Millionenschweres Großprojekt: Gößweinsteiner Rathaus kommt ins Pfarrhaus
21.11.2019, 08:57 Uhr"Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn es ist eine historische Entscheidung auf die man stolz sein kann." Dies sagte Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) als der Gemeinderat gegen die Stimme von Dietmar Winkler (CSU) der nun vorliegenden Planung der Bauabteilung des Erzbistums Bamberg zum Umbau des historischen Pfarrhauses neben der Basilika zum Rathaus zugestimmt hatte. Die Planung sieht auch einen Anbau des Pfarrhauses in Richtung Pfarrgarten vor, in der ein öffentlich nutzbarer Saal mit vorgezogenem Foyer und Wirtschaftsräumen entstehen soll.
Die geschätzten Gesamtkosten liegen nun bei rund acht Millionen Euro. Der Gemeinderat favorisiert dabei die Variante, dass das Pfarrhaus einmal auf Erbpachtbasis in den Besitz des Marktes übergeht. Hausherr des dann neuen Rathauses wird also nicht mehr die Kirchenstiftung, sondern der Markt Gößweinstein sein. Das hat den großen Vorteil dass es dann für die öffentlich nutzbaren Flächen, wie eben den Saalanbau, höhere Städtebaufördermittel gibt und die Gemeinde dadurch den Saal bei 80-prozentiger Zuschusshöhe quasi für ein Butterbrot bekommt.
Tourist-Info zieht ein
Mit rund vier Millionen Euro an Fördergeldern müssen sich die Gemeinde und die Kirche die weiteren vier Millionen teilen. Wobei die Gemeinde wegen des größeren Flächenanteils mit rund 2,9 Millionen Euro und die Kirche mit rund 1,2 Millionen Euro zur Kasse gebeten werden. Dadurch bekommt die Kirche aber auch ein großes barrierefreies Pfarrbüro inklusive Pfarrarchiv im linken Teil des Erdgeschosses. Auf der anderen Seite des Erdgeschosses, der früheren Mesnerwohnung, zieht die Tourist-Info ein und im Obergeschoss die Marktverwaltung. Der Fürstensaal im Obergeschoss bleibt im Originalzustand erhalten.
Ursprünglich war im Dachgeschoss der Bau des Sitzungssaales für den Gemeinderat angedacht. Der jetzzige Saalausbau wird gefördert. Würde man keinen Saal bauen, würde die Pfarrhaussanierung alleine rund sechs Millionen Euro kosten. Wie Zimmermann erklärte, setze man mit diesem Konzept gleich "drei Leitprojekte des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts auf einmal um": Zum Einen den Erhalt eines kulturhistorischen Gebäudes in der Ortsmitte, zum Anderen ein neues Rathaus mit öffentlichen Toiletten und außerdem die Öffnung des Pfarrgartens für die Öffentlichkeit.
Negative Seiten beachten
Der Einzige, der dies alles skeptisch sah, war der Behringersmühler Metzgermeister Dietmar Winkler. Man müsse bei einem solchen Prestigeprojekt auch die negativen Seiten beachten, so Winkler. Würde man ein neues Rathaus bauen, hätte man seiner Meinung nach auf Dauer wesentlich günstigere Energiekosten und einen besseren "Arbeitsfluss" für die Beschäftigten – weil man die Büros dann ebenerdig und nicht im ersten Stock unterbringen könnte. "Parkmöglichkeiten am Rathaus haben wir dann auch nicht, auch keinen Sitzungssaal", so Winkler weiter.
Acht Millionen Euro hielt er zudem für zu viel Geld für ein neues Rathaus einer Gemeinde mit nur 4000 Einwohnern. Außerdem fragte Winkler, ob die Gemeinde Regulierungsmöglichkeiten habe, wenn eine andere Glaubensrichtung als die katholische eine Veranstaltung im zukünftigen Saal abhalten wolle. "Ich verstehe die Frage nicht", gab ihm Zimmermann zurück und betonte: "Wenn ein Andersgläubiger oder ein Dunkelhäutiger kommt, wird er nicht des Hauses verwiesen. Und wenn die evangelische Kirche die Räumlichkeiten nutzen will, hat sicher auch die katholische nichts dagegen. Wir als Gemeinde haben keine Ressentiments." Weiter betonte Zimmermann, dass es viel zu schade wäre, aus dem Pfarrgarten Parkplätze zu machen. Diese seien, zum Beispiel am Haus des Gastes, in kurzer Entfernung vorhanden und auch zumutbar.
Eine "einmalige Chance"
"Auch acht Millionen Euro für ein neues Rathaus stimmen so nicht", wies der Rathauschef Winklers Rechnung zurück. "Diese Diskussion läuft Gefahr, dass man was Gutes zu Tode redet", meldete sich Georg Rodler (CSU) zu Wort. Für die Gemeinde und die Kirche sei dies eine einmalige Chance, da man dieses Projekt auf die nächsten 50 bis 70 Jahre betrachten müsse. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", so Rodler.
Auch Vize-Bürgermeister Georg Bauernschmidt (SPD) sprach von einer "Win-Win-Situation" und begrüßte es, dass der Sitzungssaal nicht ins Dachgeschoss kommt. "Der Saal unten ist ein Riesenvorteil", so Bauernschmidt, der aber darauf hinwies, dass dieses Verfahren mehr Zeit brauche als ein Neubau. Bernhard Vogel (SPD) betonte, dass die SPD-Fraktion dem Plan "mit Begeisterung zustimmt", da damit der Ortskern attraktiv werde. Daniela Drummer (FWG) zeigte sich sehr glücklich, dass sie wohl bald bei diesem "historischen Spatenstich" dabei sein könne.
Wie genau dann alles aussehen wird, ist aber noch offen. Das wird sich erst nach einem öffentlichen Vergabeverfahren und einem möglichen Architektenwettbewerb entscheiden. Mit der Regierung von Oberfranken ist der Erhalt hoher Zuschüssen aus der Städtebauförderung schon grundsätzlich abgestimmt.
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