Deutsche Bahn

Franken: Bahn fordert mehr Tempo für die Modernisierung der Infrastruktur

Arno Stoffels

Region und Bayern

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1.6.2021, 18:46 Uhr
Neue Gleise, mehr Elektrifizierung, schönere Bahnhöfe: In Bayern soll es in den nächsten Jahren mit dem Bahnausbau vorangehen.

© Martin Bäuml/imago images Neue Gleise, mehr Elektrifizierung, schönere Bahnhöfe: In Bayern soll es in den nächsten Jahren mit dem Bahnausbau vorangehen.

Licht am Ende des Pandemie-Tunnels: Nach Angaben des DB-Konzernbevollmächtigten für Bayern, Klaus-Dieter Josel, liegt die aktuelle Auslastung in den Regionalzügen bei 40 bis 45 Prozent, "Tendenz steigend".

Die Pendlerverkehre hätten ebenso wieder angezogen wie die Nachfrage für Urlaubs- und Freizeitreisen. Dank neuer Fahrzeuge mit mehr Kapazitäten, die vielerorts zum Einsatz kommen, wie etwa mit den Skoda-Zügen zwischen Nürnberg und München, sei die Bahn "auch gut vorbereitet, wenn es jetzt wieder langsam losgeht", so Josel.

Nach und nach werde man Kunden zurückgewinnen, "das Mobilitätsbedürfnis wird steigen". Das gelte auch für den Fernverkehr, aktuell würde alle drei Wochen ein neuer ICE 4 ausgeliefert. "Das Bahnfahren ist sicher, es gibt keine erhöhte Ansteckungsgefahr", weder für die Fahrgäste noch für die Mitarbeiter.

Bahn-Impfzentrum in Nürnberg

Für die Beschäftigten startet die DB in Bayern zudem am 8. Juni mit eigenen Impfzentren. Eines entsteht in München, das andere in Räumen des Nürnberger DB-Museums, so Josel. Wie viel Impfstoff den Bahn-Betriebsärzten anfangs zur Verfügung stehen wird, sei allerdings noch unklar.

Fest steht für Josel jedoch, dass mit einer Normalisierung des Alltagslebens die Klimadiskussion erneut in den Vordergrund rücken wird und die Schiene als Verkehrsträger eine starke Rolle spielen wird.

Mehr Tempo

Deshalb müsse nun aber auch das Tempo der Ausbau- und Erneuerungsmaßnahmen deutlich erhöht werden. "Mehr Verkehr auf der Schiene heißt mehr Infrastruktur", so Josel.

2,35 Milliarden Euro fließen in diesem Jahr im Freistaat in neue Gleise und Weichen, bundesweit sind es 12,7 Milliarden Euro. 18 Millionen Euro sollen in Bayern auch in "eine Frischzellenkur für die Bahnhöfe" investiert werden.

150 der insgesamt 1022 Stationen im Freistaat sollen beispielsweise optisch aufgehübscht oder mit besseren Reisendeninformationssystemen ausgestattet werden, darunter etwa auch der Nürnberger Hauptbahnhof und der Halt in Ansbach.

Deutschlandtakt kommt

Daneben gelte es mit Blick auf die stufenweise Einführung des Deutschlandtakts viele Zukunftsprojekte im Freistaat anzuschieben.

Wann und wo das S-Bahn-Gleis zwischen Fürth und Erlangen kommt, ist immer noch unklar. 

Wann und wo das S-Bahn-Gleis zwischen Fürth und Erlangen kommt, ist immer noch unklar.  © Hans-Joachim Winckler

Durch den Deutschlandtakt nach Schweizer Vorbild sollen bis zum Jahr 2030 die Züge zwischen den größten Städten im Halbstundentakt fahren und an den zentralen Bahnhöfen ungefähr gleichzeitig eintreffen, so würden lange Umsteigezeiten entfallen und die Reisezeiten deutlich kürzer.

