Nutzungskonzepte für städtische Gebäude
"Rathaus der Zukunft": Wo soll die Forchheimer Verwaltung unterkommen?
14.10.2021, 20:00 UhrVerkehrskonzept, Leerstandskonzept, Personalentwicklungskonzept, Sanierungskonzepte und nicht zu vergessen das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek): Wenn es in Forchheim an einem nicht mangelt, dann an Konzepten – manche fertig, manche im Entstehen begriffen, einige in Planung.
Was es jetzt braucht? Freilich noch ein Konzept: In einer Marathon-Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses (PLUA) des Stadtrats ging es einerseits um ein neues "gesamtstädtisches Nutzungskonzept" für zwölf Liegenschaften in der Innenstadt. Und andererseits um die Frage, wie all diese Konzepte ineinandergreifen (sollen).
Beschlossen wurde das Nutzungskonzept für die städtischen Liegenschaften bereits im Februar. Unter die Lupe genommen werden unter anderem markante Gebäude: die Alte Wache am Paradeplatz, das alte Luli-Kino (ehemals C&A) in der Wallstraße, die derzeitigen Verwaltungsräume in der Schulstraße und rund um die Martinskirche sowie Häuser in der Bamberger Straße. Miteinbezogen sind auch Bauten wie das historische Rathaus oder das Kolpingshaus – bei denen die künftige Nutzung allerdings schon weitgehend feststeht.
Der mit der Erstellung des Gesamtkonzepts beauftragte Fürther Architekt Johannes Schloßbauer präsentierte nun einen Zwischenstand seiner Untersuchungen. Dabei brachte er einige Ideen ins Spiel (nicht unbedingt alle neu), wie die Häuser dereinst genutzt werden könnten.
"Bürgeramt" oder "Grüne Halle"?
Die wieder leerstehende Alte Wache beispielsweise bezeichnete Schloßbauer als bauliche "Ruheinsel" auf dem Paradeplatz. Eine Wirkung, die aus Sicht des Architekten nach der Platzumgestaltung "sogar noch verstärkt" werde. Er plädierte dafür, dass in der Alten Wache auch künftig wieder ein Gastronomiebetrieb einziehen soll und "zwar einer, der für alle ansprechend ist: Bürger, Touristen, Familien, Kinder".
Dem ehemaligen C&A-Gebäude (einst das Luli-Kino) attestierte Schloßbauer durch dessen Lage die Fähigkeit "die Innenstadt und die Fußgängerzone auszubreiten". Das imposante Portal des Hauses soll erhalten bleiben, im rückwärtigen Bereich könnte er sich hingegen einen Ersatzneubau vorstellen, eine "leichte Konstruktion". Sprich: einen vielfältig (um-)nutzbaren Bau.
Zwei konkrete Ideen hatte er dafür: etwa ein "Bürgeramt Forchheim" – als modernes Dienstleistungszentrum, in dem bürgernahe Einrichtungen wie das Einwohnermeldeamt untergebracht sind. Oder aber: eine "Grüne Halle" als überdachter Marktplatz in den Wintermonaten – für die Händler des Paradeplatzes.
Wohnungen statt Beamtenbüros?
Bei den Häusern an der Schulstraße und rund um die Martinskirche, in denen die Stadtverwaltung einquartiert ist, brachte Schloßbauer in Zukunft die Möglichkeit einer Wohnnutzung, eventuell gemischt mit Gewerbeflächen, ins Spiel. "Damit wären ohne großen Aufwand 29 neue Wohnungen unterschiedlicher Größe möglich", so der Planer. "Oder eben der Weiterbetrieb als Verwaltungsgebäude."
Ob das künftig auch in der Birkenfelderstraße so sein wird, wo Bauhof, Bauamt und Stadtplanung in zwar sehr großen, aber auch sehr sanierungsbedürftigen Gebäuden untergebracht sind? Jetzt wurden die PLUA-Mitglieder besonders hellhörig: Schloßbauer erklärte, dass dieses Areal zwischen Birkenfelderstraße und Adenauerallee "ein guter Standort für ein Park&Ride-Parkhaus wäre".
Die Vorteile: Das Parkhaus ("in dem an die 100 Stellplätze möglich wären") befände sich am Rande der Innenstadt und hätte eine passende Lage zwischen dem Bahnhof im Osten und den gerade im Bau befindlichen "Statthäusern" der Sparkasse im Westen. Mit Blick auf dieses neue Wohngebiet "könnte das Parkhaus zusätzlich den Lärmschutz unterstützen", so Schloßbauer. Den kleinen Park im Süden des Geländes sowie das leere, seit Jahren dem Verfall preisgegebene Mosom-Jugendhaus empfahl er "zu revitalisieren".
