Annafest-Verlängerung 2021? Forchheims Stadträte sagen Nein
9.10.2020, 12:43 UhrDie Idee war gut gemeint, „charmant“, wie Manfred Hümmer von den Freien Wählern im Haupt-, Personal- und Kulturausschuss (HPKA) des Forchheimer Stadtrates meinte: Wegen der coronabedingten Absage des Annafestes im kommenden Jahr eine XXL-Ausgabe zu veranstalten. Insbesondere, um die finanziellen Einbußen der Schausteller, Wirte und Brauer zu kompensieren.
Im Mai hatte das der FBF-Politiker Manfred Mauser beantragt, der im Stadtrat der CSU-Fraktion angehört. Zwei Wochen Annafest statt der seit 2014 üblichen elf Tage hatte sich Mauser gewünscht, als einmaligen Nachhol-Sonderfall für die 180. Ausgabe, dem ersten Forchheimer Volksfest in Post-Corona-Zeiten. Doch da lag schon einer von vielen Hunden begraben, die jetzt im HPKA zur Sprache kamen: Dass die Pandemie im Juli nächsten Jahres überwunden oder zumindest so weitgehend unter Kontrolle ist, dass (Zehn-)Tausende Menschen im Kellerwald feiern dürfen, ist eine momentane Hoffnung. Aber eben mitnichten eine künftige Gewissheit.
Polizei und Feuerwehr dagegen
Man solle sich besser darauf konzentrieren, 2021 ein ,annähernd normales‘ Annafest über die Bühne zu bringen, so Hümmer. Als Polizeihauptkommissar hätten für ihn dabei Sicherheitsaspekte den höchsten Stellenwert. Im Übrigen seien schon elf Tage voller Feiervolk für viele Kellerwald-Anwohner „eine große Belastung“.
Gleiches galt für Forchheims Polizeichef Jochen Prinzkosky, der in einem Brief an die Stadt deutlich wurde: „Absolut ablehnend“ stünde seine Polizeiinspektion einer Verlängerung des Festes gegenüber. „Schon während der üblichen elf Tage sind unsere eigenen Kräfte stark ins Annafest-Geschehen eingebunden und leisten über das übliche Maß hinaus Dienst und Überstunden“, so Prinzkosky. Ähnlich äußerte sich die Feuerwehr: Eine Verlängerung des Annafestes würde die FFW Forchheim personell ans Limit bringen.
An dem in Absprache mit den Schaustellern erstellten, möglichen Verlängerungskonzept der Stadtverwaltung fand der HPKA ebenfalls wenig Gefallen: Es würde vorsehen, dass das Annafest von Freitag, 23. Juli, bis Sonntag, 8. August, läuft – allerdings nicht am Stück. Nach Montag , 2. August (und eigentlich letzter Fest-Tag), würde eine zweitägige Pause eingelegt, damit vor allem kleinere Fahrgeschäfte, die nicht verlängern wollen, ihre Buden abbauen können. Erst am Donnerstag (5. August) ginge es mit einem drittem Familiennachmittag weiter, zuletzt bis Sonntag, 8. August, 22 Uhr. Macht de facto 15 Festtage.
Neun Keller wollen nicht
Nächster Grund für Unmut: Wie eine Abfrage der Stadt ergab, würden nicht alle Kellerwirte mitziehen. 13 Keller sind für eine Verlängerung zu haben, aber neun (Brauwastl-, Schaufel-, Greif-, Schindler-, Glocken-, Eichhorn-, Weiß-Tauben-, Schützen- und Blümleinskeller) brachten ihre Ablehnung zum Ausdruck. „Und das sind einige große, für das Annafest wesentliche Keller“, so Hümmer.
Für „völlig sinnfrei“ hielt Frank Streit (CSU), Sohn des „Kellerwald-Bürgermeisters a.D.“ Franz Streit, die „Aufblähung“ des Festes inklusive einer „vermeintlichen Zwischenpause“. Es sei nicht zu erwarten, dass dadurch „so viel mehr Umsatz gemacht wird“, sondern eher Mehrkosten für Security und Musik auf die Wirte zukämen. Und welcher Keller in der Verlängerung offen bleibt oder schließt, wisse man auch nicht, so Streit.
Annafest: Nächstes Jahr zwei Wochen feiern?
Ein weiteres Problem könnte die Verkehrssituation werden: Eine „vollumfängliche Nutzung der Piastenbrücke“ könne nach derzeitigem Kenntnisstand für den Sommer 2021 „nicht als gesichert gelten“, teilte die Stadt mit. Sprich: Eventuell laufen dann schon vorbereitende Maßnahmen zum Abbruch der Brücke.
Und hier wurde der große Annafest-Umzug zum Thema, der anlässlich des 180. Jubiläums eigentlich heuer hätte stattfinden sollen. Konkret die Frage: Soll er 2021 nachgeholt werden? Der Forchheimer Heimatverein als Veranstalter des Umzugs hält davon wenig, teilte er mit. Durch die (un)absehbaren baulichen Gegebenheiten (Rathaussanierung, Paradeplatzumgestaltung, Piastenbrücke) wäre eine Änderung der Umzugsstrecke über die Eisenbahnbrücke vonnöten – auf die man gerne verzichten würde, um Verkehrsbehinderungen und groß angelegte Umleitungen zu verhindern. Der Heimatverein erachte es für das Beste, erst zum 185. Annafest im Jahr 2025 wieder einen großen Festzug – auf der angestammten Strecke – durchzuführen, so Vereins-Chef Dieter George.
Alles in allem also „gewichtige Gründe“, die gegen eine Annafest-Verlängerung sprächen, zitierte die Sitzungsleiterin, Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL), eine Stellungnahme ihres Amtskollegen Udo Schönfelder (CSU) in seiner Funktion als neuer „Kellerwald-Bürgermeister“. So sahen es auch die Räte: Einstimmig lehnte der HPKA die Verlängerung der fünften Forchheimer Jahreszeit ab.
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