Gurken aller Geschmacksrichtungen
30.07.2011, 00:00 Uhr
Den Namen „Gurkenheini“ haben sich ihr Mann und ihr Schwiegervater ausgedacht. Das hört sich schon fast wie eine Entschuldigung an, ist aber nicht so gedacht, versichert Daniela Morawski aus Fürth: „Der Name sollte etwas Besonderes sein.“ Und das ist er ja nun auch.
Das Prädikat „Besonders“ verdient sich auch die Ware, die Daniela Morawski und ihr Mann auf dem Annafest anbieten. Mindestens zehn verschiedene Sorten eingelegter Gurken. Ein Fass für jede Geschmacksrichtung: „Wir haben schon noch mehr, aber dann könnten wir uns hier drin nicht mehr bewegen.“
Die Kaventsmänner, die einem der „Gurkenheini“ zu einem Euro das Stück in die Hand drückt, haben es durchaus in sich. Chili, Salz, Senf, Knoblauch, Zwiebel, Kraut – da bleiben kaum Geschmacks-Wünsche offen. Spreewald-Gurken allerdings werden die Gäste vergeblich suchen: „Unsere Ware stammt aus dem Knoblauchsland“, versichert Daniela Morawski. Der „Gurkenheini“ steht auf der Fressmeile kurz vor dem Riesenrad.
Die Frage, woher die „Verrückte Leiter“ stammt, muss einstweilen unbeantwortet bleiben. Die Antwort ist aber auch nicht wirklich wichtig. Der Spaß-Stand neben dem BRK-Glückshafen gegenüber dem Glockenkeller zieht vor allem junge Leute an.
Pierre Hartmann aus Erlangen spielt dabei den Lock- und den Spaßvogel. Mit katzenartiger Geschicklichkeit besteigt er die Strickleiter bis zur fünften, der entscheidenden Sprosse — natürlich ohne herunterzufallen oder sich um die eigene Achse zu drehen. Und das ist der Clou: Die verrückte Leiter wird oben und unten von zwei Seilen gehalten. Wer das fünfte Level erreichen will, muss sein Gleichgewicht ausbalancieren. Und wer’s schafft, hat sich einen Gewinn verdient.
In Daniela hat Pierre Hartmann gerade wieder ein Opfer gefunden. Die Jugendliche ist die erste aus ihrer Clique, die sich traut. Hartmann hilft ihr bis Sprosse drei, lässt dann los und – schwupps! drehen sich Leiter und Daniela nach hinten. Leider verloren, die Nächste bitte.
„Ich bin seit 66 Jahren auf dem Annafest.“ Der das behauptet heißt Heinz Melchior. Jeder kennt seinen Stand, „Melchior’s Süßer Laden“, genau gegenüber dem Riesenrad. Heinz Melchior hat während des Annafests Geburtstag. Er sagt, geboren sei er in Bamberg, im Wohnwagen seiner Schausteller-Eltern. Seit seinem 17. Lebensjahr schlägt sich der Veteran als Selbstständiger durchs Schaustellerleben. Früher hatte er eine Schießbude, natürlich auch auf dem Annafest. Heute sagen die Stammkunden: „Schießen können wir nimmer, aber jetzt kaufen wir deine Lebkuchenherzen.“
Was muss man machen, um als Schausteller 66 Jahre lang aufs Annafest zu dürfen? „Ordentliche Ware anbieten“, so Melchior, und zuverlässig sein. Das ist am wichtigsten.
Übrigens: Heinz Melchior wird dieser Tage 66 Jahre alt.