Angst um Idyll am Grasweg
09.09.2013, 13:00 Uhr
Klaus-Peter Herkner hat zusammen mit Dietmar Ruck die naturnahe Fläche am Grasweg gehegt und gepflegt: ein Baumlehrpfad und Insektenhotels finden sich dort. Eidechsen huschen durch die eigens aufgeschichteten Steinhaufen, Fledermäuse und viele Vogelarten haben hier ihren Lebensraum.
Seit über 15 Jahren kümmert sich Herkner liebevoll um das eingezäunte Gelände rund um das Regenrückhaltebecken. Dabei hat er die stinkende, dicht mit Algen bewachsene Kloake von einst in einen natürlich erscheinenden Teich verwandelt, diverse Bäume und Sträucher gepflanzt und sich eine Grillhütte gebaut. Er besitzt einen Schlüssel zu dem Areal, das er und seine Bekannten nutzen.
Doch wenn es nach dem Seukendorfer Gemeinderat geht, ist es bald vorbei damit. Bürgermeister Werner Tiefel erläutert die Notwendigkeit des größeren Regenüberlaufbeckens: „Bei Starkregen beklagen immer wieder Bürger, dass ihre Keller voll laufen. Manche fürchten sogar um ihren Versicherungsschutz. Wir müssen also handeln.“
Geplant ist, in 500 Metern Entfernung vom jetzigen Becken ein neues, größeres zu bauen. Es soll naturnah angelegt werden. Dazu will die Gemeinde die Pflanzen und diverse Einrichtungen von Klaus-Peter Herkner abkaufen. Rund um das neue Becken soll eine ökologische Ausgleichsfläche entstehen. An der Stelle des alten Rückhalteteichs wäre dann Platz für zwei bis vier Einfamilienhäuser. Genau darüber gibt es jetzt Streit.
„Es wäre absolut unverantwortlich, das hier zu zerstören“, empört sich Günter Löslein, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz Fürth (LBV). „Es ist ein Vogelparadies.“ Auf den Plan gerufen wurde Löslein von SPD-Gemeinderat Frank Tiefel, dieser hatte zusammen mit seinen Kollegen und Kolleginnen der SPD-Fraktion gegen eine Ausweisung als Baugebiet gestimmt. „Die wenigsten aus dem Gemeinderat waren jemals hier, sie wissen gar nicht, welchen Schatz sie hier haben“, meint Frank Tiefel bedauernd, der sich mit dem Mehrheitsbeschluss nicht einfach abfinden will.
Klaus-Peter Herkner hat inzwischen einen knappen Brief der Gemeinde erhalten, mit der Aufforderung, das Gelände bis 30. September zu räumen und den Schlüssel für den Zaun zurückzugeben. Seiner Bitte um einen Aufschub bis Ende Oktober, auch um die Pflanzen für den neuen Standort zu schonen, wurde mittlerweile stattgegeben.
Eingeschaltet hat sich der Bund Naturschutz (BN). Die Vorsitzende der Kreisgruppe Fürth Land, Sabine Lindner, hat einen Brief an die Untere Naturschutzbehörde geschrieben. Sie beklagt darin den „Verlust des gewachsenen Lebensraumes“ und bittet darum, „Alternativen zum Erhalt des Geländes“ zu finden.
Das Seukendorfer BN-Mitglied Günther Mazet sammelt Unterschriften für eine Umwidmung des Geländes in eine Öko-Ausgleichsfläche und gegen eine Bebauung. Die Unterschriften sollen in der kommenden Gemeinderatssitzung am Montag, 9. September, übergeben werden. Eventuell wird sich das Gremium mit dem Thema dann gleich beschäftigen.
Laut Bürgermeister Werner Tiefel ist die Gemeinde über die Veranstaltung offiziell nicht informiert. Da es sich bei dem Becken um ein technisches Bauwerk handelt, wird es aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich sein. Sollte es sein Terminkalender zulassen, ist Tiefel ab 16 Uhr vor Ort, um die Sicht der Gemeinde darzustellen.
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