Der Meister-Muskelkneter aus Ebermannstadt
03.06.2011, 17:29 Uhr
Es ist bereits die vierte deutsche Fußball-Meisterschaft, die Peter Kuhnt in bislang 17 Spielzeiten beim Traditionsverein aus dem Ruhrpott erlebt. Zweimal holten die Dortmunder den Titel unter „General“ Otmar Hitzfeld (1995/96), der den Borussen damals auch noch den Weltpokal bescherte. 2001 holte Matthias Sammer als seinerzeit „jüngster Meistertrainer“ die Schale nach Dortmund.
Die Meisterschaft 2011 sei höher einzuschätzen, meint Kuhnt, denn mit dem jüngsten Team der Liga war in Dortmund ein derartiger Erfolg überhaupt nicht angedacht. „Die Mannschaft hat sich diesen Titel hart und erfolgreich erarbeitet. Im Vergleich zu früheren Meisterschaften ist diese sogar mehr als verdient einzuordnen. Sie wurde durch konstante eigene Leistung über die komplette Saison errungen und nicht, weil andere übermäßig schwächelten. Unsere Mitkonkurrenten sahen das ja ebenso.“
Titel war „fast logisch“
Die Bilanz der Dortmunder seit Amtsübernahme von Trainer Jürgen Klopp 2008 ist beeindruckend: Im Antrittsjahr auf Anhieb Platz sechs, im Folgejahr auf Rang fünf ins europäische Geschäft und nun Meister. Auf die Charaktere der beiden anderen Erfolgstrainer geht der 49-jährige Ebermannstädter Peter Kuhnt nicht näher ein: „Man kann diese drei Trainertypen absolut nicht vergleichen, denn jeder hatte gewisse Eigenschaften, die dem anderen wiederum fehlen. Jürgen Klopp ist, wenn es um Fußball geht, mit 150 Prozent dabei. Deswegen ist das Endprodukt mit dem Titel auch ein fast logisches Ergebnis von drei Jahren disziplinierter und konzeptionell geformter Arbeit und war, wie gesagt, so früh noch gar nicht erwartet.“
In „Kloppo“, wie sein Chef seit dessen Mainzer Zeiten gerufen wird, sehen viele den Nachfolger Jogi Löws als Bundestrainer und auch auf manchem Wunschzettel der Spitzenvereine Europas soll inzwischen sein Name stehen. Der gebürtige Stuttgarter gilt darüber hinaus mit seinen fachkundigen Statements, die die Öffentlichkeit aus dem Äther kennt, nicht nur als Motivator mit Sachverstand, sondern auch als Trainer mit Herz.
Der Frage, ob Klopp abseits der Kameras oder privat ähnlich zugänglich ist, wie ihn der Fernsehzuschauer kennt, weicht Kuhnt aus: „Viele Vereine würden sich wünschen, ihn als Trainer zu haben. Ob darunter auch Gedankenspiele des DFB fallen, vermag ich nicht zu beurteilen. Und im Zusammenhang mit dem Tagesgeschäft möchte ich mich mit persönlichen Einschätzungen ebenso bedeckt halten. Denn es gibt in unserem Beruf kaum eine Trennung zwischen Privat und Geschäft. Deshalb gehört das auch nicht in die Öffentlichkeit“.
Seit der Herbstmeisterschaft mit zehn Punkten Vorsprung war nicht nur im Umfeld des Vereines abzusehen, dass der Titel heuer nach Dortmund gehen würde. Kuhnt laut lachend zur Frage, ab wann er sich selbst damit beschäftigt habe: „Dass es heuer reichen könnte, ahnten wir nach dem Nürnberg-Spiel. Scherz beiseite. Wir haben in dieser Saison alle direkten Konkurrenten geschlagen und hatten eine Superkonstante in unserem Spiel. Daher folgte der Gedanke an den möglichen Titelgewinn einer stetig wachsenden Wahrscheinlichkeitslogik.“
Auch für Fürth tätig
Dass Dortmunds Titel aus fränkischer Fansicht ausgerechnet gegen den FC Nürnberg unter Dach und Fach gebracht wurde, für den Kuhnt wie auch für die SpVgg Greuther Fürth jeweils fünf Spielzeiten mit auf der Bank saß, spielt für den „Physio“ keine große Rolle. „Natürlich denke ich noch heute positiv an Nürnberg, an Fürth und an Franken zurück. Dort liegen schließlich meine Wurzeln und ich freue mich auch, wenn der Club Erfolg hat. Aber wir arbeiten als Profis und da sind sentimentale Gedanken fehl am Platz. Klar denkt man außerhalb der Arbeit gelegentlich auch mal anders.“
Peter Kuhnts Urlaub ist kurz genug. Offizieller Trainingsauftakt beim BVB ist bereits am 29. Juni. Seiner 18. Spielzeit als Physiotherapeut in Dortmund sieht der Ex-Ebermannstädter, in dessen Naturell ohnehin eine eher stoische Zurückhaltung liegt, gelassen entgegen. Mit Überlegungen, irgendwann einmal wieder bei einem fränkischen Fußballclub anzuheuern, geht er gewohnt passiv um: „Gedanken und Wünsche gibt es immer. Aber ich bin hier im Pott auch sehr gut aufgehoben. Natürlich habe ich tolle Erinnerungen an meine fränkische Heimat. Manchmal vermisse ich etwas wehmütig die ländliche Ruhe, die ich bei gelegentlichen Kurzbesuchen genieße.“
Frankens Feste locken
Gänzlich ausschließen will Kuhnt aber nicht, vielleicht doch eines Tages die Zelte wieder in Franken aufzuschlagen. Als Profi sei man sozusagen Dienstleister und wie anderswo auch nicht mit seinem Arbeitgeber verheiratet. Sein 50. Geburtstag im Januar 2012 ist für Kuhnt ebenfalls kein Grund, sich Gedanken für die Zeit nach Borussia oder den Ruhestand zu machen. Wieder nach Ebermannstadt zurückzukehren, räumt er jedoch geringe Chancen ein: „Für die private Zukunft mit meiner Familie habe ich schon konkrete Pläne, die sich allerdings auf die Heimat meiner Frau fokussieren.“ Dennoch ist er wohl öfters in Gedanken nahe der Heimat, als er offen zugeben mag: „Leider fallen Annafest oder das Altstadtfest in Ebermannstadt ja meistens in die unabdingbaren Zeiten bei mir. Aber irgendwann werde ich mir das wohl auch wieder gönnen können.“