Schaeffler: Kurzarbeit wird ab September möglich

20.8.2019, 17:09 Uhr

Die beiden August-Schließtage beim Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler sind vorbei, die nächsten stehen bereits am 4. und 5. Oktober an — und auch die Einführung von Kurzarbeit ist wegen mangelnder Auslastung für den Bereich Sondermaschinenbau in der Erlanger Betriebsstätte ab September möglich. Betroffen wäre dann ein Teil der dort rund 400 Beschäftigten.

"Viele Kollegen machen sich Sorgen, was als nächstes kommen könnte", sagt dann auch die Betriebsratsvorsitzende Hanna Köhler. Selbst wenn die Arbeitnehmervertreterin nicht von "Angst" sprechen will, bemerkt sie doch ein Gefühl der Unsicherheit in der Belegschaft. Der "worst case", wie sie sagt, der schlimmste anzunehmende Fall, sind immer betriebsbedingte Kündigungen — und die versuchen Geschäftsleitung und Betriebsrat gemeinsam zu verhindern.

Kurzarbeit sei ein "notwendiges Übel"

Denn auch wenn "Kurzarbeit" nie schön ist, wie die Betriebsratsvorsitzende betont, hält sie diese für ein "notwendiges Übel", um die "Leute an Bord zu halten". Das arbeitsmarktpolitische Instrument, bei der die regelmäßige Arbeitszeit in einem Betrieb aufgrund eines erheblichen Arbeitsausfalls vorübergehend verringert wird, hat schon im Krisenjahr 2008 auch in Herzogenaurach funktioniert. "Ich war damals noch nicht lange dabei und hätte wohl am ehesten gehen müssen", erinnert sich Köhler.

Da die Erhaltung von Arbeitsplätzen immer oberstes Ziel ist und bei Schaeffler in Betriebsvereinbarungen und Tarifverträgen geregelt ist, sind sich Betriebsrat und Konzernspitze bei den beiden Maßnahmen auch einig. "Wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen und die Schließtage etwa durch Überstundenabbau und das Herunterfahren der Arbeitszeitkonten hinzubekommen", meint die Betriebsratschefin.

"Wir sind nicht allein"

Natürlich habe so mancher Kollege über die Schließtage "gemurrt", da der Freizeitausgleich bisher immer flexibel gehandhabt wurde. Mit Betriebsversammlungen und Aushängen hat das Gremium der Belegschaft aber die Situation deutlich und auch transparent gemacht, berichtet Köhler, und ist damit doch auf viel Verständnis gestoßen.

Allein ein Blick auf den bei über fünf Euro pendelten Aktienkurs reicht für die Betriebsratsvorsitzende, um den Ernst der Lage zu sehen. Schuldige sucht Köhler hingegen nicht: "Wir sind nicht allein, auch BMW, Audi, Daimler oder Brose sind von der Krise betroffen".

Ähnlich äußert sich dazu auch Bettina Lichtenberg, die Leiterin der Unternehmenskommunikation. "Die Schaeffler Gruppe ist wie die gesamte Automobil- und Zulieferindustrie von dem volatilen Marktumfeld und dem technologischen Veränderungsdruck betroffen."


Schwere Krise: Deutschen Autozulieferern geht es schlecht


Wie viele andere europäische Kfz-Zulieferer und Autobauer leidet Schaeffler unter der schwächelnden Nachfrage nach Neuwagen in China. Erschwerend kommt hinzu, dass sich auch der Heimatmarkt bisher schleppend entwickelt und viele Unternehmen Geld in die Entwicklung von alternativen Antrieben und des autonomen Fahrens investieren.

In den Kontext stellt Elisabeth Mongs, Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Erlangen, die Herzogenauracher Situation. Sie sieht die angekündigte Kurzarbeit nicht als spezifisch nur für die Sparte Sondermaschinenbau, die in der Frauenauracher Betriebsstätte des Stamm-Standorts Herzogenaurach angesiedelt ist.

Betriebsvereinbarung gilt bis Januar 2020

Vielmehr stehe der ganze Automobilsektor vor einer Herausforderung. Es könne alle möglichen Sparten treffen. Mongs weist dabei auch auf die Schließtage hin, die es bei Schaeffler 2019 bereits gegeben hat — und bis zum 4. Januar 2020 geben wird. Das nämlich ist der letzte Termin, den die zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung getroffene Betriebsvereinbarung dazu vorsieht.

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