Alle Würste waren weg

27.08.2010, 00:00 Uhr
Alle Würste waren weg

© Leo Hühnlein

Kirchehrenbach schaffte zum 70. Vereinsjubiläum 1997 erstmals den Aufstieg in die Bezirksliga. Dort warteten schon die Kontrahenten aus Weilersbach, die sich nach ihrem Aufstieg 1988 zwölf Jahre bis zur Abstiegssaison 1999/00 oben hielten. Zu dieser Zeit war Kurt Finze Spielertrainer in Kirchehrenbach. Das Kirchehrenbacher Eigengewächs hatte sein Team aus der damaligen B-Klasse (heute Kreisklasse) in die Bezirksliga gebracht. In der ersten Bezirksliga-Partie gegen Weilersbach allerdings verschoss er nach einem Foul an ihm selbst den Elfmeter. "Noch heute fällt mir im Rückblick der Sepp-Herberger-Spruch ein, dass der gefoulte Spieler nicht selbst schießen soll", gibt er zu, "aber dafür hatte ich dann ja unseren 1:0-Führungstreffer von Michael Fuchs vorbereitet."

Thomas Kapp hat während der gesamten Ära Bezirksliga mitgespielt und danach seine Karriere beendet, berichtet der 44-Jährige, der lange Jahre die Spielführerbinde für die Weilersbacher trug. "Die Derbys waren schon der Hammer, obwohl ich diese richtig giftigen Zeiten von früher nur aus den Erzählungen kenne. Ich habe an die Derbys mit dem TSV nur schöne Erinnerungen. Vielleicht auch, weil wir öfters gewonnen haben?" Gerhard Heidorn widerspricht dem vehement. Der 52-jährige war bei den Germanen Spielleiter neben Trainer Finze und kennt die Ergebnisse der vier Bezirksligabegegnungen noch ganz genau. "In den zwei Jahren war die Bilanz völlig ausgeglichen. Zu Hause siegten wir 2:0, im Folgejahr verloren wir daheim mit 0:2. Die beiden Spiele im "Feindesland" endeten jeweils 1:1-Unentschieden, darunter das Auftaktmatch in Weilersbach.

Dieter Dörfler, der einstige Spielleiter in Weilersbach, schmunzelt als er über die umfangreiche Vorbereitungen zu der Partie erzählt. "Für dieses Auftakt-Derby nahm ich extra Urlaub und mähte den Rasen zweimal diagonal. Es sollte ja ein passendes Ambiente herrschen." Für die Radio-Live-Übertragung wurden einen Tag lang nur Kabel rings ums Spielfeld verlegt.

Alles zugeparkt

Die Menschen aus dem Umland strömten schon Stunden vorher zur Gloria und parkten den halben Ort zu. "Wir hatten sage und schreibe 1100 zahlende Zuschauer und tatsächlich wohl um die 1400 Besucher. An jeder Ecke postierten wir Getränke- und Bratwurststände, aber die waren ab der Pause alle ausverkauft". Die Pfeife in der Hand hatte eine junge Nachwuchshoffnung, die heute in der Fußball-Bundesliga pfeift: Deniz Aytekin, zu dieser Zeit 19-jähriges Schiedsrichtertalent der Zirndorfer Gruppe. "

Mit diesem Remis konnten alle gut leben - einschließlich der Zuschauer", sind sich die vier Veteranen einig. Seitdem hat sich das Verhältnis der einstigen Rivalen weiter entspannt. Durch FCN-Fanclubs in beiden Orten kamen sich die Kontrahenten näher und meist ist es jeweils die Gastmannschaft, die bei den gemeinsamen Feiern nach direkten Duellen im "feindlichen Sportheim länger aushält", wie Helmut Stock als heutiger TSV-Spielleiter zu berichten weiß.