„Ein Volk in diesem Land“
04.10.2010, 18:18 Uhr
Herr Güleryüz, Christian Wulff hat gesagt, der Islam sei heute ein Teil Deutschlands...
Hasan Güleryüz: Eigentlich sollte das überall so sein. Es gibt heute keine Grenzen mehr, weder für Nationalitäten noch für Religionen, weil wir uns immer mehr vermischen. Auch in meiner Familie gibt es Mischehen mit Deutschen, so habe auch ich eine angeheiratete deutsche Familie. Wir leben im 21. Jahrhundert, da ist Verständnis auf beiden Seiten nötig. Die Ausländer sollen sich integrieren und Deutsch lernen, umgekehrt müssen aber auch die Deutschen etwas tun und fremde Kulturen akzeptieren. In den letzten 20 Jahren hat sich hier aber schon viel getan.
Was könnten die Muslime in Deutschland tun, um sich aktiv in die Gesellschaft zu integrieren?
Hasan Güleryüz: Die Muslime sollten ihren Glauben leben, aber dabei den Deutschen gegenüber offen sein und ihnen Einblicke in ihre Religion gewähren, falls Interesse besteht. Nur so können wir die Vorurteile aus der Welt schaffen, dass jeder Moslem ein Fundamentalist sei und der Islam eine Religion des Terrors. Wenn wir unsere Sitten, wie etwa den Ramadan, den Menschen erklären, haben die meisten Verständnis. Allerdings müssen auch die Deutschen uns Verständnis entgegen bringen.
Christian Wulff hat in seiner Rede gesagt „Wir sind ein Volk“ – geben Sie ihm da Recht?
Hasan Güleryüz: Für diese Formulierung muss ich Herrn Wulff danken! Wir leben alle in Deutschland und wir sind hier ein Volk – unabhängig von Nationalität, Hautfarbe oder Religion. Wir leben und arbeiten zusammen, gehen hier in den Kindergarten und zur Schule. Wir sind ein Volk, das als Gemeinschaft dieses Land bewohnt.VERENA POHL