Forchheim: Radfahrer werden auf der Eisenbahnbrücke ausgebremst
18.8.2020, 20:05 UhrJa, was denn nun? Radfahrer, die über die Eisenbahnbrücke radeln wollen, reiben sich verwirrt die Augen: Über dem kombinierten Rad-/Fußweg weisen auf beiden Seiten, sowohl in Richtung Innenstadt, als auch in Richtung Bayreuther/Hainbrunnenstraße, seit ein paar Wochen blaue Fußgängerschilder darauf hin, dass hier ausschließlich Fußgänger erlaubt nicht. Und auf der Fahrspur für Autos auf der Eisenbahnbrücke: Dort ist es das Verbotsschild mit dem knallroten Rand, das ganz klar sagt: Hier ist Radfahren verboten.
In einer Pressemitteilung nimmt der ADFC zur Sperrung der Eisenbahnbrücke für Radler Stellung: "Der ADFC fand in Gesprächen mit Verantwortlichen heraus, man habe beim Errichten des Abkommenschutzes festgestellt, dass die Brückengeländer zu niedrig sind. Obwohl dort seit 30 Jahren geradelt werden darf und noch kein Radler über das Geländer gestürzt ist, wurde sofort ein Verbot erlassen", wundert sich deren Vorstandssprecher Frank Wessel in einer Mitteilung an die Nordbayerischen Nachrichten: "Wer so rigoros sperrt, hätte alle blow-up-gefährdeten Autobahnen bei Temperaturen ab 25 Grad komplett sperren müssen. Angemessener wäre zum Beispiel eine provisorische Sicherung der Geländer mit Bauzäunen."
Bauzaun oder Pop-Up-Radweg
Es sei "gängige Praxis, solche Bauzäune erforderlichenfalls mit Fahrrad-Ringschlössern aneinanderzuschließen und/oder sie ans Brückengeländer anzuschließen, um ihnen Stabilität zu verleihen". Frank Wessel: "Diese Schlösser würde der ADFC erforderlichenfalls spenden."
Doch Wessel hat noch einen Alternativvorschlag parat: "So genannte Pop-up Radwege. Das sind provisorische Radwege, die man mit üblichen Absperrvorrichtungen auf der Fahrbahn einrichtet. Wessel: "Da existieren die von den Behörden genannten Absturzgefahren definitiv nicht. Wenn man hier aus den genannten Sicherheitsgründen eine Kfz-Spur für Radler absperren wird, würde man zeigen, dass die Sicherheit und Leichtigkeit des Radfahrens die Priorität hat, die sie verdient", schreibt Wessel.
Auch zahlreiche Leser haben sich an die Redaktion gewandt, mit der Bitte um Klärung. Einer von ihnen ist Albert Fießer aus Reuth. "Das Fahrverbot für Radfahrer ist für die Verantwortlichen vom Ordnungsamt und auch für den Oberbürgermeister ein bequemer Weg, die Verantwortung von sich zu schieben und sich keine Gedanken über eine für Radfahrer akzeptable Lösung machen zu müssen", urteilt Fießer in einer E-Mail an die Nordbayerischen Nachrichten.
Zur Radl-Problematik auf der Eisenbahn-Brücke informiert Oberbürgermeister Uwe Kirschstein, bei einer Zusammenkunft der AG Rad "haben wir darüber beraten, wie wir die Radwege sicherer machen können". Zum Hintergrund: In der Arbeitsgemeinschaft Radverkehr (AG Rad), beraten sich "Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Mitglieder des Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Polizei und Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit dem Ziel, Gefahrenstellen zu entschärfen und zusätzliche Fahrradwege sowie Fahrradstellplätze zu schaffen", nachzulesen im Internet-Auftritt der Stadt.
Auf die Gleise stürzen
In ebendieser Zusammenkunft wurde auch darauf hingewiesen, dass "wir im Anschluss zur Eisenbahnbrücke eine Lücke haben", so der OB. Die schnell zur großen Gefahr werden könne, etwa dann, wenn ein Radler fällt und hinab auf die Bahngleise stürzt. "Das wollen wir vermeiden", sagt Kirschstein. Das Brückengeländer sei zu niedrig. Und zwar nicht nur marginal, sondern 30 Zentimeter, "da sind wir weit von der Norm weg", sagt der Ob. 1,30 Meter müsste das Geländer hoch sein.
Für die Brücke ist nicht die Stadt Forchheim, sondern das staatliche Bauamt zuständig, mit dem die Angelegenheit geklärt werde, so Kirschstein. Und weil eine Lösung eben nicht von heute auf morgen möglich sei, wurde die Brücke vorübergehend für Radler gesperrt. Aktuell wurden bereits Angebote eingeholt um das Geländer zu erhöhen. In der KW 35, also nächste Woche, soll der Auftrag zur Erhöhung des Geländers erteilt werden.
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