Fährt die Nürnberger S-Bahn bald bis nach Neuhaus?

4.4.2017, 17:50 Uhr

"Es ist absurd", sagt der Nürnberger Landtagsabgeordnete der Grünen, Markus Ganserer. Immerzu sei von E-Mobilität die Rede, im Sinn habe man aber nur das Auto. Kaum jemand denke an die Elektrifizierung der Bahnlinien. Heute würden auf der Hälfte der bundesdeutschen Strecken immer noch Dieselloks verkehren.

Für eine Hauptverkehrsroute, die Teil der Franken-Sachsen-Magistrale ist, soll sich das ändern: Seit Ende 2016 ist die Elektrifizierung der Strecke Nürnberg-Marktredwitz im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. "Es laufen schon die Vorplanungen", erläutert Ganserer. Die Kosten für das Projekt werden auf 500 Millionen Euro geschätzt.

Dass die transeuropäische Verbindung von Paris über Nürnberg nach Dresden und Prag unter Strom gesetzt wird, fordern Politiker und Wirtschaftsvertreter seit den 1990er Jahren. Die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale durch den Bund ist wiederum Voraussetzung für die Erweiterung des Nürnberger S-Bahn-Netzes nach Nordosten.

Südlich, also in Fließrichtung links der Pegnitz, verkehrt seit langem die S 1 über Lauf und Hersbruck bis nach Hartmannshof. Aber auch rechts der Pegnitz existiert parallel dazu eine Bahnlinie, die hinter Hersbruck dem Lauf des Flusses bis Neuhaus und weiter Richtung Bayreuth folgt.

Dichterer Takt, mehr Komfort, mehr Halts

Im Rahmen der Ausbaustufe 3 soll dieser sogenannte Nordost-Korridor bis Neuhaus/Pegnitz in das S-Bahn-Netz eingebunden werden. Ein dichterer Takt, mehr Komfort und eine größere Zahl an Stationen brächten Vorteile nicht nur für Pendler. Ganserer zufolge würde es sehr viel Sinn machen, Elektrifizierung und S-Bahn-Ausbau im Pegnitztal gleichzeitig zu planen und zu realisieren.

Nach Angaben des Abgeordneten müssten in den Umbau von Bahnhöfen oder in die Aufrüstung der Leit- und Sicherungstechnik für den S-Bahnbetrieb rund 36 Millionen Euro investiert werden. Ein Kosten-Nutzen-Indikator von 1,29 weise die Strecke eindeutig als rentabel aus, sagte der Nürnberger Politiker.

Inzwischen gibt es dafür auch schon "positive Signale aus dem Landtag": Auf Antrag der Grünen wird die Staatsregierung aufgefordert, für den Korridor Nordost "eine Planungs- und Finanzierungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn abzuschließen". Einbezogen ist dabei als Abzweigung die Schnaittachtalbahn, also die Nebenlinie von Neunkirchen am Sand nach Simmelsdorf-Hüttenbach.

Drittes Gleis Siegelsdorf-Fürth

Das zweite Projekt im Zuge der geforderten Erweiterung des Nürnberger S-Bahnnetzes betrifft die Strecke Fürth-Neustadt/Aisch, den Korridor West. Was die Chancen auf Realisierung verbessert, ist: Dem Bau eines dritten Gleises im Abschnitt Siegelsdorf-Fürth wird ebenfalls höchste Priorität im Bundesverkehrswegeplan eingeräumt. Das dritte Gleis wird als dringend notwendig erachtet, um den wachsenden Güter- und Fernverkehr auf der vielbefahrenen Strecke Nürnberg–Würzburg bewältigen zu können. Es würde aber auch neue Spielräume für den Nahverkehr eröffnen.

Die Grünen wollen für beide S-Bahnprojekte im Großraum Nürnberg massiv werben. "Wir dürfen keine Zeit verlieren", sagte der Bürgermeister von Lauf, Benedikt Bisping. In Lauf gebe es bereits Überlegungen, das Stadtbuskonzept weiter auszubauen — auch mit Blick auf einen zusätzlichen S-Bahnhalt in Heuchling.

Geld wird womöglich knapp

Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb Eile geboten erscheint: Die Kosten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München werden auf stolze 3,8 Milliarden Euro geschätzt — Geld, das dann womöglich an anderer Stelle im Freistaat fehlt.

Bund und Bahn stehen im oberen Pegnitztal vor großen Herausforderungen: Bei der geplanten Elektrifizierung muss eine Lösung gefunden werden, wie sich der Fahrdraht in den Tunnels unterbringen lässt, zudem sind etliche historische Brücken zu sanieren oder zu erneuern.

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