Forchheim: Anton Eckert geht in den Ruhestand
1.12.2020, 12:00 UhrDer archäologische Park Neideck, das Lochgefängnis Streitberg, das Wallfahrtsmuseum Gößweinstein, die Synagoge Ermreuth oder die Gereonskapelle Forchheim. Die Fränkische Schweiz kennt keiner besser als er. 40 Jahre lang hat er jeden ihrer Winkel erforscht. Er hat seit der Gründung der Leader-Gruppe 2001 als deren Manager fast zehn Millionen Euro aus EU-Töpfen in die Region geholt. Davon profitieren das Kuratenhaus Heroldsbach, die Kulturwerkstatt Morschreuth oder das Obstanbau-Zentrum Hiltpoltstein.
Historisches im Blick
Bedeutsame Kulturprojekte wie das Romantiker-Jahr 1993 oder das Schlüsselberger-Jahr 1997 haben den Fremdenverkehr rund um die Ruine Neideck angekurbelt. Denn Eckert hat immer auch die touristische Vermarktung im Auge. Landkreisentwicklung heißt das sperrige Wort. Da spielen auch kleine Dinge wie der Meditationsweg in Gasseldorf, gefördert mit rund 20 000 Euro, eine große Rolle. Man muss nur einmal mit offenen Augen durch die Landschaft laufen, dann fallen einem überall die blauen Schautafeln auf, die Mauerreste erklären, auf historische Wege hinweisen, besondere Naturschönheiten ins Blickfeld rücken.
Nach seinem Studium von Sozialwesen, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ist Eckerts erste Stelle die in der Volkshochschule (VHS) des Landkreises. Mit seiner Anstellung begann die Professionalisierung der VHS, zu der weitere drei hauptamtliche Pädagogen kamen. Der zuerst einzige pädagogische Mitarbeiter wird, als VHS-Geschäftsführer Gerard Hagemann 1996 stirbt, dessen Nachfolger. Die VHS wird Teil des Kulturamtes. Mit seinem Team gelingt ihm eine Verdoppelung der Teilnehmerzahlen und eine deutliche Ausweitung des Kursangebotes. Trotz aller Erfolge schmerzt Eckert, dass er es verpasst hat, ein Bildungszentrum in Forchheim zu schaffen. In einer der Industriebrachen entlang der Bayreuther Straße hätte es Möglichkeiten gegeben.
Eine Mammut-Aufgabe
Im Jahre 1990 wird Eckert Chef des neu geschaffenen Landkreis-Kulturamtes und bekommt mit dem Schloss Hundshaupten auch gleich eine riesige Aufgabe zugeteilt. Freifrau Gudila von Pölnitz hat das stattliche Anwesen dem Landkreis vermacht. Es soll dem Wunsch des immer etwas ungeduldigen Landrates Otto Ammon nach möglichst schnell zu einem kulturellen Zentrum der Region werden. Konzerte im Halsgraben und ein Museum schweben auch Eckert vor. So intensiv ist die Beschäftigung mit dem geschichtsträchtigen Gemäuer, dass Eckert das Projekt sogar als "mein Kind" bezeichnen wird.
Nur dass es zu dem weithin einzigartigen burgenkundlichen Museum niemals kommen wird. Die schwärzeste Stunde seiner Dienstzeit erlebt Eckert, als das gesamte Inventar versteigert werden soll. Dafür aber muss erst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Über 2000 Objekte sind es am Ende, die 2005 im Schlosshof unter den Hammer kommen. Ein antiker Schrank aus dem Speisesaal wird alles sein, was Eckert neben den Erinnerungen bleibt.
Im Schatten des Schlosses beginnt auch die Geschichte jenes Kuratoriums, das einst den ganzen Landkreis für das Kleinod hoch über dem Trubachtal begeistern soll. Damit es kein elitäres Projekt wird. Eckert ist von Beginn an dessen Geschäftsführer, sorgt dafür, dass 26 Jahre lang Musiker eine Bühne bekommen. Eine tiefe Freundschaft zum noch vor der Deutschen Einheit auftretenden Sinfonieorchester Pirna wächst.
Der Geiger Andreas Grohmann erhält später sogar den Kulturpreis des Landkreises Forchheim. Hinzu kommen aufwendige Operninszenierungen und eine Händelsche Feuerwerksmusik, deren sichtbares Spektakel aus Böllern und Raketen die Gegend erleuchtet. Als das Schloss Hundshaupten wieder zurück an einen Pölnitz fällt, ändert sich auch der Name in "Kuratorium zur Förderung von Kunst und Kultur im Forchheimer Land". Die Aktivitäten wie die Balthasar-Neumann-Musiktage in Gößweinstein aber bleiben.
Fränkische Schweiz-Marathon initiiert
Als Ende der 90-er Jahre die Umweltfragen immer drängender diskutiert werden, hat Landrat Reinhardt Glauber den Plan zu einem "Autofreien Sonntag". Das bringt die beiden Läufer Rainer Kestler und Toni Eckert, die gemeinsam ihre Trainingsrunden drehen, auf die Idee, die menschenleere Bundesstraße durch das Wiesenttal zu beleben. Der Fränkische Schweiz-Marathon ist geboren. Seither gehört er zu den schönsten Landschaftsläufen und zieht tausende Sportler und noch mehr Zuschauer an. Er hat mit dem Lauferlebnis Fränkische Schweiz die Begeisterung für die Bewegung auch in die Region getragen. Davon kündet auch der Frankenweg-Lauf von Gasseldorf nach Obertrubach.
Wenn Eckert am Jahresende aufgehört haben wird, dann hinterlässt er einige Baustellen, die selbst er in seiner langen Dienstzeit nicht schließen konnte. Das Wanderleitsystem Fränkische Schweiz etwa wird erst 2023 fertig sein. Auch der Bahnhof Behringersmühle braucht noch Zeit. Er selbst wird der Kulturszene in der einen oder anderen Funktion erhalten bleiben. Welche genau, das wird man in den kommenden Monaten sehen.
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