war der CSU-Mitbegründer Alois Hundhammer, als Kultusminister legendär und stilbildend, als Landtagspräsident stimmgewaltig. Verliehen wurde ihm der Orden während seiner Zeit als Landwirtschaftsminister im Jahr 1959.
Auch Erlanger Politiker — die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – wurden ausgezeichnet: Dieter Haack (1981), Karl-Heinz Hiersemann (1985), Joachim Herrmann (2006). Die Auszeichnung von Politikern ist die Regel allerdings nicht, zumal die Würdigung „laufender Geschäfte“ (also von Politikern im Amt) schwerer zu rechtfertigen ist, als die Würdigung einer Lebensleistung oder besonderer Anstrengungen auf kulturellen, wissenschaftlichen, sozialen oder gesellschaftlichen Lebens.
Es wundert also nicht, wenn auf der Liste Franz Beckenbauer auftaucht, aber auch der Jazzmusiker Klaus Doldinger, Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut, aber auch herausragende Wissenschaftler wie die Erlanger Manfred Geiger (Bayerisches Laserzentrum in Röttenbach) oder Heinz Gerhäuser, der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen und Inhaber des Lehrstuhls für Informationstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität.