Die Rattenfänger von Gräfenberg in der Kanalisation
5.9.2018, 06:00 UhrDie Ratten, sie huschen zwischendrin auch durch die Gassen der Stadt. Im amtlichen Mitteilungsblatt hat die Stadt ihre Bürger auf die Rattenbekämpfungsmaßnahmen hingewiesen. "Das wird regelmäßig gemacht", sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD). Das ist im Abwasserzweckverband beschlossen worden. Die Stadt hat eine Firma beauftragt. "Es wurden Rattenköder in den Kanalschächten ausgelegt", sagt Sandra Wolf vom Bauamt der Stadt. Auch andere Gemeinden müssen sich regelmäßig um die tierische Plage kümmern. Der Grund sind vor allem die Essensreste, die von Bürgern in der Toilette entsorgt werden. "Dort gehören sie nicht hin", sagt Nekolla. Auch "Am Michelsberg" sollen Nager gesichtet worden sein. Doch nicht nur dort.
Grünen-Stadtrat Matthias Striebich ist überzeugt davon, dass es Ratten im ganzen Stadtgebiet gibt. Selbst gesehen hat er noch keine. Bürger haben aber immer wieder davon berichtet, heißt es. Meist sind ihnen die Ratten in der Dämmerung begegnet. Dem Bund Naturschutz (BN) ist ein vermehrtes Auftreten der Nager nicht bekannt, so Friedrich Oehme. Er ist der Geschäftsführer des BN-Kreisverbandes für den Landkreis Forchheim. Trotzdem kaufen besorgte Bürger immer wieder Rattenbekämpfungsmittel. Bis zum letzten Jahr hat Jochen Hengelein vom gleichnamigen Haushaltswaren-, Eisenwaren- und Spielwarengeschäft in Gräfenberg Rattenköder verkauft. "Die Rattenköder mussten kinder- und tiersicher in eine Box gelegt werden", erklärt Hengelein. Sein Händler hat sie aus dem Sortiment genommen, deshalb vertreibt der Geschäftsmann sie nicht mehr.
"Vorsicht ist geboten, wenn sie sich agggressiv zeigen"
Er selbst hat schon die eine oder andere Ratte über den Marktplatz huschen sehen. "Das liegt an den Bächen und an den schlanken Häuserreihen", sagt Hengelein. "Wo Wasser ist, sind die Ratten und wo Essen ist, fühlen sich die Tiere schließlich wohl." Was zwischen die schmalen Häuserreihen geworfen werde, sei oft nicht einsehbar. Nicht nur die Bäche seien eine Zuflucht für die Nagetiere. Dass Ratten immer wieder über die Straßen laufen, habe mehrere Gründe. "Dabei spielt die Kanalisation sicher eine Rolle", meint Striebich. Igensdorfs Bürgermeister Wolfgang Rast (Igensdorfer Umland) hat schon mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dass Essensreste nicht in die Toilette gehören. Auch andere Gemeinden wie Neunkirchen oder Ebermannstadt weisen immer wieder darauf hin.
"Essensreste spielen bei der Ansiedlung und Verbreitung von Ratten oder auch Mäusen sicher eine Rolle. Deswegen ist der Hinweis, diese nicht in die Toilette zu kippen, schon gerechtfertigt", sagt Striebich. "Gekochte Essensreste in offenen Kompostanlagen können sicher auch Ratten anziehen." Während Gartenabfälle in angemessenem Maßstab in Kompostanlagen zu einer ökologischen Gartenbewirtschaftung gehörten, haben gekochte Essensreste auf dem Kompost nichts zu suchen. Das sieht der BN genauso. "Vor Ratten muss man sich nicht prinzipiell fürchten", sagt Oehme. "Vorsicht ist geboten, wenn sie sich aggressiv oder besonders zutraulich zeigen. Dann könnte eine Krankheit vorliegen."
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