Wunschbilder mal ganz konkret

08.02.2012, 00:00 Uhr
Wunschbilder mal ganz konkret

© Horst Linke

Als einzige konsequente Sammlung fränkischer Kunst seit 1945 hat das Erlanger Kunstmuseum einen Bestand von 300 Namen erreicht. Die neue Ausstellung ist ausschließlich den Wunschbildern gewidmet. Es spricht für das Urteilsvermögen der Kuratoren, dass es sich durchweg um Arbeiten handelt, die fast jeder Kunstfreund gern für sich hätte.

Interessante Einblicke

Gezeigt werden Bilder und Plastiken von 21 Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Franken, jeweils eine Arbeit aus der Sammlung des Museums und drei „Wunschbilder“, die sämtlich in jüngster Zeit geschaffen wurden, während die Exponate aus der Sammlung meist älteren Datums sind. Daraus ergeben sich interessante Einblicke in die jeweils individuelle künstlerische Entwicklung besonders bei den Malern: fast durchweg prominente Namen der fränkischen Gegenwartskunst.

Das ist immer wieder faszinierend auch für den, der sich in den einzelnen Lebenswerken auszukennen glaubt. Besonders frappierend ist die Differenz zwischen Walter Försters märchenhaft entrückter Zeichnung von Venedig (1987) und den späteren konsequent abstrahierenden Zeichnungen. Zwischen Günter Dollhopfs „Venus über der Schlehenhecke“ von 1975 und seinem reliefartigen Triptychon von 2011 scheint es kaum mehr Verbindungen zu geben. Und auch Rainer Pöhlitz’ anekdotische Zeichnung von 1976 lässt sich nur schwer mit den streng gebauten späteren Grafiken vergleichen. Manchmal geht es auch um einen Wandel im Motiv. Wer sich gefragt hat, wie sich Gerhard Rießbeck von seinen mit Recht berühmten Eismeerbildern lösen wird, kann sich nun darüber informieren. Bei Jutta Cuntze sind kleinteilige Naturstudien an die Stelle ihrer Landschaftsaquarelle getreten und bei der Fotografin Sabine Freudenberger Impressionen von Licht und Schatten an die Stelle der Dokumentation von Alltagsmotiven.

In der Mehrzahl der Fälle dominiert die Kontinuität der schöpferischen Arbeit. Brigitte Heyduck, Christine Colditz, Michael Engelhardt, Chris Bruder, Thomas Richter, Botond, Manfred Hürlimann und Béla Farago wird man in jedem Einzelbild sofort an ihrer malerischen Handschrift erkennen.

Plastik und Skulptur erweisen sich für die Sammlung offenkundig als Problem, wohl auch wegen ihres erhöhten Platzbedarfs im Magazin. Im Gegensatz zur Malerei, die einen durchaus repräsentativen Querschnitt fränkischer Gegenwartskunst bildet, treten sie eher vereinzelt und zufällig auf, wenn auch Joseph Stephan Wurmers konstruktive Holzplastiken und Werner B. Nowkas originelle Köpfe qualitativ ohne Weiteres überzeugen.

Völlig aus dem Rahmen fallen die vereinzelten Installationen. Irgendwann werden sich die Kuratoren fragen müssen, ob sich der Anspruch aufrechterhalten lässt, alles zu sammeln, was in der Szene heute, zu Recht oder nicht, für Kunst gilt. Oder ob eine repräsentative Sammlung nicht eine gewisse Beschränkung braucht. Konzept, Installation, Fluxus und Video erheben einen eigenen Kunstanspruch. In einer Ausstellung, die, wie die gegenwärtige, einfach auch „schön“ ist, bleiben sie wie ein Fremdkörper außen vor.

 

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