Abgeordneter vor Ort: Was wird aus dem Steinbruch?
7.3.2021, 08:07 UhrZunächst warf Adelt gemeinsam mit Vertretern der IG und des SPD-Ortsvereins selbst einen Blick von oben in den Steinbruch. Dabei erhielt er von Martin Leipert von der Gräfenberger SPD eine kurze Einführung in den Gesteinsabbau vor Ort. Die Produktion von vor allem Schotter und Baustoffen am Standort sei ein Wirtschaftsfaktor. Aber das immer schnellere Abbautempo, Sprengungen und Verkehr eben auch eine Belastung, so dass das Thema eine gewisse Sprengkraft in der Bevölkerung berge.
Aus seiner Zeit als Selbitzer Bürgermeister konnte Adelt Erfahrung mitbringen. Der dortige Steinbruch wurde einst als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der A9 renaturiert. Daher fielen ihm die Steilwände ins Auge, über denen sich bereits wieder die Vegetation erholt. Diese seien ökologisch wertvoll, sie müssten daher erhalten und unter Naturschutz gestellt werden, so der Abgeordnete. Anschließend traf er Vertreter der "IG Steinbruch" zu einem Gespräch. Die Initiative hatte sich im Zuge des Genehmigungsverfahrens der Firma Bärnreuther + Deuerlein gegründet.
Der Steinbruchbetreiber beantragt derzeit eine Erhöhung der Verfüllmenge und möchte zugleich Material mit höherer Schadstoffkategorie einbringen. Das Thema beschäftigte erst kürzlich den Stadtrat. Die Vertreter der Initiative stellten die Ungereimtheiten des Genehmigungsverfahrens vor, die sich aus ihrer Sicht zeigen. Je tiefer sie sich in die Akten eingearbeitet und mit je mehr Experten sie gesprochen hätten, desto größer sei ihr Skepsis und ihre Sorge geworden, hieß es: Fehler im für das Verfahren essenziellen hydrogeologischen Bericht, Widersprüche zwischen den Standorteinschätzungen des Wasserwirtschaftsamtes von 2005 und 2019, eine Aufwertung um gleich zwei Schadstoffkategorien und die Nichtdurchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung trotz der Größe des Änderungsvorhabens.
Bayern nicht vorbereitet
Beim Abgeordneten stieß die IG damit auf offene Ohren. Er sei verwundert, dass man sich kaum Gedanken über die Entwässerung der Verfüllung sowie ein Schutzkonzept für das Wasser gemacht habe, so Adelt. Aus seiner Sicht waren die Stellungnahmen der Fachbehörden unzureichend, dieses Verfahren passe überhaupt nicht, so Adelt weiter. Es sei legitim, dass die Gräfenberger Bürger Fragen stellten. Diese müssten von Fachbehörden und Steinbruchbetreiber umfassend geklärt werden. Jedoch stellte sich Adelt auch teilweise hinter die bayerische Verfüllpraxis: Auf eine Deponierung von Bauschutt wäre Bayern nicht vorbereitet und selbiges wäre bei normalem mineralischen Bauschutt auch nicht sinnvoll. Denn dann würde Material in andere Bundesländer gefahren werden. Genau das würde eine bundesweite Mantelverordnung vorsehen, an der seit 15 Jahren gearbeitet werde.
Einig waren sich SPD und IG Steinbruch aber darüber, dass die Recyclingquote bei Bauschutt deutlich erhöht und nachhaltiger gebaut werden müsse. Die Verfüllung natürlich belasteter Böden in Gruben sollte jedoch ortsnah geschehen. Adelt nannte auch einige Beispiele für erfolgreiches Recycling von Bauschutt, wie die Verwendung in massiven Pollern oder zum Straßenbau. Dennoch sorgte die beantragte Verfüllmenge von 2,5 Millionen Kubikmeter für Diskussionsstoff.