Drehte Landesverein die Stimmung in Effeltrich?
21.02.2013, 13:00 Uhr
Ohne Umschweife räumt der ehemalige CSU/ÜWG-Rat, Landwirt und noch amtierende Ortsführer Hans Kotz ein: „Ja wir haben Kreisheimatpfleger Otto Voit und Bezirksheimatpfleger Günter Dippold um Unterstützung gebeten.“ Diese angeforderte Hilfe wurde den Gegnern des Einkaufsmarktes im Ortszentrum zuteil: Architekt und Diplom-Ingenieur Thomas Lauer, Leiter der Bauberatungsabteilung des Bayerischen Vereins für Heimatpflege, verfasste eine Stellungnahme. Wer diese genau in Auftrag gegeben hat, konnten die Nordbayerischen Nachrichten nicht eruieren. Jedenfalls lag diese Stellungnahme am Tag vor den Bürgerentscheiden in vielen Effeltricher Briefkästen.
Klare Ansage
Und sie fällt mehr als deutlich aus. Eingangs schreibt Lauer: „Die Ortsmitte von Effeltrich wird in einzigartiger Weise durch das historische Rathaus, die Anlage der Kirchenburg und die Tanzlinde geprägt und stellt bayernweit ein herausragendes und unzerstörtes Ensemble dar. Die beliebige und auswechselbare Gestalt eines Discounterneubaues in diesem sensiblen historischen Areal würde einer Zerstörung desselben gleichkommen.“
Als Mitglied der Bewertungskommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft — Unser Dorf soll schöner werden“ sieht sich Lauer in der Pflicht „solche Ortsmitten als Vorbild auch für das Zusammenleben von Dorfgemeinschaften“ herauszustellen. Insofern müsse alles daran gesetzt werden, den Discountermarkt in diesem Bereich zu verhindern.
Entweder, fährt der Architekt fort, finde man in Effeltrich einen anderen Standort für einen solchen Markt. Oder aber — und das hält er für den „eigentlichen Lösungsansatz einer maßstäblichen Weiterentwicklung im ländlichen Raum“ — man greife auf die vorhandenen Hofläden zurück. Soweit das Schreiben des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege mit Sitz in München.
Susanne Lasch-Siebold, Mitglied der BI Supermarkt, hat daraufhin „als Privatperson“ — wie sie ausdrücklich anmerkt — dem Landesverein für Heimatpflege einen geharnischten Antwort-Brief geschrieben. Sie sieht in der nicht von der Gemeinde angeforderten Stellungnahme eine „unrechtmäßige Beeinflussung der Bürger zu einem anstehenden Bürgerentscheid und Ratsbegehren“.
Von der Tradition lässt sich nicht leben
Sie pflichtet Lauer zwar bei, dass Hofläden gut und wichtig seien. Nur könne man dort eben nicht alles kaufen. Und: „Tradition ist schön, nur können davon die Bewohner Effeltrichs nicht leben.“ Lasch-Siebold geht davon aus, dass „ein Teil der Bürger, bedingt durch Ihre Stellungnahme, nun für das Ratsbegehren2“ gestimmt hat. Dies bedeute, dass Effeltrich in absehbarer Zeit keinen Lebensmittelmarkt bekomme. Damit habe der Landesverein Effeltrich — wohl in Unkenntnis der Örtlichkeiten — einen Bärendienst erwiesen.
Das stimmt freilich nicht ganz. Denn Effeltrich, das 2008 Kreissieger des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“ war, bemühte sich 2009 auch um den Bezirkstitel in Oberfranken. In diesem Zusammenhang war auch die Bewertungskommission des Landesvereins für Heimatpflege im Dorf, kennt Lauer die Ortsmitte also aus eigener Anschauung.
Hans Kotz dagegen freut sich: Endlich sei nun mit dem Ergebnis des Bürgerentscheids die Veränderungssperre aufgehoben. Damit sei der Gemeinderat gefordert, den Beschluss von 2010 umzusetzen: die Einrichtung eines Kulturwanderwegs. Teil dieses Weges sollten ein Apfel-Denkmal und ein Geschichtspavillon auf jenem Grundstück sein, auf dem die Bürgerinitiative einen Supermarkt haben wollte.
Und die Umsetzung muss seiner Auskunft zufolge schnell passieren. Denn nur noch 2013 gibt es dafür 90 Prozent Fördermittel, unter anderem aus dem EU-Projekt Leader2 und von der Oberfrankenstiftung.
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