Gemischte Gefühle
Die Räte nahmen die Ausführungen mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. Johannes Mohr (FGL) zeigte sich zwar größtenteils angetan von den Ideen, lehnte aber ein Parkhaus in der Birkenfelderstraße vehement ab.
Reiner Büttner (SPD) fragte, wie denn nun die Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung bei alldem anschaue – ein Punkt, der zwar in der Beschlussvorlage aufgeführt, aber tatsächlich noch nicht angesprochen worden war. Hier, erläuterten Schloßbauer und Stadtplanungsamts-Leiterin Corinna Stirnweiß, sei "eine kleine Ausstellung" geplant: An jedem der zwölf Gebäude soll ein Plakat auf Nutzungsmöglichkeiten hinweisen. Auch eine öffentliche Umfrage samt Fragebogen soll es geben, wahlweise analog oder digital, in der Bürger eigene Vorschläge und Ideen einbringen können.
Manfred Hümmer (FW) kam schließlich auf den "Casus knaxus" des Ganzen zu sprechen. Wenn die Ideen des Planers vorsähen, städtische Liegenschaften "in einem nicht unerheblichen Umfang zu privatisieren" und die Verwaltung in der Schulstraße zu Wohnraum zu machen: "Was ist dann dort mit Parkplätzen? Und wo soll dann bitte die Verwaltung hin?", fragte Hümmer. Er könne die Ausführungen allenfalls als "Zwischenschritt" akzeptieren, "aber es besteht noch extrem viel Diskussionsbedarf".
Ähnlich sah es Reinhold Otzelberger (CSU), der die Parkhaus-Idee im Übrigen "toll" fand: "Das Ganze steht und fällt mit der essenziellen Frage, wohin die Stadtverwaltung umziehen könnte."
Manfred Mauser (FBF/CSU-Fraktion) war der Meinung: "Die Verwaltung darf nicht aus der Innenstadt raus." Und Hümmer ergänzte, er könne doch heute nicht über solche Fragen entscheiden, wenn ihm "noch nicht mal die Grundzüge eines Verkehrskonzeptes, das vor langer Zeit in Auftrag gegeben wurde, bekannt sind".
"Parallel und ineinander verzahnt"
Darauf erwiderte OB Uwe Kirschstein (SPD): "Um genau diese Fragen geht es ja. Wir steigen jetzt in die Diskussion ein." Mehrere Konzepte seien "parallel zueinander" zu bearbeiten, müssten "ineinander verzahnt werden".
Es sei nicht Sinn der Sache, so Kirschstein, den Räten "ein fertiges Konzept vor den Latz zu knallen", sondern dieses gemeinsam zu erarbeiten. "Das ist mühsam, zweitaufwendig, aber wir müssen uns heute auf den Weg machen", meinte der OB. "Es geht heute um die Stadtentwicklung: Wir schreiben die Forchheimer Stadtgeschichte für 2040, 2050, 2060."
Letztlich stimmten alle – mit Ausnahme von Hümmer – der weiteren Ausarbeitung des gesamtstädtischen Nutzungskonzepts und der Vorbereitung der Öffentlichkeitsbeteiligung zu.
Um aber nicht völlig aus dem Konzept zu kommen, wurde zum besseren Verständnis gleich im Anschluss ein Tagesordnungspunkt vorgezogen, bei dem Stadtplanerin Stirnweiß auf genau das einging, was Hümmer kritisiert hatte: Den Zusammenhang der vielen Konzepte und Machbarkeitsstudien in Forchheim.
Stirnweiß machte unter anderem deutlich, dass das Nutzungskonzept für die Liegenschaften auch von der Regierung von Oberfranken gefordert werde, um künftig Zuschüsse bei Sanierungsprojekten erhalten zu können.
Wichtig in diesem Zusammenhang, sei vor allem eine derzeit laufende Machbarkeitsstudie namens "Rathaus der Zukunft" – die die Fragen eines möglichen Umzugs der Verwaltung klären soll, die zuvor im Gremium gestellt wurden.
"Dafür wird der aktuelle Flächenverbrauch der Stadtverwaltung sowie der in Zukunft notwendige Flächenbedarf ermittelt", erklärte die Stadtplanerin. Miteinfließen sollen dabei auch die Themen Personalbedarf und -anforderungen. Stirnweiß: "Es soll geklärt werden, in wie weit die bestehenden städtischen Liegenschaften den Platzbedarf decken, ob weitere Räumlichkeiten benötigt werden, gegebenenfalls auch in einem Neubau." Und sollte Letzterer vonnöten sein, habe man eben mit dem gesamtstädtischen Nutzungskonzept einen fundierten Fahrplan zur Hand – auch, um weitere Leerstände zu vermeiden.
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