Vor rund drei Wochen hatte der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, um entsprechende Pilotprojekte zu ermöglichen.

Schneller durch Europa

Daneben soll ein neu aufgelegter Trans-Europa-Express (TEE 2.0) europäische Städte besser miteinander verbinden. Bayern sei hier das zentrale Drehkreuz in Deutschland, so Josel. Das Konzept des Deutschlandtakts verlangt aber nach höheren Frequenzen auf der Schiene auch in Franken, etwa auf der Strecke Burgsinn – Gemünden – Würzburg – Nürnberg.

Die Engpassbeseitung ist im aktuellen Bundesverkehrswegeplan bis 2030 vorgesehen und sieht auch den Bau eines dritten Gleises zwischen Fürth und Siegelsdorf vor.

Der frühere Bundesminister Christian Schmidt (CSU) erklärte dazu vor wenigen Tagen, dass eine Planungs- und Bauentscheidung für das Regio-Entlastungsgleis "sehr nahe" sei, was Josel auf Nachfrage jedoch nicht bestätigen konnte.

Verschwenk oder nicht?

Nach wie vor offen ist auch, wie es mit dem leidigen Thema "Fürther S-Bahn-Verschwenk" weitergeht. Das Nadelöhr der Region mit einem fehlenden Gleis zwischen Fürth und Erlangen-Eltersdorf besteht seit vielen Jahren.

Vor dem Hintergrund des Deutschlandtakts und der anvisierten Beschleunigung des ICE-Verkehrs zwischen Nürnberg und Erfurt ergeben sich laut Josel eventuell veränderte Rahmenbedingungen hinsichtlich der Nutzen-Kosten-Analyse. "Wir müssen uns den Verschwenk nochmal anschauen."

Bezüglich des Güterzugtunnels sehe die Bahn hingegen der Einleitung der Planfeststellung entgegen. Zu Beginn des Jahres wurden die Unterlagen dem Eisenbahnbundesamt übergeben.

Das mit mindestens 750 Millionen Euro veranschlagte Projekt ist gewaltig und wird viel Bauzeit beanspruchen. Der Tunnel ist Teil einer 14 Kilometer langen, zweigleisigen Güterzugstrecke vom Nürnberger Rangierbahnhof bis nach Erlangen-Eltersdorf.

Auf sieben Kilometern zwischen dem Nürnberger Großmarkt in Leyh und Fürth-Kronach sollen die Züge unter der Erde verschwinden. Die elf Meter breite Röhre verläuft damit unter der Pegnitz hindurch und quer unter dem kompletten Fürther Stadtgebiet.

Fehlender Fahrdraht

Vorangehen soll es auch mit der Elektrifizierung der bayerischen Bahnstrecken mit den insgesamt rund 6000 Kilometern Schienen. Der Ende 2020 erfolgte Lückenschluss zwischen Lindau und München sei bereits ein großer Schritt für das Stopfen der Diesellöcher gewesen, so Josel.

Auf dem Plan stünde nun die Strecke München-Mühldorf-Freilassing ganz oben auf der Liste, ebenso wie die Verbindungen Hof-Regensburg, Hof-Nürnberg und die Oberlandbahn südlich von München.

Von 59 auf 70 Prozent

Wenn dort Züge unter einem Fahrdraht unterwegs sind, steige der Elektrifizierungsgrad im Freistaat von jetzt 59 auf über 70 Prozent, so Josel. Das passiere jedoch nicht "von heute auf morgen".

Zum einen, weil vom Beginn der Planung bis zur Fertigstellung in der Regel viele Jahre vergehen. Zum anderen, weil bislang zu wenige Mittel in die Elektrifizierung gesteckt werden, obwohl auch die bayerische Staatsregierung das Ziel ausgegeben hat, dass bis 2040 keine Dieselloks mehr auf Bayerns Schienen fahren sollen.

Hier müssten "der Bund und der Freistaat Bayern die Karten legen" und eine strategische Festlegung treffen, so Josel.

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