Treff für Jugendliche gesucht
09.10.2008, 00:00 Uhr
«Es sind nur wenige, die das Image der Jugend verderben. Aber wir benutzen diese wenigen, um die Jugend schlecht zu machen.» Kilian Versl vom Quartiersbüro Erlangen, der dieses Zitat aus einem allgemeinen Jugendbericht vorliest, weiß, dass es auch auf Erlangen zutrifft.
Deshalb wollen er und Streetworker Thomas Maurus das Image der Jugendlichen in Erlangen verbessern. Aber dafür braucht es Angebote für sie in der Innenstadt, die nicht kommerziell sind, an denen sie sich ungezwungen treffen können.
Der Rundgang durch die Innenstadt, an dem unter anderem auch je ein Vertreter von Polizei, Altstadtfreunden, Jugendparlament und Gesundheitsamt - aber trotz Einladung kein Stadtvertreter - teilnehmen, soll die allgemein bekannten Treffpunkte zeigen und die Probleme beleuchten, die entstehen, wenn sich Jugendliche dort treffen.
Erste Station ist ein idyllischer Platz zwischen Bahn und Altstadtmarkt. Hier haben die Jugendlichen sogar eine Bank aufgestellt, eine zweite soll hinzukommen. Es ist sauber dort, ein Ort zum Wohlfühlen, solange es nicht kalt ist. Anwohnerbeschwerden sind nicht zu befürchten, denn es gibt keine Wohnungen drum herum. Offenbar ein Problem: Es herrscht dort das innerstädtische Alkoholverbot. Thomas Maurus schlägt vor, die Fahrradwerkstatt am E-Werk neu zu bauen, sodass im Obergeschoss ein offener Treff für die Jugend eingerichtet werden könnte. Das wäre nach seiner Meinung optimal. Im Altstadtmarkt selbst, wo sich etliche abends treffen, gibt es nämlich immer wieder Probleme, weil der Sicherheitsdienst sie verscheucht.
Ähnlich ist es auf dem Bahnhofsvorplatz, der als Tagestreff für bestimmte Cliquen bevorzugt wird. Momentan nicht so «in» ist der kleine Platz an der Ecke Goethestraße/Güterhallenstraße. Das könne sich aber schnell ändern, meint Thomas Maurus. Auf jeden Fall schlägt er vor, ihn in einen Aktionsplatz umzuwandeln.
Probleme mit Kinobesitzer
Das würde auch Christian Lehrmann von der Polizei begrüßen, weil das «Streitpotenzial» geringer sei als am Hugenottenplatz, wo viele Spaziergänger unterwegs sind. Allerdings gibt es schon jetzt Probleme mit dem Kinobesitzer nebendran.
Gerne treffen sich die Jugendlichen auch auf dem Theaterplatz. Dort werden auch schon mal Bänke zusammengestellt, um besser kommunizieren zu können. Allerdings beschweren sich die Anwohnern oft über «die jungen Leute», auch wenn sie dort nur sitzen. Meist seien sie friedlich und gar nicht mehr so jung, weiß der Streetworker. «Es muss noch einiges passieren, damit wir in der Innenstadt Treffs bekommen, in denen wir eine Beziehung zu den Jugendlichen aufbauen können, damit unser Hilfesystem greifen kann,» sagt Thomas Maurus. «Schön», meint er, wäre es gewesen, wenn auch Stadtvertreter beim Rundgang dabei gewesen wären, um die Probleme vor Ort zu diskutieren. kds