Seit 11. Mai fährt die VAG schon wieder nach dem normalen Jahresfahrplan, nur die Nightliner verkehren wegen des fehlenden Nachtlebens nach wie vor nicht. Doch immer noch liegen die Fahrgastzahlen bei Bussen und Bahnen in Nürnberg bei gerade mal 55 Prozent. Ähnlich sieht es in Erlangen aus, in Fürth spricht man sogar von lediglich 35 bis 40 Prozent.
Viele Menschen haben nach wie vor Angst, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, wählen lieber das Auto oder das Fahrrad. Dazu befinden sich viele in Kurzarbeit oder im Homeoffice. Der Schulverkehr setzt erst jetzt wieder verstärkt ein.
Auch in normalen Jahren macht die VAG schon mehr als 70 Millionen Euro Verlust. Diese werden aber größtenteils durch die Gewinne der N-Ergie ausgeglichen. Das ist in diesem Jahr natürlich nicht möglich – zumal auch das Plus der N-Ergie deutlich geringer ausfallen wird. Auch die infra Fürth nimmt in diesem Jahr im Energiesektor wohl 1,5 Millionen Euro weniger ein, dazu kommen 800.000 Euro zusätzlicher Verlust im Bäderbereich.
Die großen Industriekunden der N-Ergie haben 35 bis 40 Prozent weniger Strom abgenommen, auch im Gewerbebereich gab es einen Rückgang von fünf Prozent. Die Privathaushalte legten zwar um drei bis fünf Prozent zu, das kann den Millionenverlust aber bei weitem nicht ausgleichen.
„Die von unseren Kunden nicht abgenommenen Strommengen bietet wir an der Strombörse an. Aufgrund des Überangebots haben die Strompreise an den Kurzfristmärkten jedoch deutlich nachgegeben, so dass aus diesen Verkäufen erhebliche finanzielle Verluste zu erwarten sind“, betont N-Ergie-Sprecherin Heidi Willer.
110 Millionen Euro Verlust im VGN-Raum
Nürnbergs Kämmerer Harald Riedel geht davon aus, dass die Städtischen Werke die trotz Hilfsgeldern von Bund und Freistaat verbleibenden Verluste bei VAG und Mindereinnahmen bei N-Ergie noch aus den Rücklagen ausgleichen können. „Schwieriger wird es in den darauffolgenden Jahren ab 2021“, meint er.
Der VGN rechnet für 2020 bei den 130 beteiligten Verkehrsunternehmen im Verkehrsverbund mit Mindereinnahmen von 110 Millionen Euro. Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) erwartet für ganz Bayern Ausfälle von 875 Millionen bis 1,1 Milliarden Euro. Der Bund wird wohl 380 bis 450 Millionen Euro zuschießen, nun hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, dass sich der Freistaat im gleichen Maße engagieren wird, wobei er von einer Größenordnung von 375 Millionen Euro sprach.
„Das Signal ist das richtige. Bund und Länder haben erkannt, wie wichtig der ÖPNV für die Grundversorgung ist“, meint infra-Geschäftsführer Marcus Steurer. Falls man 80 oder 90 Prozent ersetzt bekomme, wäre man noch mit einem blauen Auge davongekommen – falls sich die Fahrgastzahlen tatsächlich bis nächstes Jahr wieder normalisieren.
Private Verkehrsunternehmen vor dem Ruin
„Gerade die privaten Verkehrsunternehmen, hinter denen keine absichernde Kommune steht, stehen im Wettbewerb und müssen sehr knapp kalkulieren. Selbst wenn sie nur für zehn Prozent des Verlusts aufkommen müssen, können sie das nur schwer wegstecken“, verdeutlicht VGN-Sprecher Manfred Rupp.
Nun müsse man abwarten, wann, auf welchem Weg und nach welchem Schlüssel die Gelder verteilt werden. „Es wird aber sicher nicht jeder 100 Prozent seines Verlusts ausgeglichen bekommen“, glaubt Rupp. Private Verkehrsunternehmen könnte also die Insolvenz drohen, was das Verkehrsangebot in Bayern deutlich verschlechtern würde.