Bunte Trecker-Parade
19.08.2012, 17:10 Uhr
„Zwar waren es etwas weniger Teilnehmer als im vergangenen Jahr, jedoch tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch“, resümierte Horst Großkopf, von den Altschlepperfreunden Oesdorf. Die heißen Temperaturen taten sicherlich ihr Übriges und hielten so manchen Bulldogfahrer von einer Teilnahme am Treffen ab.
Er hat ein ganz besonderes Exemplar: Reinhard Knöttner (60) aus Hagenau, Bruder des regionalen Künstlers Manfred Knöttner, hat sich seit Jahrzehnten ein ganz besonderes Hobby zugelegt. Mit seinem blauen Eicher-Traktor (Baujahr 1959) ist er viel unterwegs. Knöttner ist leidenschaftlich. Mit seinem 14-PS-starken Gefährt ist er für die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) unterwegs und führt Pilzkartierungen durch. An seinem Traktor führt er einen umgebauten Tragkraftspritzenanhänger (TSA) mit.
Dieser ehemalige TSA8 stand jahrelang in den Diensten der Feuerwehr Effeltrich. Als das Einsatzgerät ausgemustert werden sollte, übernahm Knöttner den Anhänger und baute ihn um. Das TSA dient nun als sozusagen als „mobile Einsatzstation“. Seit seiner Pensionierung ist Knöttner nun quasi als „Pilzsachverständiger“ unterwegs und führt Pilzkartierungen durch. „Ich habe mir in den TSA einen Stromanschluss für einen Laptopanschluss und GPS einbauen lassen“, erzählt der 60–Jährige. „Alles Werkzeug um Pilzkartierungen durchzuführen“, erläutert Knöttner. Für seine große „Pilz-Leidenschaft“ nimmt der Pilze-Kartierer viele Strapazen auf sich, legt weite Wege zurück.
Mit Traktor forschen
Sein Ziel: „Immer seltenere Pilzarten zu finden und zu kartieren“, erläutert Knöttner seine Mission. „Mich interessieren keine Steinpilze oder Champignos“, sagt er. Wenn sich Knöttner über Pilze unterhält, dann redet er von den Exoten, wie beispielsweise von der „Puppen-Kernkeule“, dem Pilz des Jahres 2007. Der Pilz bildet einen zwei bis fünf Zentimeter hohen, keulenförmigen und gelborangen Fruchtkörper, die auf toten Puppen von verschiedenen Großschmetterlingen wachsen. „Der Pilz enthält entzündungshemmende Stoffe, welche auch gegen Tumore und deren Metastasen wirksam sind und in der Krebsforschung eingesetzt werden“, erzählt Knöttner.
Solche seltene Populationen kommen auch in unserer Gegend vor. „In den Wäldern um Willersdorf habe ich solche seltene Arten kartiert“, so Knöttner, der für sein Hobby sogar durch andere Länder reist. Russland, Kanada und andere Länder waren bereits Reiseorte für die Tätigkeit des Pilz-Experten aus Leidenschaft.
Den ältesten Traktor beim Altschleppertreffen in Oesdorf hatte im Übrigen Thomas Schmeißer (35) aus Alterlangen. Er hat aus „seiner Sammlung“ einen Heinrich-Lanz-Traktor (Baujahr 1926) mit nach Oesdorf gebracht. „Das Gefährt hat mit Sicherheit viel erlebt“, schmunzelt Schmeißer. Die 22-PS-starke ehemalige Zugmaschine stand jahrzehntelang in den Diensten eines Zirkus. „Die Zugmaschine zog die Käfige mit den Tigern und Löwen immer vom Bahnhof an den jeweiligen Gastspielorten bis zum Auftrittsort und wieder zurück“, erzählte der 35-Jährige über das Einsatzgebiet des Schmuckstückes. Die Zugmaschine erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von zwölf Stundenkilometern, ausgestattet mit einem Glühkopfmotor – einer Mischung aus Diesel- und Benzinmotor.
Alte Technik funktioniert
Schmeißer selbst, der in der Transportlogistik arbeitet, ist fasziniert von solchen Gefährten. „Das ist wenigstens noch funktionierende Technik; die funktioniert auch nach 80 Jahren noch; alles rein mechanisch“, so der 35-Jährige über seine Lanz-Zugmaschine. „Kinder bezeichnen den Schlepper oft als kleine Lok, da sich die Motorengeräusche wie ein fahrender Zug anhören“, lacht er.
Der Preis für die „Meistbeteiligung“ ging an die Bulldogfreunde Hausen, die sich mit den meisten Traktoren aus einer Ortschaft am diesjährigen Oesdorfer Altschleppertreffen beteiligten. Bernd Nützel (32) von den Bulldog-Freunden Hausen war mit einem Lanz Bulldog 2016 in die Nachbarortschaft gekommen. „Gebaut wurde der Bulldog im Jahr 1956, hat 2256 Hubraum, 20 PS und bringt eine Höchstgeschwindigkeit von 21 Stundenkilometer auf den Tacho“, erzählt Nützel. Der alte Lanz-Bulldog wurde über Jahre hinweg in der Landwirtschaft eingesetzt. Die weiteste Anreise hatten die Bulldogfreunde aus Burghaslach.
Im Rahmen des Altschleppertreffens fand auch das Grillfest der Feuerwehr Oesdorf, sowie am Abend die Oesdorfer Sangria-Nacht statt.
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