Am Schluss werden Max und Moritz eingesackt
06.07.2012, 17:42 Uhr
„Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen.“ In der Johanniskirche geht es drunter und drüber. Zwei Lausbuben, die es mit ihren Mitmenschen allzu bunt treiben, erleben ihr blaues Wunder. Freilich erst am Ende der rund einstündigen Kantate des Bremer Kirchenmusikers Günther Kretzschmar.
Max (Moritz Weidt) und Moritz (Marisa Schuler) treiben in Wilhelm Buschs Bildergeschichte so manche Autoritätsperson in ihrer Umgebung in den Wahnsinn. Ein früher Comic Strip, der alle möglichen Straftatbestände in sich vereint.
Zuschauer werden überrascht
Dass die Brutalität niemandem so recht ins Auge fällt, liegt nicht nur an der gefälligen Form, sondern auch an der Spielfreude des Kinderchores, ihren sängerischen Einlagen und den szenischen Einfällen, mit denen die Zuschauer überrascht werden. Und die hier natürlich nicht verraten werden sollen.
Zuerst trifft es den Hahn und seine Hühner (Paula Schorr, Melina Wilhelm, Chiara Laufer und Karla Mohr), die am Ende des ersten Streiches als „Streichquartett“ tot am Apfelbaum hängen. Danach geraten sie in die Küche der Witwe Bolte (Gudrun Hörner), von wo aus sie per Angel durch den Schornstein direkt in den Magen Maxens und Moritzens fliegen.
Als Sündenbock dient der Hund Spitz (Manuel Möhrle), der sich nur dank akrobatischer Leistungen vor den Schlägen der Witwe in Sicherheit bringen kann. Pausenlos aber geht es weiter: Den Schneider Böck (Thomas Knust) locken die beiden Jungen auf die Brücke. Dabei entpuppen sie sich nicht nur als veritable Nervensägen, sondern legen auch wirklich Hand an die tragenden Elemente. Nur knapp entkommt das Opfer dem Tode, zuerst durch zwei Gänse, die ihn aus den Fluten retten, später durch seine Ehefrau, die ihn vor der Erkältung bewahrt.
Sogar Sprengstoffattentate denken sich Max und Moritz aus. Die Pfeife des Lehrers Lämpel (Stephanie Spörl) präparieren sie mit Schießpulver, bis das Opfer, gezeichnet von der gewaltigen Explosion, am Boden liegt. „Einige der fünf- bis achtjährigen Kinder sind noch nicht in der Schule und können noch nicht lesen“, so Axel Just, Sprecher und Regisseur, „trotzdem haben sie den Text auswendig gelernt.“
Zwischen harmlosen Juxen und schlimmen Taten wechselt die lautmalerische und von schwarzem Humor getränkte Bildergeschichte hin und her. Der schlafmützige Onkel Fritze (Pfarrer Enno Weidt) hat des Nachts mit den im Bett versteckten Maikäfern (Klara Flake, Kai Hulwa, Amelie Hagitte, Carolin Laufer, Hanna Weidt, Jakob und Elmar Patzwahl) zu kämpfen. Im Vergleich zu seinen Mitopfern kommt er dabei noch glimpflich davon.
Dem Kinderchor gelingt besonders die Darstellung der Ordnung des Dorfes und ihrer Beseitigung durch Max und Moritz, die wortwörtlich das Chaos hereinbrechen lassen. Das Handwerk legt ihnen der Bauer Mecke (Joachim Spitzner), der beide nach ihrem siebten und letzten Streich regelrecht „einsackt“ und sie zur Mühle bringt. Sie finden ihr Ende als Entenfutter. „Gott sei dank, nun ist’s vorbei, mit der Übeltäterei.“ Schade, dass es in der Johanniskirche auch schon vorbei ist. Dem Kinderchor hätte man gerne noch weitere Streiche gegönnt.
Am heutigen Samstag feiert die Kirchengemeinde St. Johannis zusammen mit dem neuen Kinderhaus und dem Wichern-Seniorenhaus Gemeindefest und Tag der offenen Tür ab 10 Uhr. Führungen durchs Kinderhaus bis 16 Uhr.
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