Neugierige belagern zwei Tage lang Burg Neideck
04.08.2008, 00:00 Uhr
Nach schweißtreibendem Anstieg eröffnen Landrat Reinhardt Glauber, Kulturreferent Anton Eckert, Architekt Hartmut Schmidt und «Hausherr» Helmut Taut, Bürgermeister von Wiesenttal, das «große Freilichtmuseum» als Mittelpunkt der Burgen in der Fränkischen Schweiz. Besonders der Einbau eines Treppenhauses in den Wohnturm lässt Staunen. Die Aussicht von ganz oben ist Atem beraubend.
Das Burgfest lädt danach zu allerlei Zerstreuung ein: Das Neideck-Ensemble unter Leitung Rainer Strengs nimmt Mauerreste als Bühne für Ausschnitte aus dem Historiendrama um den letzten Schlüsselberger, für Shakespeare «Sommernachtstraum» oder für ein Best of an Liebesszenen der bisherigen Aufführungen. Szenen voller Dramatik, Witz und Leidenschaft vor herrlicher Kulisse.
Die Kinder kommen bei strahlendem Sonnenschein mit Schminken und Airbrush-Tattoos auf ihre Kosten. Das Figurentheater Rothenburg sorgt mit Abenteuern des Kaspars für vollbesetzte Bänke. Auf den Spuren ihres Vaters Konrad sind Agnes und Beatrix von Schlüsselberg unterwegs. Die Gästeführerinnen Lori van Londen, Doris Philippi, Christina Jacob und Stephanie Glaser geben Einblick in das Burgleben vor 700 Jahren, erläutern den Aufbau der Burg und zeigen, was man heute auf den ersten Blick nicht mehr sieht. An wechselnden Standorten vernimmt man historische Musik auf kuriosen Instrumenten. Die Formation «Liederlich» hat mittelalterliches Repertoire auf Krummhörnern, Rauchpfeifen und Psalterium im Beutel. Michaela Reif-Schmidt (Gemshorn), Dieter Leppich (Traversflöte), William Buchanan (Laute) und Fabian Schnaidt (Dulzian) plündern etwas im Frühbarock. Für Heiterkeit sorgt die Gauklertruppe «Un poco loco» mit phantastischen Stelzenspektakel und Hannes Göldner und Sandra Ettling
jonglieren Bälle, Keulen und Messer.
In der Vorburg tummeln sich Schwertträger, die Kampfszenen zeigen. Die «Fechterer» Olaf Schöning, Christian Köberlein, Jörg Zindl und Tobias Frank setzen nicht nur auf Action, sondern vermitteln auch Wissenswertes zu mittelalterlichen Waffen und der Art, sie zu führen. Im Hof der Hauptburg haben inzwischen fünf Musiker des Ensemble Hundshaupten ihre Instrumente ausgepackt. Christian Bauer, Peter Gunreben (Trompeten), Charly Hopp (Horn), Berthold Gunreben (Tuba) und Dietrich Kawohl (Posaune) schlagen den Bogen von den Klängen der Renaissance bis zum Jazz. Und sind dabei auf Grund der glänzenden Akustik der Burgruine weithin zu hören. Am Abend dann dürfen die sagenhaften Geschichten um den Zeiselfänger von Betzenstein und Eppelein von Gailingen nicht fehlen. Was hätte wohl Konrad II. von Schlüsselberg gesagt, wäre er nicht 1347 bei der Belagerung von einem Steingeschoss getroffen worden? Er hätte sich über das bunte Treiben auf «seiner Neideck» sicher gefreut. Und darüber, dass die
Gäste aus Bamberg, Würzburg und Nürnberg diesmal nicht in kriegerischer Absicht gekommen sind. So ändern sich die Zeiten. UDO GÜLDNER