Attacke auf die Reichen und Mächtigen
03.12.2011, 00:00 Uhr
„Mit Ihrem Gewaffel wollen sie doch nur reiche Dösbaddel beeindrucken. Im Grunde pudern Sie den Reichen und Schönen den Hintern“, ist noch eine der harmloseren Redewendungen. Es geht um den Baron Le Pfuy (Christian Götz), einen ausgesprochenen Menschenfeind. Der alte Herr lebt zurückgezogen mit seiner Schwester Prinzessin Sofie (Gertrud Budde) und Adoptivsohn Mustafa (Frank Schreiner) in seinem Schloss und sondert sarkastische Sprüche ab.
Doch dann braucht er Geld und lädt darum allerlei illustre Personen zu sich ein, um von ihrem Wohlstand zu profitieren. Banker Josef Ackermann (Klaus Keintzel) lässt sich nicht anschnorren und entpuppt sich als heimlicher Wohltäter für Arme in Afrika. Innenarchitektin Chantal le Corbusier (Heidrun Müller) interessiert sich nur für Feng Shui, der Schriftsteller Edgar Wallace (Rüdiger Kolmetz) tippt am Bühnenrand wortkarg auf seiner Schreibmaschine. Lebedame Monique (Hans-Jürgen Laptin) ist gar keine und Sänger Elvis Ricardo (Jörg Kloß) jammert über seine Kindheit.
Sie alle werden von der gestrengen Benimmdame Elmira von Kannste-Kniggen (Ursula Schrade) auf Fein getrimmt. Und erst die liebe Verwandtschaft. Nichte Griseldis (Nadine Schneider), eine arrogante Möchtegern-Schriftstellerin, braucht eine Finanzspritze für ihr Buchprojekt, Neffe Maurice La Motte (Marco Fatfat), ein blasierter Designer, will eine Modekollektion herausbringen, und Neffe Frederik Schnuller von Backe-Wischen (Andreas Dell) ist ein verantwortungsloser Spieler und Taugenichts.
Die drei hat der Baron eingeladen, um sie als billige Arbeitskräfte auszunützen. Gekommen sind all diese Gäste, weil sie neugierig sind und glauben, der Baron müsse irgendwo noch Schätze verbunkert haben.
Gekonnte Glanzlichter
Das kann nicht gutgehen, bald folgen Erpressung, Raub und Mord. Der Baron liegt tot am Boden, alle sind verdächtig — und Inspektor Jack Moser hat alle Hände voll zu tun. Er wird grantelnd, maulig und sehr fränkisch dargestellt von Kabarettist Matthias Egersdörfer, der aufpassen muss, nicht alle an die Wand zu spielen. Doch er hält sich im Zaum, setzt gekonnte Glanzlichter und erntet viel Applaus. Garniert mit Hit-Gesangs- und orientalischen Tanzeinlagen wird ein munteres Tohuwabohu über „die da oben“, bei dem man oft schmunzeln und manchmal den Überblick verlieren kann.
Regisseur Jürgen Erdmann hat sehr einfühlsam mit seinen Akteuren gearbeitet und für jeden genau das gefunden, was er sich zutraut. Die ungewöhnliche Kriminalkomödie entstand gemeinsam mit dem Ensemble im Ausprobieren und Ideenspinnen. Ein Projekt ohne jede falsche Betroffenheit, aber dafür mit viel schrägem Humor.
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