Verbalattacken gegen Freimaurer werden in Erlangen ernst genommen
15.9.2020, 18:00 UhrHerr Glökler, die Freimaurer haben sich in den letzten Jahrzehnten sehr bemüht, aus der Geheimbundecke, in die sie immer wieder gedrängt wurden, herauszukommen. Viele Logen bieten Führungen an und informieren offen und transparent über ihre Arbeit. Sind diese Bemühungen angesichts der aktuellen Entwicklungen umsonst gewesen?
Wir stellen fest, dass in allen Medien in den letzten Jahren wesentlich offener und wirklichkeitsnaher über die Freimaurerei berichtet wird. Besonders im Jubiläumsjahr 2017, 300 Jahre Freimaurerei, hat auch unsere Loge "Libanon zu den 3 Cedern" eine Reihe von öffentlichen Veranstaltungen anbieten können. Dabei konnten wir viele Besucher im Logenhaus beziehungsweise bei Vorträgen in der VHS begrüßen. Ich selbst hatte ein einstündiges Interview in der Reihe "Sonntagsgespräch" des Bayerischen Rundfunks.
Wir werden unsere Öffentlichkeits-Aktivitäten weiter geduldig fortführen und weiter sehr gerne offen und transparent erläutern "Was ist Freimaurerei" in der Hoffnung, dass sich sehr alte und festsitzende Vorurteile doch nach und nach aufweichen lassen.
In der NS-Diktatur war die Freimaurerei verboten. Freimaurer wurden diskriminiert, verfolgt und sogar ermordet. Fürchten Sie, dass Verschwörungstheoretiker erneut ein Klima erzeugen könnten, das zur Folge hat, dass Freimaurer denunziert werden und vielleicht sogar um ihr Leben fürchten müssen? Stichwort: Aus Worten folgen Taten.
Die Verschwörungsgeschichten, die früher im beschränkten Stammtisch-Radius artikuliert worden sind, haben mittels Internet und Sozialen Medien eine sich teilweise aufschaukelnde breite Resonanz entwickelt und selbst mächtige Regierungschefs infiziert.
Wir Freimaurer sind auf der Suche nach Wahrheit. Diese Suche ist anstrengend und deutlich schwieriger, als überall verschworene Mächte zu vermuten. Das Leben und die Gesellschaft sind komplex verwoben und durch einfache Antworten oft nicht angemessen abbildbar.
Denunziationen gegen freimaurerische Einrichtungen kommen schon wieder vor und sind ernst zu nehmen. Unser Rechtsstaat ist jedoch wehrhaft und kann gegebenenfalls eingreifen.
Was soll, was muss die Zivilgesellschaft tun, um diesen Entwicklungen, wie sie sich zum Beispiel auf den Demonstrationen am 1. und 29. August in Berlin manifestiert haben, entgegenzutreten?
Freimaurer wollen die Welt ein wenig angstfreier, humaner, vernünftiger machen und dazu beitragen, dass sich alle Menschen auf Augenhöhe und in Wertschätzung begegnen. Wir setzen uns ein für ein besseres Miteinander in einer besseren Welt auf der Basis des Artikel 1 unseres Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Freiheit des Denkens ist eine der großartigsten Errungenschaften der Aufklärung. Lassen wir uns diese Freiheit nicht rauben, indem wir vermeintlich einfache Antworten anderer kritiklos übernehmen.
Diese Freiheit und auch deren Grenzen sind ebenfalls im Grundgesetz in Artikel 2 verankert: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt". Die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes haben die rechtliche Grundlage für unsere lebenswerte Zivilgesellschaft geschaffen. Daran dürfen wir nicht rütteln lassen!
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