Parkplatznot am Bahnhof
"Nicht höher als die Moschee": Debatte um Parkhaus in Forchheim
11.7.2019, 12:57 UhrMehr Parkplätze für Autos und Fahrräder braucht die Region rund um den Forchheimer Bahnhof. Darüber sind sich alle Fraktionen im Stadtrat einig. In der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses wurde auch deutlich, dass die möglichen Standorte konsensfähig sind, vor allem die für Radstellplätze. Doch das Parkhaus, das genau zwischen Sport-Dürbeck und der Moschee in der Haidfeldstraße gebaut werden soll, sorgt wegen seiner Dimensionen für ein zweigeteiltes Echo.
Mit ausgelöst hat die Diskussion die Sparkasse. Sie will seit Jahren in der Birkenfelderstraße hinter ihrem Planungszentrum eine größere Wohnbebauung verwirklichen, dort, wo jetzt der Mitarbeiterparkplatz besteht. Dieser sollte für Anwohner und Sparkassenbanker zweigeschossig im Untergrund verschwinden. Nun stellte die Sparkasse fest, dass das Vorhaben a) sehr teuer und b) wegen der historischen Bastionsmauern im Boden auch technisch sehr schwierig werden wird. Statt dessen will sie in der Haidfeldstraße gemeinsam mit der Stadt ein Parkhaus errichten und dort rund 80 Stellplätze für Mitarbeiter reservieren.
"Nicht höher bauen als die Moschee"
Im Planungsausschuss wurden zwei Varianten vorgestellt. Die kleinere: 9,25 Meter hoch, vier Ebenen, 276 Stellplätze. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) setzte sich für diese Größenordnung ein. Denn bei einem Treffen mit den Moscheeverantwortlichen hatte er erfahren, dass sein Vorgänger einst versprochen habe, die Stadt werde "nicht höher bauen als die Moschee". Das Gotteshaus misst 9,15 Meter. Kirschstein, Reiner Büttner (SPD) und die beiden FGL-Rätinnen Sabine Dittrich und Edith Fießer stimmten für diese Variante. Alle anderen sprachen sich für die "große Lösung" aus: zwölf Meter hoch, fünf Ebenen, 344 Stellplätze.
Hauptwortführer dafür war Günther Hammer (CSU). Er fühlte sich nicht daran gebunden, "was wer wem irgendwann einmal versprochen" hat, zumal es dazu laut OB nichts Schriftliches gebe. Reinhold Otzelberger (CSU) plädierte für "ein Stockwerk oben drauf (auf die kleine Lösung) und eins drunter: Wir bauen hier schließlich für Jahrzehnte".
Gut fürs Annafest
Auch Manfred Mauser (FBF) stimmte in diesen Chor ein: "Da soll die Sparkasse sich halt etwas kräftiger beteiligen." Ein Parkhaus an dieser Stelle wäre aus seiner Sicht angesichts der nahen Fußgängerbrücke über die Gleise auch für die Zeit des Annafestes eine gute Alternative zum Festparkplatz im Forchheimer Süden. Reiner Büttner wollte auch eine "schnelle Lösung", allerdings in der kleineren Variante: "Noch besser wäre es freilich gewesen, das Verkehrsgutachten abzuwarten", um zu erfahren, wie viele Autos wann von wo nach wo fahren.
Sabine Dittrich sieht eine Zukunft, in der insgesamt weniger Autos fahren: "Parkhäuser führen aber zu mehr Verkehr." Und für "die zehn Tage Annafest" extra ein größeres Parkhaus zu bauen sah sie nicht recht ein. Einige Redner wiesen auf die schwierige Ausfahrt auf die Adenauer-Allee hin, wo in Stoßzeiten ein Stau "bis zurück zum Parkhaus" zu erwarten sei.
Zwei bis drei Millionen Euro
OB Kirschstein prophezeite nach der Abstimmung, dass das geforderte Untergeschoss die Kosten kräftig in die Höhe treiben werde. Bisher wurde der städtische Anteil, je nach Ausführung, auf "zwei bis drei Millionen Euro" taxiert. Der Vorstand des Moscheevereins wollte sich gestern Abend zusammensetzen und die Lage beraten ehe er Stellung bezieht.
Eine Absage erteilte der Ausschuss einstimmig der FBF-Vorstellung von einem Parkdeck an der Ecke Schönbornstraße/Theodor-Heuss-Allee, wo jetzt schon ein Parkplatz besteht. Das Bauamt hat Bedenken wegen der Wirtschaftlichkeit und will seine Kapazitäten lieber auf die Haidfeldstraße richten.
Ein Parkhaus Am Stahl, an der Stelle des jetzigen Parkplatzes östlich des Bahnhofes, hat wegen einer dort verlaufenden Hochspannungsleitung kaum Chancen — so das Bauamt. Die Stadträte allerdings wollen den Plan noch nicht aufgeben und halten vorläufig daran fest.
100 neue Radparkplätze
In Sachen Fahrradstellplätze waren sich alle einig: 200 000 Euro sollen im Haushaltsplan des nächsten Jahres dafür bereit gestellt werden. Zum einen für 50 zusätzliche Stellplätze auf der Bahnhof-Westseite, als Erweiterung der jetzigen Abstellflächen. Hier würde die Bahn sich im Rahmen eines eigenen Programms beteiligen. Bauamtsleiter René Franz: "Die Bahn ist nicht nur schlecht, teilweise. Sie macht nicht nur Ärger."
Auf der Ostseite Am Stahl, in südlicher Verlängerung des Pendlerparkplatzes, sollen 50 Fahrradstellplätze errichtet werden. Mit Ladestationen für E-Bikes, mit Fahrradschließfächern, vielleicht sogar als regelrechtes "Fahrradparkhaus". Für beide Seiten, West und Ost, gibt es außerdem Fördermittel.
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