„WWTT — Was würde Timo tun?“

8.10.2013, 16:59 Uhr
„WWTT — Was würde Timo tun?“

© Astrid Löffler

Sein Outfit – dunkler Anzug und Hemd – passt zu dem BWL-Studium, das er absolviert hat, sein athletischer Körper erinnert an seine Auftritte als Jongleur beim weltberühmten Cirque du Soleil. Als Kabarettist schlüpft Timo Wopp selbstbewusst in verschiedene Rollen und bleibt dabei immer auch Jongleur – sei es mit Bällen oder Wörtern. Am besten gefällt der gebürtige Oldenburger als selbstverliebter Coach, der das Publikum durch die erste Hälfte des Soloprogramms „Passion“ führt.

„Ihr könnt wirklich alle ein Stück weit so werden wie ich“, appelliert Wopp an die gut 50 Zuhörer im Jungen Theater Forchheim und empfiehlt dazu die „WWTT-Strategie“: Was würde Timo tun? Als fiktiver, der oberen Schicht angehörender Seminarleiter ist der Comedian denn auch an Selbstherrlichkeit und Anmaßung nicht zu überbieten. „Jesus ist schon so eine Art role model für mich“, resümiert er in bestem BWLer-Sprech. „Was der an Anhängern erreicht hat, stelle ich mir auch vor.“

„Asozial, um zu helfen“

Eigene Schwächen übergeht der gespielte Referent entweder galant – nach dem Motto „Zu viel Wissen ist auch eine Behinderung“ – oder verdreht sie ins Gegenteil. „Man ist asozial, um anderen zu helfen“, räsoniert der Coach. Frage ihn beispielsweise ein Autofahrer nach dem Weg, rate er ihm das Navigationsgerät einzuschalten; wolle ihm jemand eine Obdachlosenzeitung verkaufen, erkläre er, sie schon online gelesen zu haben. „Ihr sollt halt gut rüberkommen“, fasst Wopp zusammen.

Rasend schnell spickt er seinen Vortrag mit Phrasen wie „Mit Ausdauer hat es auch die Schnecke auf die Arche geschafft“, „Im Hafen ist ein Schiff sicher, aber dafür ist es nicht gebaut“ oder „Glücklich ist, wer die Aussicht genießt, auch wenn er sich verfahren hat“. Manchmal wünscht man sich da als Zuhörer Zeit, um das Gesagte auf sich wirken zu lassen, doch Wopp redet in solchen Phasen unablässig weiter und konstatiert zugleich: „Keine Sorge. Meine Sachen erschließen sich immer erst retrospektiv – auch für mich.“

Verschnaufpausen gönnt der Kabarettist seinem Publikum dann aber doch — nämlich wenn er jongliert. Bewundernd kann sich der Zuschauer zurücklehnen, während Wopp silberne Keulen so schnell durch die Luft fliegen lässt, dass sie wie glitzernde Räder aussehen oder wenn er mit an Ziegelsteinen erinnernden Quadern beim selbst erfundenen „Boxing“ hantiert.

Peruanische Panflöten-Bands

Letzteres käme besonders gut bei Auftritten vor stillstehenden Pantomimen oder peruanischen Panflöten-Bands in der Fußgängerzone an, stellt der Mittdreißiger gehässig fest.

Nicht wieder zu erkennen ist Wopp nach der 20-minütigen Pause: Die Rolle des sich selbst bemitleidenden, weinerlichen Mannes mit cholerischen Anfällen steht ihm nicht halb so gut wie die des Coaches. Es entsteht Stille, ja fast Langeweile, bis Wopp mehr und mehr aufdreht, sich als getriebener Künstler inszeniert, der alle Publikumswünsche zu erfüllen sucht, sich für nichts zu schade ist – auch nicht für die Elefantenmütze – und deshalb schließlich mit drei riesigen Bowling-Kugeln jongliert.

Das Publikum würdigte Wopps zweistündigen, durchweg authentisch wirkenden Auftritt mit stehendem Applaus, woraufhin der Träger des „Stuttgarter Besens“ (2012) und der „Krefelder Krähe“ (2011), der gewöhnlich in größeren Häusern auftritt, erklärte: „Ihr wart die kleinste, aber schönste Standing Ovation, die ich je erlebt habe.“

Wenn das mal kein Lob ist von einem Mann, der zu guter Letzt wieder seine anfängliche Stärke zur Schau stellte und schlichtweg klar stellte: „Ein Timo Wopp bedankt sich nicht.“

Keine Kommentare