Kitzrettung Pinzberg: Verein will Risiken der Mahd minimieren
21.5.2019, 06:00 UhrHelfen will der Verein mit einer Drohne, erklärt der Vorsitzende Uli Wagner, Diese ist ausgerüstet mit einer guten Wärmebildkamera und soll so helfen, die Kitze in der Wiese zu erkennen.
Wagner ist selbst Jagdpächter und Kommandant der Feuerwehr. Er testete die Wärmebildkamera der Wehr, die arbeitet aus einer Höhe von rund zehn Metern, hat einen relativ geringen Radius und kommt schnell an die Grenzen bei der Bildauflösung.
Ein adäquates, leistungsfähigeres Gerät kostet etwa 15 000 Euro, kann 60 bis 70 Meter hoch fliegen, deckt einen wesentlich größeren Bereich ab und lässt Kitze wesentlich schärfer erkennen. Eine Fläche von zehn Hektar kann so in etwa einer halben Stunde kontrolliert werden. Zu Fuß mit zahlreichen Helfern würde man, so Wagner, vier Stunden brauchen.
Freilich stößt die Wärmebildkamera dann an die Grenzen, wenn die Außentemperaturen an die 26 Grad Celsius gehen, die Temperatur, die auch ein junges Kitz hat. Dann muss man eben früh am kühleren Morgen rausgehen, sagt Wagner.
Seit zwölf Jahren ist er mit zahlreichen Helfern bemüht, die Jungtiere vor der Mahd aus den Wiesen zu bringen. Verschiedene Methoden wurden versucht, das Aufstellen von Scheuchen etwa, das Ablaufen der Wiesen vor der Mahd mit zahlreichen Helfern oder auch der Einsatz sogenannter Kitzretter, Geräte, die blau blinken und Töne von sich geben. Und dennoch sind Opfer nicht auszuschließen. "Wir haben gestern eine Wiese abgesucht, retteten acht Kitze und am Ende wurden doch wieder zwei beim Mähen getötet. Der Landwirt hat bei dem großen und schnellen Gerät meist keine Chance, die Tiere zu erkennen", sagt Wagner.
Verbesserte Zusammenarbeit
Er zieht Bilder hervor. Er will nicht die schlimmen von verletzten Tieren zeigen, sie sind zu grausam. Wagner zeigt lieber die wohlbehaltenen Tiere, für die es sich einzusetzen lohnt, bevor etwas passiert. Seine Stimme verrät, die Situation bewegt ihn tief. Die Kommunikation mit den Landwirten hat sich über die Jahre deutlich verbessert, vieles hat sich eingespielt. Sie kommen schon mit Ausdrucken von Google Earth, auf denen ihre Felder grün gezeichnet sind, die zur Mahd anstehen. So kann man zumindest reagieren.
Mit einem Aufruf an viele Verbände, Radiosender, den Kreisjagdverband, Jagdgenossen, Maschinenring und weiteren Organisationen bitten die Initiatoren der Kitzrettung um Geldspenden. Bisher mit überschaubarem Erfolg. "Es ist eine echte Chance für Rehkitze und Hasen, helft uns Leben zu retten", heißt es in einem Flyer. Es gehe um aktiven Tierschutz, Unterstützung der Landwirte, und um Wildschadenverhütung.
Man könnte Drohnen auch mieten. Das wäre aber umständlich und kostet jedes Mal auch Geld, sagt Uli Wagner. Mit der eigenen Drohne wäre man flexibel und die Arbeit wird ehrenamtlich erledigt.
"Ich finde die Idee hervorragend, jede Idee ist gut, die Leben rettet", sagt Kreisjagdberater Erich Fiedler. Plan. Bei Sonne funktioniert die normale Wärmebildkamera nach seiner Erfahrung nur bis zehn Grad. Nichts sei sicher. Für ihn ist das Absuchen der Jäger mit Helfern unmittelbar vor der Mahd noch immer eine der besten Möglichkeiten. Hunde können keine Witterung aufnehmen, da die Kitze geruchsneutral sind. Sie scheiden bei der Suche aus. Wagners Idee sei hervorragend.
Außerdem weist er darauf hin, dass man Kitze nur maximal zwei Stunden aufbewahren könne, sonst trocknen sie aus. Sie müssen zudem in der Nähe ihres Nestes für ihre Mutter zu finden sein. Nicht mit bloßen Händen anfassen, ist ein weiterer Rat.
Abgesehen davon, bittet Fiedler alle Hundebesitzer, ihre Vierbeiner für die nächsten Wochen unbedingt an die Leine zu nehmen. "Es sind die Brut und Setzzeiten. Vögel, Tiere, Rehe liegen auch an Wegerändern", erklärt er.
Schrille Töne am Schlepper
Hermann Greif, BBV-Bezirkspräsident, ist Pinzberger und praktizierender Landwirt. "Wir haben vor wenigen Tagen gemäht, die Maßnahme eng mit den Jägern abgestimmt und sieben Kitze gerettet, darauf bin ich stolz", freute er sich. Die Zusammenarbeit funktioniere gut. Seine Schlepper sind zusätzlich mit Kitzwarner ausgestattet, das sind Lautsprecher mit hohem, schrillem Ton. Ganz ohne Verluste geht es nicht, aber mähen müsse man halt.
Die Drohne sei eine weitere Möglichkeit zum Schutz der Rehkitze und große Erleichterung für die Bauern. "Eine Gruppe von jungen Jagdpächtern engagiert sich beim systematischen Absuchen in Kooperation mit uns. Man geht sehr aufeinander zu", sagt er. Die Erfolge geben den Pinzbergern recht, das sei auch eine Genugtuung für die Bauern.
Ein Drittel der Gelder konnten die Idealisten um Uli Wagner bisher einsammeln. Auch Landrat Hermann Ulm hat eine Spende in Aussicht gestellt. "Das ist eine tolle Geschichte und kann nur sinnvoll sein. Klasse, wenn dies andere als Vorbild nehmen und sich beteiligen", ist Ulm überzeugt.
Das Spendenkonto lautet: IBAN DE29 8306 5408 0004 0975 80. Verwendungszweck: Spendenaktion Kitz und die Anschrift für Spendenbescheinigung.
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