Siegfried Balleis war überrascht vom knappen Abstand
18.3.2014, 14:13 UhrHerr Balleis, wie fühlt sich das Ergebnis an, nachdem Sie eine Nacht geschlafen haben?
Siegfried Balleis: Immer noch heftig, muss ich ganz offen gestehen. Dass ich in die Stichwahl muss, habe ich schon vor Wochen gesagt. Ich hatte außerordentlich profilierte Gegenkandidaten, bei der FDP sogar eine langjährige Bürgermeisterin. Dass das enorm Stimmen abzieht, war mir klar. Nicht klar war mir, dass der Abstand relativ knapp ausfallen wird zu dem zweitbesten Ergebnis.
Als einen Erklärungsversuch haben Sie die Zahl der Kandidaten genannt. Ist das überzeugend, wenn man nach Nürnberg schaut? Der Amtsinhaber dort hatte sieben Mitbewerber und hat dennoch 67 Prozent erhalten.
Siegfried Balleis: Da waren die Gegenkandidaten nicht so profiliert. Da gibt es sicherlich einen großen Unterschied. Aber unabhängig davon: Das Ergebnis von Uli Maly ist sensationell.
Die CSU-Fraktion muss ebenfalls herbe Verluste hinnehmen. Wie erklären Sie sich dieses Ergebnis?
Siegfried Balleis: (lacht) Es war uns klar, dass es Schwierigkeiten geben wird, weil wir einen enormen Generationenwechsel auf der Liste hatten. So große Persönlichkeiten wie Gerd Lohwasser, der über Jahrzehnte die Lokalpolitik geprägt hat, waren nicht mehr auf der Liste. Ein Klaus Könnecke, der einen enorm hohen Bekanntheitsgrad hat, fehlt ebenso.
Mit welchen Mehrheiten wollen Sie regieren?
Siegfried Balleis: Das ist eine spannende Frage, die extrem schwierig zu beantworten ist. Das sage ich ganz offen. Wir haben zwei Mal den Haushalt mit der Grünen Liste verabschiedet. Man wird mit der Grünen Liste Gespräche führen, inwieweit eine Zusammenarbeit vorstellbar wäre. Dennoch: Eine Mehrheitsbildung wird sehr schwierig werden.
Können Sie sich vorstellen, mit wechselnden Mehrheiten zu agieren?
Siegfried Balleis: Das wäre eine Option, die allerdings extrem aufwändig ist. Aber wenn der Wählerwille das entscheidet, muss man sich mit allen Verhältnissen zurechtfinden. Politik muss immer demütig den Wählerwillen akzeptieren und versuchen, aus den bestehenden Konstellationen das Beste zu machen.
Wie wollen Sie die Wähler in den nächsten zwei Wochen von Ihrer Politik überzeugen? Wie sieht Ihre Strategie aus?
Siegfried Balleis: Man kann nicht innerhalb von zwei Wochen etwas Neues erfinden. Ich setze auf das, was ich den Erlanger Bürgern klar gesagt habe: Erlangen steht hervorragend da. Und wir tun gut daran, wenn wir diesen Standard halten — denken Sie an die Krippenversorgung, denken Sie an die niedrigste Arbeitslosenquote bayernweit gemeinsam mit Ingolstadt, und zudem geht es darum, massiv in den Wohnungsneubau zu investieren. Da wird es die hohe Kunst sein, diesen Standard zu halten. Dafür bin ich angetreten, dafür stehe ich mit der Erfahrung, die ich habe, mit den Verbindungen, die ich habe — insbesondere zur bayerischen Staatsregierung. Ich denke, dass da noch eine ganze Menge möglich ist.
Sie sind mit diesem Konzept bereits angetreten und haben lediglich 39,2 Prozent erhalten. Genügt diese Botschaft nicht oder haben Sie die Botschaft nicht genügend kommuniziert?
Siegfried Balleis: Vermutlich letzteres. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir 52 Prozent Wähler haben, die zuhause geblieben sind. In den nächsten zwei Wochen geht es darum, genau diese Nicht-Wähler zu mobilisieren. Das ist meine Kernaufgabe. Darauf werde ich alle meine Anstrengungen richten.
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