Erlanger OB könnte Sparkassenpräsident werden

8.2.2010, 00:00 Uhr
Erlanger OB könnte Sparkassenpräsident werden

Bisher reklamierten den Präsidentenposten die bayerischen Landkreise für sich. Naser war früher CSU-Landrat im Kreis Kitzingen. Frühzeitig für seine Nachfolge beworben hat sich der Chamer CSU-Landrat Theo Zellner – er führt als Präsident des Bayerischen Landkreistages jenen kommunalen Spitzenverband, auf den es bisher maßgeblich ankam.

Es war also nicht verwunderlich, dass Zellner als Kandidat für die Naser-Nachfolge galt. Es stieß aber vielen Kollegen im Landkreistag sauer auf, dass Zellner seine Initiativbewerbung über die Medien kundtat. «Das war katastrophal», sagt ein mittelfränkischer Landrat zur NZ, ohne dies öffentlich mit seinem Namen in Verbindung bringen zu wollen.

Daran lag es wohl auch, dass es in innerhalb der «kommunalen Familie» zu anderen Kandidatenvorschlägen kam. Ein Name, der dabei fiel, war Siegfried Balleis. Der Erlanger CSU-Oberbürgermeister ist Mitglied im Vorstand des Bayerischen Städtetages. Er hat lange kommunalpolitische Erfahrung, mit seinen 56 Jahren eine längerfristige Perspektive für den Spitzenposten, ist Diplom-Kaufmann mit Doktortitel und war in Erlangen Wirtschaftsreferent, bevor er zum OB gewählt wurde. Außerdem ist er politisch sehr gut vernetzt.

Gerade das sei wichtig als Präsident des Sparkassenverbandes, meint der Landrat des Kreises Nürnberger Land, Armin Kroder, am Rande eines Besuchs in der NZ-Redaktion, ohne sich dezidiert für Balleis auszusprechen. «Man braucht keinen Obersachbearbeiter und keinen Super-Vorstandsvorsitzenden.» Kroder, selbst den Freien Wählern angehörig, sieht die Wichtigkeit des Postens darin, für die Bestandssicherung des dreigliedrigen Bankensystems zu sorgen – Geschäftsbanken, öffentliche Sparkassen und genossenschaftliche Raiffeisenbanken. Das habe sich in der Finanzkrise als segensreich erwiesen. «Unser Bankensystem ist stabil geblieben.» Doch es steht bei der EU auf dem Prüfstand – und Kroder meint, dass nach der Bewältigung der Finanzkrise dies «mit Sicherheit» wieder aufs Tapet kommt. Deshalb brauche es einen Sparkassenverbandschef mit politischer Vernetzung, der auf die Diskussion Einfluss nehmen könne. «Ich hoffe, dass das Amt innerhalb der kommunalen Familie besetzt wird», erklärt Kroder. Und ergänzt, dass es am besten wäre, die kommunale Familie würde sich auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen.

Balleis jedenfalls war klug genug, sich öffentlich zu seiner Person nur dahingehend zu äußern, dass er sich durch seine Namensnennung geehrt fühle. Doch Personen, die Balleis nahestehen, wissen, dass er den Posten gerne übernehmen würde – auch wenn das bisher üppige Gehalt gekürzt wird, was wahrscheinlich ist.

Gewählt wird der neue Sparkassenpräsident vom Vorstand des Sparkassenverbandes. Der besteht aus 28 Mitgliedern (vier davon kooptiert, also berufen), davon je neun Landräte und Oberbürgermeister/1. Bürgermeister, acht Vertreter der Sparkassen und je ein Vertreter der Bayerischen Landesbank und der Vorsitzende des Fachbeirats.

Sollte Balleis tatsächlich gewählt werden, dann hat allerdings die Erlanger CSU ein gewaltiges Problem. Denn in Erlangen müsste ein neuer Oberbürgermeister gewählt werden – aber wen stellt man dafür auf?

Verwandte Themen


Keine Kommentare