Wie viel Zukunft gibt es bis zum Jahr 2050?

21.3.2011, 10:30 Uhr
Wie viel Zukunft gibt es bis zum Jahr 2050?

© Siemens/oh

Computer als Assistenzärzte, Roboter im Haushalt, Sinnesorgane für Elektroautos, Gebäude als Energiehändler, Bauernhöfe im Wolkenkratzer, Lichthimmel an der Decke, Kraftwerke in der Wüste und auf hoher See, Großrechner im Volumen einer Erbse, virtuelle Universitäten und Fabriken im Internet – all dies ist keine Vision, sondern fast schon greifbare Realität in den Labors rund um den Globus. Sagt zumindest Ulrich Eberl. Erlangens Oberbürgermeister hat sein Buch gelesen, „verschlungen“, wie er sagt. Und er hat ganz eigene Visionen für Erlangen, das zu gestalten er sich auch in der Zukunft noch vorstellen könnte.

Wie viel Zukunft gibt es bis zum Jahr 2050?

© H. Hofmann

Die „Energiequelle Effizienz“ sieht Balleis in Erlangen bereits annähernd erschlossen — zumindest, was die Erlanger Stadtwerke angeht. Hier habe man mit dem Gas- und Dampfkraftwerk bereits eine hohe Energieeffizienz erreicht, zudem kauften sich die Stadtwerke zunehmend bei Windkraft und Biomasse ein. Und die erwartete Elektromobilität werde auch in Erlangen nicht nur für effiziente Antriebe sorgen, sondern auch für „rollende Stromspeicher“ — Fahrzeuge, deren Batterien auch bei Bedarf angezapft werden könnten.

Öffentliche Gebäude als Energieschleudern? Stadtwerke könnten Schulen betreiben, die durch Erlöse aus Energiesparmodellen finanziert werden — sogenanntes Contracting. Und schnelle und leistungsfähige Datennetze würden dafür sorgen, dass „intelligente Häuser“ sich weitgehend selbst managen und so umweltfreundlich werden.

Und neben dem individuellen Verkehr müsste es natürlich auch einen effizienten öffentlichen geben, sind Balleis und Eberl überzeugt. Hier setzt der Erlanger OB allerdings weniger auf die Schiene als auf ein unlängst erst vorgestelltes „leistungsgebundenes Bussystem“, bei dem sich Elektrobusse ihren Strom aus einer Induktionsschleife in der Straße holen. Das sei, so Balleis, „flexibler und preiswerter überall dort, wo sich U- oder S-Bahnen nicht rechnen.“

Der nächste große Entwicklungszyklus der Moderne aber wird der Themenkreis Umweltschutz und die Bio- und Medizintechnik sein. Die Menschheit rufe nach ganzheitlicher Gesundheit — „mein Steckenpferd meiner ersten Amtsperiode“, wie Balleis sagt. Skepsis, ob der Mensch trotz solcher Phänomene wie Burnout und Vereinsamung dies wird nutzen können, lässt Eberl nicht gelten: „Solche Fragen sind schon um 1900 vom Soziologen Georg Simmel gestellt worden — die Entwicklung hat das dementiert.“

„Erlanger werden im Durchschnitt zwei Jahre älter als die Menschen im Rest der Republik“, sagt Siegfried Balleis nicht ohne Stolz, „das liegt natürlich auch am höheren Bildungsniveau.“ Optimismus war die vorherrschende Grundstimmung des Abends, trotz der Nachfrage nach der Reichweite des Fortschritts. Medizinstatistiker behaupten derweil: Skeptiker werden generell älter als Optimisten.