Untertanen aufs Maul und in die Seele geschaut
25.02.2009, 00:00 Uhr
Von hiesigen Sprachwissenschaftlern hört man immer wieder, dass der fränkische Dialekt mit der Zeit enorm verwässert werde beziehungsweise aussterbe. Solange Mäc Härder als «König von Franken» auf den Kleinkunstbühnen der Region thront, brauchen die Gelehrten sich nicht um mangelnde Sprachretter beklagen, denn «Seine Majestät» nimmt die Eigenarten des Dialektes und der Mentalität liebevoll unter seine Lupe und pflegt diese damit.
Im nicht einmal halb gefüllten Theater – es sind Schulferien – bekommt der Akteur in Hermelin mit Goldkrone dann auch gleich eine etwas kühle Erlanger Publikumsstimmung mit – anscheinend sind viele Einheimische anwesend. Das untermauert Härders Beobachtung vom eher schwerfälligen Franken. Aber Mäc Härder gibt nicht auf und bringt nach gut 20 Minuten die Anwesenden erstmals in Wallung.
Gekonnt überspitzt
Die satirischen Ausflüge in die Politik sind nicht des Bambergers Stärke, viel besser wird es, wenn er seinen Untertanen genau in die Seele und aufs Maul schaut und gekonnt überspitzt. Zum Beispiel dem ortsansässigen Handwerker und seiner Motivationskunst unter dem Motto «Arbeit kann man vortäuschen, faul muss man selber sein». Dabei jongliert Mäc Härder mit Senfglas, Weggla und Wurst. Letztere verschwindet Stück für Stück im Mund des Akrobaten. Im Laufe des Abends fliegen übrigens auch Eimer, Hüte und Bälle kontrolliert durch die Luft. Letztere werden so auf ein Xylophon gezielt, dass die Melodie der «Ode an die Freude» erklingt.
Sehr witzig ist der selbsternannte Frankenkönig auch, wenn er Argumente für das Alleinstellungsmerkmal seines Reiches sucht. So erfahren die Zuschauer unter anderem, dass der Schweizer Franken aus der Fränkischen Schweiz stammt, was nach Meinung des Monarchen eindeutig für die Stabilität und Zuverlässigkeit Frankens spricht. Mäc Härders neues Programm ist eine satirische Liebeserklärung an die Region und empfiehlt sich darüber hinaus als Weiterbildung für Zugereiste. «Es lebe der König – der König lebe hoch» riefen dann auch die Untertanen in Richtung Bühne.
Franken können also doch leidenschaftlich sein – wenn man ihnen Zeit lässt. THORSTEN GRÖBER