Forchheim feiert sein Stadtfest: So war der Sonntag

3.6.2019, 17:13 Uhr
Forchheim feiert sein Stadtfest: So war der Sonntag

© Udo Güldner

Regionaldekan Martin Emge und Pfarrer Michael Krug, begleitet vom Spielmannszug Jahn Forchheim, dem Mini Coro und seinem erwachsenen Pendant „Coro Fuori del Comune“ aus der Partnerstadt Rovereto, hatten damit mehr Erfolg als gedacht. Sprich: Sonne pur - wie schon am Samstag.

Eigentlich sollen die Kleinen nach den Fischen angeln. Doch scheint die Hitze selbst den Plastiktierchen so zuzusetzen, dass sie kieloben auf dem Kopfsteinpflaster liegen. Captain Panik aus Coburg hat es gegenüber dem Rathaus nicht leicht, den Nachwuchs zu shanghaien, damit er die „Kinderzeit mit Adelheid“ feiert. Einige Mädchen suchen den Schatten, indem sie sich von Lady Lilli schminken lassen.

Andere lassen die Füße in den kühlen Kriegerbrunnen hängen. Wieder andere drehen einige Runden mit dem Karussell oder der Kinder-Eisenbahn und verschaffen sich so etwas Fahrtwind. Wäre man Eisverkäufer, man käme mit den Waffeln gar nicht hinterher.

Ganz in seinem Element scheint hingegen Lola zu sein: Die Papageiendame knackt Walnüsse, während ihr Herrchen an der Kurbel dreht. Mit seinem Leierkasten ist Peter Groß aus Erlangen ein vom Annafest bekanntes Gesicht. Der „Drehorgelpeter“ steht seit zwei Jahrzehnten am Aufgang zum Kellerwaldgelände.

Aus der Apothekenstraße quellen nicht nur die Menschenmassen. Auch ein sanfter Geigenklang weht durch das Gässchen. Dabei ist es völlig windstill. Das Kunststück gelingt der Band „Silk & Pepper“: Katrin Bierfelder singt, Harry Rödel tastet, Ulrich Michel zupft, Christina Moser streicht, Yi Zhao trommelt... Wer da noch einen Cocktail zur Hand hat, der möchte gar nicht mehr aufstehen. Auf den Paradeplatz verirrt sich kaum ein Besucher: Der Jahrmarkt wirkt wie eine Geisterstadt, in der Handtaschen, Räucherlachs und Schneidteufala hausen. So wandern die Zeltbauten vorzeitig zurück in die Planwagen.

Da steht Matthias „Matze“ Brietz noch auf der Bühne am Alten Zollhaus. Der frühere Jamily-Musiker aus Unterleinleiter, der heute in Neumarkt lebt, ist 80 Kilogramm leichter und etliche Akkorde reicher in die alte Heimat zurückgekehrt. An seiner Seite Harald „Harry“ Mond aus Walsdorf. Holger Maurer alias „Holm“ muss mit seiner Gitarre inzwischen ganz alleine am Rathausplatz die Stellung halten. Das Publikum scheint so erschöpft zu sein, dass Beifall den Treuchtlinger nur vereinzelt befällt.

Dass ein Areal vor dem Haupteingang des Rathauses mit sogenannten Mannheimer Gittern abgesperrt ist, das tags zuvor noch vom „Mini Coro“ aus Rovereto bevölkert war, sorgt abseits der Lautsprecher für Gerede. Wie die städtische Pressesprecherin Britta Kurth auf Nachfrage den NN bestätigte, waren an der Gebäudehülle des Magistratsbaus mehrere kleine Steine herabgefallen. Niemand wurde getroffen oder gar verletzt. „In der Folge haben wir unmittelbar danach den Bereich geräumt und abgesperrt. Dies hat Citymanagerin Elena Büttner zusammen mit dem Ordnungsamt und dem Bauhof veranlasst.“

Historische Schätze

Dass hier vor dem spätmittelalterlichen Bau nicht immer Bierbänke standen, wird bei einem Blick in die Bücherstube an der Martinskirche deutlich. Hier hängen 300 historische Postkarten aus der Sammlung Harald Schmidts. Der Bruder des Buchhändlers Hilmar Schmidt und Lorenz Neubauer vom Philatelistischen Verein Forchheim haben die Schätze ausgegraben.

Das festliche Finale findet freilich am Marktplatz statt: Hier kämpfen drei Dichter eine Hitzeschlacht. Beim Poetry Slam gewinnt überraschenderweise nicht der komische Konstantin Korovin aus Stuttgart und auch nicht die halbfertige Bauingenieurin Lisa Stenke aus Mittweida, sondern eine fantastisch poetische Theresa Hahl aus Bochum. Das Wortgefecht ist indes nur der Auftakt zu noch Größerem: Einem „WirSing“-Konzert, bei dem es Kraut und Rüben gibt. Zuerst sind es Andreas Schmitt aus Erlangen und Melanie Laile-Goodheart aus Heroldsberg, die als musikalische Animateure den Zuhörern die Lippen öffnen. Er mit der Gitarre, sie mit den Stimmbändern.

Danach übernehmen die Saams aus Heroldsbach. Vater Franz-Josef und Sohn David gelingt es, mit Kirchweih- und anderen Volksliedern mehr als 200 Kehlen zum Klingen zu bringen. Ein wunderbares Erlebnis, das man am eigenen Hals noch einmal erleben kann: Am 1. Oktober, 5. November und 3. Dezember ab 20 Uhr im Jungen Theater.

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