„Sehen, fühlen und kippen“

16.3.2011, 17:26 Uhr
„Sehen, fühlen und kippen“

© Philipp Demling

Die Wasserzeichen stimmen: Wenn man den Schein gegen das Licht hält, erkennt man deutlich sein Hauptmotiv: zwei Kirchenfenster, darunter die Zahl 200. Auch das silberne Hologramm rechts auf der Vorderseite der Banknote ist täuschend echt: Kippt man den Schein hin und her, zeigt es abwechselnd den Nennwert und ein Kirchenfenster. In der Mitte befindet sich der Sicherheitsfaden, der wiederum den Wert der Banknote anzeigt: 200 Euro.

Ohne technische Hilfsmittel kann man nur an einer Stelle erkennen, dass der Schein gefälscht ist: Der Schriftzug an der oberen Seite, der die Abkürzung für „Europäische Zentralbank“ in verschiedenen Sprachen und das Herstellungsjahr der Banknote zeigt, ist glatt. Bei einem echten Schein könnte man den Schriftzug aber fühlen, wenn man mit dem Finger darüber fährt.

Wer gewerbsmäßig Geld fälscht, muss mit mindestens zwei Jahren Freiheitsstrafe rechnen. Und dennoch versuchen es viele: Im Jahr 2002 wurden Banknoten im Wert von knapp 200000 Euro nachgemacht, 2009 waren es fast 900000 Euro. Im Jahr 2010 ist die Zahl wieder deutlich zurückgegangen. Mit Abstand am häufigsten wird die 50-Euro-Note gefälscht.

„Aufgabe von Bankern ist es, Falschgeld zu erkennen“, sagt Wolfgang Krettner, der bei der Bundesbankfiliale in Nürnberg für Falschgeldprävention zuständig ist. Deshalb ist er häufig in Berufsschulen unterwegs. „Wenn Sie eine Fälschung bemerken, dürfen Sie den Schein nicht mehr zurückgeben“, erklärt Krettner. „Sie müssen ihn einziehen.“ Die gefälschten Scheine gehen dann an die Bundesbank, die sie vernichtet und durch echte ersetzt.

Wasserzeichen und Faden

Zunächst geht Krettner die einzelnen Sicherheitsmerkmale der Banknoten durch: Da ist einmal der Stichtiefdruck, durch den man den Schriftzug oben am Schein fühlen kann, die Wasserzeichen oder der Sicherheitsfaden in der Mitte. Kleine Scheine im Wert von fünf bis 20 Euro haben auf der Rückseite einen grünlichen Glanzstreifen, der sichtbar wird, wenn man die Note schräg gegen das Licht hält, bei den großen ab 50 Euro verändert sich je nach Blickwinkel die Farbe der Wertzahl auf der rechten Seite.

Um das Ganze noch anschaulicher zu gestalten, teilt Krettner einige gefälschte Geldscheine aus, die die Bundesbank eingezogen hat. Einige lassen sich bereits am Papier erkennen. „Falschgeld ist meistens glatt, wachsartig und lappig“, erklärt der Bundesbänker. „Sehen, fühlen, kippen“ lautet die Devise, um die Echtheit zu prüfen. Und wenn das nicht weiterhilft, hilft die Technik: Die Berufsschüler betrachten die Scheine unter UV-Licht. Die Motive auf der Vorderseite der Scheine müssen in Rot, Blau und Grün fluoreszieren, die auf der Rückseite in Grün. Stattdessen leuchten sie weißlich – wie bei Fälschungen meistens der Fall.

Lehrer Helmut Gruber, der im Forchheimer Berufsschulzentrum für den Fachbereich Wirtschaft zuständig ist, sensibilisiert schon seit Jahren mit Hilfe der Bundesbank die Schüler für das Thema Falschgeld: „Sie müssen einen Eindruck bekommen“, meint er. „Wir bilden oft Bank- und Einzelhandelskaufleute aus, die in ihren Berufen ja ständig mit Bargeld zu tun haben.“

Schülerin Lia Schlutius hat die Schulung zum Falschgeld gefallen: „Es ist gut, dass ich echtes und falsches Geld jetzt besser unterscheiden kann. Und es war schon spannend zu sehen, dass man Geld so täuschend echt nachmachen kann.“