Mit Realschule Hauptschule retten

14.01.2010, 00:00 Uhr

Als Andreas Galster, der auch Fraktionsvorsitzender der CSU im Kreistag von Erlangen-Höchstadt ist, von den NN angesprochen wurde auf ein Schreiben seines Forchheimer Parteifreundes Eduard Nöth an Kultusminister Ludwig Spaenle, in dem die Gründung einer Realschule in Baiersdorf scharf verurteilt wird, reagierte der Rathauschef auf diese Attacke mit Kopfschütteln. Wenn Nöth auf die neue Realschule verzichten wolle, müsse er wissen, dass die Hauptschule in Baiersdorf – die wegen des Geburtenrückgangs und hoher Übertrittsquoten auch in Poxdorf, Effeltrich und Langensendelbach – Schwierigkeiten habe, genügend starke Klassen zu bilden, «auf Dauer gefährdet» sei, sagte Galster.

Für Mittelschule keine Chance

Hintergrund: Die Mittelschul-Konzeption des Kultusministeriums greift in dem Städtchen angeblich nicht. Galster: «Wir haben null Möglichkeiten einer Kooperation mit anderen Hauptschulen in der Nachbarschaft.» Nach den Planungen der Schulämter in Forchheim und Erlangen sind diese Hauptschulen bereits vergeben. «Es macht doch keinen Sinn, wenn Baiersdorf in Neunkirchen anklopft, um einen Partner zu finden.» Dabei hängt der Geburtenrückgang wie ein Damoklessschwert über dem Schulverband. Baiersdorf, die größte Kommune, vermeldete 1999 noch 93 Geburten, inzwischen sind es nur noch 60. Galster prophezeit: «Bald sind nur noch 25 Schüler für eine zweizügige Hauptschule übrig. Da sind wir hart an der Grenze zur Schließung der Einrichtung.»

Zwar hatte die erste Informationsveranstaltung zu dem vom Kultusministerium genehmigten Modellprojekt ein klägliches Ende genommen, wofür man im Baiersdorfer Rathaus vor allem den Hauptschullehrern die Schuld gibt, die eine Realschule in ihrem Haus offenkundig nur wenig begeistert. Bürgermeister Galster ließ beim Neujahrsempfang der Stadt der Enttäuschung freien Lauf. Die Lehrer müssten mehr «Mut» und «Leidensfähigkeit» zeigen, so der Rathauschef.

Stattdessen hätten sie bei der Vorstellung des Modells bei den Eltern «keinen guten Eindruck» gemacht. «Da war kein Konzept und keine Idee zu erkennen», so Galster. Kein Wunder, dass hernach nur wenige Kinder für die Realschule angemeldet worden seien. Doch jetzt hat der Ministerialbeauftragte für Realschulen in Mittelfranken, Josef Lobenhofer, dem Modell eine Galgenfrist gewährt und die Einschreibungszeit verlängert.

Galster sieht die Dinge inzwischen hoffnungsvoll. «Bei uns haben auch schon Eltern aus Oberfranken ihre Kinder für die Realschule angemeldet.» Auch aus Hausen und Heroldsbach hätten sich Eltern gemeldet und Interesse an der Realschule gezeigt. Von dem «Bedrohungsszenario» für Forchheim, das der Abgeordnete und ehemalige Realschullehrer Nöth dem Kultusminister vortrug, lässt sich Galster kaum beeindrucken. Auch im Bildungswesen sei Wettbewerb vonnöten, sagt er. «Mehr Realschulen in unserem Raum können der Jugend nur nutzen. Das setzt bei den Lehrern auch Kräfte frei, die zu pädagogischen Konzepten führen, die auch das schulische Binnenklima verbessern.»

Auch Nöths Behauptung, die neue Realschule könne «nur mit Kindern aus dem Landkreis Forchheim bestehen», ist laut Galster falsch. In der Meerrettichstadt, wo 80 Prozent der Viertklässler in weiterführende Schulen wechseln, während es in den Verbandsgemeinden Bubenreuth und Möhrendorf oft 100 sind, müsse man sich um genügend Realschulnachwuchs keine Sorgen machen. Die Jugend dränge in Erlangens Realschulen, die aber längst überlaufen sind.

Neues Strategiegespräch

Am Freitag will sich Galster mit seinen Bürgermeisterkollegen aus dem Schulverband, dem Hauptschulrektor Siegfried David und Schulrätin Bertie Nonhoff zu einem Strategiegespräch treffen. Am 8. Februar geht es in einem weiteren Gespräch, zu dem die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen die Bürgermeister eingeladen haben, auch um die Kosten für die Schülerbeförderung. Galster: «Wir brauchen eine Lösung, weil für die Bubenreuther und Möhrendorfer Schüler die Fahrt nach Erlangen weniger kostet als nach Baiersdorf.»