Zitterpartie nach „Traumstart“
13.09.2004, 00:00 Uhr
Die Zuschauer, die trotz Sportschau zu ungewohnter Zeit den Weg in die Ehrenbürghalle fanden, brauchten ihr Kommen nicht bereuen. Sie sahen eine über weite Strecken überzeugende Leistung des VfB, die das Interesse auf das weitere Abschneiden der Wagner-Truppe in dieser Saison gesteigert hat. Dass der VfB-Coach zwar erleichtert, allerdings trotz des Sieges nicht rundum zufrieden sein konnte, hatte durchaus seine Gründe.
Nach zehn Minuten im zweiten Abschnitt sah alles nach einem klaren Erfolg der Gastgeber aus. Bis auf sieben Tore war der Vorsprung nach phasenweise brillant herausgespielten Toren angewachsen und die Sachsen schienen einem Debakel entgegen zu gehen. Die Konzentration ließ jedoch beim VfB danach merklich nach und die aufopferungsvoll kämpfenden Gäste kämpften heran.
Wer weiß, wie die Partie geendet hätte, wenn nicht Neuzugang Imre Szabo 50 Sekunden vor Schluss beim Stande von 29:27 mit einer Glanzparade den Zwei-Tore-Vorsprung gehalten hätte. So aber durften die Forchheimer nach dem Schlusspfiff verdientermaßen die „standing ovations“ ihrer Fans entgegen nehmen. Aber auch die Sachsen wurden von ihren mitgereisten Fans für ihre kämpferische Leistung gefeiert. „Wenn mir vor dem Spiel einer gesagt hätte, dass wir bei einem Mitfavoriten auf die Meisterschaft mit nur zwei Toren Differenz verlieren, wäre ich vollauf zufrieden gewesen.“
Diese Einschätzung von Bernhard Krentz, Coach des LVB Leipzig, sorgte nach dem Schlusspfiff für Irritationen beim VfB Forchheim, doch das auf der Homepage der Gastgeber erklärte Saisonziel (unter die ersten Sechs kommen) wurde von den Sachsen als Meisterschaftsanspruch angesehen.
Die ersten Minuten der Partie schienen dem engagierten Gäste-Trainer denn auch recht zu geben. Bereits nach sechs Minuten musste er beim Stande von 0:4 die erste Auszeit nehmen. Das Team seines Pendant Günther Wagner legte los wie die Feuerwehr. Den Torreigen eröffnete Neuzugang Christian Graupner, der im weiteren Spielverlauf jedoch die notwendige Konzentration im Abschluss vermissen ließ und daher mit seinem Einstand nur bedingt zufrieden sein konnte.
Nach erwähnter Auszeit kamen die Sachsen besser ins Spiel. Beeindruckend die Konterstärke der Gäste, die Fehlpässe bzw. Fehlwürfe des VfB schonungslos bestraften und damit stets auf Tuchfühlung blieben. Dass die Gastgeber ihrerseits die Führung nicht abgeben mussten, hatten sie im ersten Abschnitt neben einer überzeugenden Torhüterleistung vornehmlich der Wurfkraft von György Szabo und Sascha Gladun zu verdanken. Aber auch der schnelle Ali Salihu lief seinem Gegenspieler bei sehenswerten Gegenstößen öfters als einmal davon. Nach zwanzig Minuten brachte Coach Wagner erstmals den leicht angeschlagenen Neuzugang und Spielmacher Volker Schwab-Zettl ins Spiel, der bei seinem ersten Angriff sofort einen 7 m-Strafwurf herausholte, den Szabo zu einer neuerlichen Drei-Tore-Führung verwandeln konnte.
Da die Gastgeber nun auch ihre Deckungsformation von 5:1 auf 6:0 umstellten und den LVB Leipzig damit kurzfristig irritierten, konnte sich der VfB wieder mit vier Toren absetzen. Mehr ließen die Gäste zu diesem Zeitpunkt aber nicht zu. Mit einer Drei-Tore-Führung der Gastgeber wurden die Seiten gewechselt.
Vorsprung ausgebaut
Coach Wagner stellte zur Pause um und brachte Linkshänder Axel Reich ins Spiel. Dies zahlte sich aus. Angetrieben wurden sie von Spielmacher Volker Schwab-Zettl, der eindrucksvoll bewies, was für ein klasse Handballer er ist.
Der Neuzugang aus Erlangen erzielte nicht nur selbst drei Treffer in fünf Minuten, sondern setzte auch seine Mitspieler gekonnt in Szene. Da auch Reich die ihm anfangs gewährten Freiheiten zu nutzen wusste, bauten die Wagner-Schützlinge ihren Vorsprung auf 23:16 aus.
Leipzigs Coach reagierte und ließ Schwab-Zettl in Manndeckung nehmen. Gleichzeitig änderten die Gäste ihr Angriffssystem. Mit Stephan Fricke hatten sie nur einen wirklich gefährlichen Rückraumschützen in ihren Reihen und spielten daher in der Folgezeit ihre Angriffe extrem lange aus. Bei nachlassender Konzentration der VfB-Abwehrspieler konnten die Gäste den Rückstand zwar deutlich verringern, den letztendlich verdienten Erfolg des VfB Forchheim jedoch nicht mehr verhindern.
VfB Forchheim: Szabo, Obermüller, Plößl (1), Gladun (5), Rascher (3), Betsch, Szabo (6), Ljevar (4), Graupner (1), Salihu (3), Schwab-Zettl (4), Reich (2).
Gelb-Rote Karte: Steinbeck Marco (L); SR.: Müller/Seitz (Königsbrunn/Ahlen); Zuschauer: 250
STEFAN BRAUN