Freude für alle - Fall 34: Nicht einmal ein Taschengeld
23.12.2020, 06:32 UhrMit einer Lähmung zurechtkommen, ist die alleinstehende Frau von Kindesbeinen an gewöhnt. Aufgewachsen ist sie - mit entsprechender Förderung - zum Teil im Altdorfer Wichernhaus. Später schaffte sie den Sprung in ein halbwegs selbstständiges Leben. Dabei ist sie im Alltag auf umfassende Unterstützung angewiesen. Beim Aufstehen oder Anziehen ebenso wie im Bad. Nicht umsonst wurde ihr der höchste Pflegegrad zuerkannt.
"Mit der Heimsituation komme ich aber einfach nicht zurecht", meint sie mit einem tiefen Seufzer und macht kein Hehl daraus, wie isoliert und bedrückt sie sich fühlt. Selbst am Telefon ist zu spüren, wie sie innerlich dagegen rebelliert. Den ernsten Hintergrund dazu nennt ihr Betreuer Axel Wisgalla vom Erlanger Zentrum für Selbstbestimmtes Leben Behinderter: "Man gewinnt den Eindruck, dass die Kostenträger eine Heimunterbringung auch mit Anfang 60 für zumutbar halten und wenig Bereitschaft zeigen, dem Wunsch nach einem Leben in einer eigenen Wohnung zu entsprechen." Er versucht, Erika P. bei der Suche danach tatkräftig zu unterstützen, aber geeignete Angebote sind mehr als rar.
Umzug aus einem anderen Regierungsbezirk
Damit haben allerdings viele zu kämpfen. Die Weihnachtsaktion greift das Schicksal der Rollstuhlfahrerin aber nicht zuletzt als typisches Beispiel dafür auf, wie es Betroffenen ergeht, wenn es zu einem Tauziehen über Zuständigkeiten und Kosten kommt. So dauerte es viele Wochen, bis der Bezirk Mittelfranken akzeptierte, dass die früher in einem anderen Regierungsbezirk ansässige Frau nun hier ihren Lebensmittelpunkt hat. In der Zwischenzeit erhielt sie keinerlei finanzielle Unterstützung, nicht einmal das Taschengeld von rund 100 Euro im Monat, das Heimbewohnern zusteht.
So war sie gezwungen, Freunde und Bekannte anzupumpen, selbst für vermeintlich geringe Ausgaben wie die Gebühr für einen neuen Personalausweis. Bei ihrer Apotheke steht sie wegen der Medikamentenzuzahlungen ebenso in der Kreide. Und solange die Grundsicherung nicht bewilligt ist, verfügt sie weder über ein simples Mobiltelefon geschweige denn einen Internetzugang - ohne die sie nicht mal Kontakt zu ihren Betreuern aufnehmen kann.
Keine Fahrdienst-Freigabe
Und in ihre Beratungsstelle selbst gelangt sie ebenso wenig, solange über ihren Antrag auf Fahrdienst noch nicht entschieden ist. Auf eigene Faust öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, ist in Corona-Zeiten gerade für sie keine Option. Und Taxifahrten kann sie sich schon gar nicht leisten. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass es ihr nach der langen Zeit ohne eigene Wohnung auch an vielen Dingen des täglichen Bedarfs fehlt.
Zum letzten Mal vor Heilig Abend bittet die Weihnachtsaktion heute noch einmal um Spenden für Menschen mit einer Behinderung, chronisch Kranke, Obdachlose und andere Menschen in unserer Region, die auf Unterstützung hoffen.
Die „Freude für alle“-Spendenkonten:
Spk. Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11;
Spk. Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72;
Spk. Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99;
Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54.