Tipps für ein stressfreies Weihnachtsfest
20.12.2016, 06:00 UhrHerr Wissenz, an Weihnachten liegt die Konfliktrate besonders hoch. Woran liegt das?
Bruno Wissenz: Blicken wir auf unser grundlegendes Miteinander. Wir sind oft sehr oberflächlich, Lügen gehört zum Standardrepertoire und Floskelhaftes hat sich festgesetzt. Wie oft werden wir gefragt, "wie geht’s", ohne dass das Gegenüber eigentlich eine (ehrliche) Antwort erwartet?
Was tun bei unliebsamen Geschenken? Gute Miene zum bösen Spiel oder lieber ansprechen?
Bruno Wissenz: Weihnachten ist der soziale Supergau. Der Schenker hat eine hohe Erwartungshaltung, doch oftmals äußerst der Beschenkte im Vorfeld seine Wünsche nicht klar. Ich bin ein großer Freund von Ehrlichkeit. Auch wenn ich den zehnten Schal geschenkt bekomme, sollte man den Gedanken verbal belohnen, etwa "ich finde den Schal wunderschön weich, aber grün ist nun wirklich nicht meine Farbe".
Gibt es auch Geschenke, die man überhaupt nicht verschenkt, also echte No-Gos?
Bruno Wissenz: Ganz "beliebt" sind zum Beispiel Duschgels. Das kann oft als versteckter Hinweis verstanden werden. Das ist quasi eine öffentliche Demütigung beim Geschenkeauspacken und das geht gar nicht.

Umschläge mit Geld-Geschenken, geht das?
Bruno Wissenz: Also ich persönlich bin gegen Geld-Geschenke, also eine Karte, ein Umschlag und Bargeld. Das ist das Kleinste, was man machen kann. Damit kaufe ich mich quasi frei. Viel wichtiger ist es, zu zeigen: Ich habe mich für dich bemüht. Also das Geldgeschenk in einen Kontext stellen: Ein Spielzeugauto etwa für das neue Auto oder eine kleine Palme als Finanzspritze für den nächsten Sommerurlaub.
Was sagt Knigge denn zu den Gesprächs-Regeln bei Tisch?
Bruno Wissenz: Knigge hat klare Smalltalk-Regeln. Das heißt: Keine Politik, kein Fußball, keine Debatte über Umweltthemen. Ganz wichtig: Das Umfeld soll sich wohlfühlen.
Darf der Nachwuchs nach der Bescherung in die Disco?
Bruno Wissenz: Knigge und Erziehung sind zwei paar Schuhe. Das heißt in diesem Fall: Die Eltern sind auch hier Vorbilder. Der Vater kann sich schlecht nach der Bescherung mit dem Bier vor die Glotze setzen und gleichzeitig dem Sohn verbieten, in die Disco zu gehen. Ganz wichtig ist es auch hier, eine Woche vorher den Weihnachtsabend gemeinsam durchzusprechen. Und wenn die Jugend zur Hammer-Party in die Nachbarschaft will, warum nicht? Immerhin haben die Eltern dann Zeit für sich.
Weihnachts-Grüße per SMS oder WhatsApp verschicken, geht das?
Bruno Wissenz: Ein Weihnachtsgruß per WhatsApp ist besser als gar kein Gruß. Noch besser ist es natürlich anzurufen oder im Idealfall, sich miteinander zu treffen. Nicht das Medium, sondern der Inhalt macht den Ton aus, das heißt nicht nur Frohe Weihnachten wünschen, sondern den Empfänger auch namentlich mit Anrede anzusprechen ist wichtig.
Wie lange muss man die Verwandtschaft an Weihnachten ertragen?
Bruno Wissenz: Wichtig ist auch hier, sich mit den Partnern im Vorfeld zu unterhalten und dabei einen Kompromiss zu finden. Auch den Verwandten gegenüber sollte man das im Vorfeld klar kommunizieren und die Schwiegermutter nicht einfach rauskomplimentieren. Etwa, "es ist schön, dass ihr da seid, aber wir hätten auch gerne ein wenig Zeit zu zweit".
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