Es geht nicht anders: Warum der harte Lockdown richtig ist

Alexander Jungkunz

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13.12.2020, 15:05 Uhr
Läden dicht: Blick in ein Optiker-Geschäft in Nürnbergs Innenstadt.

© Daniel Karmann, dpa Läden dicht: Blick in ein Optiker-Geschäft in Nürnbergs Innenstadt.

Wer die Beschlüsse, die nun ab Mittwoch das öffentliche Leben wirklich deutlich zurückfahren, immer noch für überzogen hält, der lese, wie viele Kliniken inzwischen Alarmsignale senden. Sie seien "am Limit", das Gesundheitssystem stehe vor dem Kollaps, wenn nicht gehandelt werde - so klagte nun etwa der medizinische Direktor des Klinikums Fürth stellvertretend für seine Kollegen.

Täglich 20 000 Neuinfektionen oder mehr, täglich über 400 oder 500 Tote, kein wirkliches Sinken der Zahlen sichtbar: Es ist offensichtlich, dass der Lockdown light sein zu ehrgeiziges Ziel nicht einmal im Ansatz erreicht hat, den Inzidenzwert unter 50 zu drücken - im Schnitt liegt er bei um die 200, im Ballungsraum Nürnberg deutlich höher.

Manche dachten, wir seien schon durch

Es rächen sich Versäumnisse - die allerdings erst jetzt als Versäumnisse erkennbar sind: Im Sommer wurde wohl zu leichtfertig gelockert, zu viele glaubten schon, wir seien da durch - und manche handelten entsprechend unvorsichtig. Auch jetzt noch, bei Glühweinpartys an Buden oder privaten Feten ohne Rücksicht auf Regeln.


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Warum wurden die Gesundheitsämter in den vergangenen Monaten nicht entschlossener aufgestockt und effektiv digitalisiert? Mit der dort zu oft herrschenden Zettelwirtschaft ist dem Virus nicht beizukommen. Warum gibt es in Deutschland - dem Land, in dem einer der funktionierenden Impfstoffe entwickelt wurde - Impfungen frühestens gegen Jahresende, wo andere Staaten schon begonnen haben? Fragen, die sich eine Politik gefallen lassen muss, zumal sie zu oft so tat, als wisse sie genau, was zu tun ist.

Experten flehten händeringend um härtere Schritte

Der harte Lockdown ist die logische, überfällige Konsequenz aus diesen nun erst sichtbaren Fehlern. Er folgt den unzähligen Appellen von Medizinern und Wissenschaftlern, die gerade händeringend darum flehten, doch, bitte, dafür zu sorgen, dass die Zahl der Kontakte endlich möglichst deutlich zurückgefahren wird.

Dazu müssen gerade jetzt die meisten Läden schließen - so hart das in Zeiten des Geschenkkaufs und -umtauschs auch sein mag. Der Staat finanziert mit nochmal neuen Schulden auch diese Einbußen und scheint sich dies leisten zu können.

Auf die Vernunft kommt es an

Viel hängt nun, wie stets, von der Vernunft der Bürger ab. Wenn morgen und am Dienstag die Massen die Fußgängerzonen stürmen, wird es nochmal einen Schub nach oben geben bei den Infektionszahlen. Wenn Feuerwerksfreunde glauben, sie müssten trotz des offiziellen Verkaufsverbots unbedingt Raketen steigen lassen, wird sich das auch an der Zahl der Hand-Operationen ablesen lassen - wie jedes Jahr. Nur: Diesmal sind die Kliniken am Limit.

Kirchenvertreter pochen darauf, dass Gottesdienste möglich sein müssen. Auch da aber hat es jede(r) in der Hand, das Risiko zu minimieren - und um nichts anderes als um Risiko- und Kontaktvermeidung geht es in den kommenden Wochen: Nächstenliebe, diese nicht nur christliche Tugend, kann sich in so einem Jahr durchaus auch mal darin zeigen, dem Nächsten eben ausnahmsweise fern zu bleiben.

Deutschland hat seinen Vorsprung verspielt

Man kann nur hoffen (und sein Möglichstes beisteuern), dass dieser harte Lockdown nun auch spürbar Wirkung zeigt. In anderen Ländern hat das funktioniert. Sie haben deshalb aufgeholt, Deutschland hat seinen Vorsprung verloren, teils verspielt.

Was, wenn sich auch im Januar zu wenig nach unten bewegt bei den Zahlen? Eine bange Frage, die sich hoffentlich nicht stellt. Und: Experten warnen schon jetzt vor der dritten Welle, wie sie bisher oft bei Pandemien eintrat. Deshalb muss nun alles versucht werden, um die Werte zu senken. Reißen wir uns zusammen. Wenn wirklich alle jenen Gemeinsinn zeigen, den viele, aber eben zu wenige praktiziert haben in einem Land wachsender Egoismen, dann könnten die kommenden Wochen die Wende zum Besseren bringen.

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